Donnerstag, 26.09.2019: Zusammenhänge
"Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan." So steht es gleich im ersten Kapitel der Bibel. Klare Worte. Pures Leben. Liebe. Nachkommen zeugen. Die Erde nutzen. Aber auch missverständliche Worte. Ein guter Teil menschlicher Entwicklung mit ihren Auswüchsen geht auch auf diesen Satz zurück. Dabei ist es zunächst richtig, die Erde als Lebensraum zu verstehen, den es zu erobern gilt. Aber wo ist die Grenze?
Ausgerechnet ihre Fruchtbarkeit regulierten die Menschen bei Zeiten, aber den Grad der Ausbeutung der Erde zu begrenzen - das will nicht wirklich gelingen. Auf den Satz der Bibel kann sich dabei aber keiner berufen. Er ist aus dem Zusammenhang gerissen. Denn ohne Zweifel spricht die Bibel von Gott als Schöpfer und erwartet, dass der Mensch immer in Verantwortung vor diesem Schöpfer lebt. Aus diesem Zusammenhang wird der Mensch nicht entlassen. Aber das ist weitestgehend unbekannt.
Überhaupt ist "Zusammenhang" ein gutes Stichwort - und ein Lernfeld. Denn so wie die sieben Schöpfungstage zusammenhängen und eine Woche bilden, so hängt auf unserer Welt alles irgendwie zusammen. Und es ist der Ur-Irrtum, der Mensch könne sich aus diesen Zusammenhängen herauslösen oder sich über alles stellen. Wer über allem steht, tritt logischerweise alles mit Füßen. Aber woran ich hänge, das umsorge ich. Wie sehr der Mensch mit allem zusammen-hängt wird deutlich durch einen heißen Sommer. Trockenheit, Waldbrände, Wassermangel, Missernten beeinflussen mehr und mehr das tägliche Leben. Wer mit den Füßen getreten wird, wehrt sich eben irgendwann und das gute Miteinander, der innere Zusammenhang des Lebens gerät aus den Fugen.
Was tun? Vielleicht geht es nicht zuerst um die Veränderung meiner Verhaltensweisen. Das gestaltet sich immer wieder schwierig. Ich muss als Mensch meinen Platz in den Zusammenhängen des Lebens finden, mich nicht über allem, sondern in allem verstehen. Aus dieser Einsicht erwächst ein anderes neues Verhalten. Diese Erde hängt nicht vom Menschen ab, aber der Mensch von dieser Erde. Und auch dazu sagte Gott: Das ist gut so.
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