Freitag, 27.09.2019: Unser täglich Brot gib uns heute
"Was darf´s sein?" - "Ich nehme ein Mecklenburger Landbrot, vier Doppelte, zwei Mohn, drei Dinkelbrötchen und zwei Milchbrötchen. Ach so, noch zwei Croissant, die mit Schokolade bitte." "Sonst noch was?" "Mmmm, etwas Kuchen. Zwei Eierschecke, zwei Pflaumen …" - So ein Bäcker ist schon etwas Schönes. Nicht nur der Duft, sondern auch die Vielfalt, die mir begegnet. Das Mecklenburger Landbrot gibt es mitten in Sachsen. Ich kann alles haben, zu jeder, fast zu jeder Zeit.
Manchmal komme ich erst spät zum Einkaufen, dann fehlt das eine oder andere in den Auslagen. Und ein guter Bäcker hat am Abend kein Brot mehr, denn es soll jeden Tag frisch sein. Das passt nicht in unsere Konsumgesellschaft, wo immer alles und zu jeder Zeit zur Verfügung stehen soll. Dieser Lebensstil birgt große Gefahren in sich. Ob es dabei um den Bäcker geht, der jeden Tag arbeiten muss, um die Flugzeuge, die uns Obst bringen, wenn bei uns kein Obst wächst, oder um die Tiere, die zum Teil der Fleischproduktion geworden sind und kein Recht auf ein angemessenes Tierleben zugebilligt bekommen. Vielleicht erzählt die Bibel auch deshalb von Pausen. Gott versorgte Israel in der Wüste nicht jeden Tag mit Manna. Es gab einen Tag Pause in der Woche.
Das erinnerte das Volk Israel daran, dass nichts selbstverständlich ist. Vielmehr ist alles, was mir zu Verfügung steht, ein Geschenk. Und die Pause schenkt dazu noch Erholung. Es soll nicht jeden Tag gearbeitet werden. Es darf nicht aus allem das Letzte herausgeholt werden. Und niemand hat das Recht immer und zu jeder Zeit alles haben zu können. Vielleicht müssen die Menschen hinsichtlich mancher Dinge viele Tage Pause machen, um für die Ausbeutung von Menschen, Tieren und der gesamten Schöpfung einen Ausgleich und ein Durchatmen zu ermöglichen. Am Anfang aber steht die Freude über das Geschenkte, das nicht selbstverständlich ist.
Unser täglich Brot gib uns heute, so heißt es im Vaterunser, dem wohl bekanntesten Gebet der Christenheit. Gott will, dass wir täglich haben, was wir brauchen. Aber zumindest bei Ihm ist nicht mehr rauszuholen. Wie klug.
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