Dienstag, 24.09.2019: Blick auf die Stärken

Menschen ärgern sich über Menschen. Bei mir ist das nicht anders. Ich habe beobachtet, dass es oft Kleinigkeiten sind, die diesen Ärger auslösen: Menschen kommen immer wieder zu spät. Das ärgert andere, denn sie müssen warten. Es gibt Leute, die lassen gern andere die Arbeit machen. Die anderen sind sauer und fragen, was macht der eigentlich? Eine bestimmt jedes Gespräch. Die anderen Beteiligten regen sich auf: Mein Gott, ist die vorlaut. Manche sagen nie etwas. Die anderen dazu: Kann der sich nicht auch mal beteiligen? Oder: Jemand ist immer pünktlich. Freunde sagen, der macht ständig Druck. Und nicht zuletzt: Einer hat immer seinen eigenen Kopf. Die Reaktion: Kannst Du Dich nicht an die Regeln halten?

Wenn man Pech hat, regt man sich ständig über andere Leute auf. Aber das ist kein schöner Zustand. Besser ist, davon auszugehen, dass Gott den Menschen mit ganz unterschiedlichen Stärken geschaffen hat. Vielleicht ist das, worüber ich mich aufrege, gerade nicht meine Stärke. Aber womöglich kann ich gerade in dem, was mich stört, Potential entdecken.

Jemand, der immer wieder zu spät kommt, hat eine beneidenswerte Gelassenheit. Wer andere arbeiten lässt, kann offenbar gut die Arbeit delegieren. Wer das Wort führt, kann womöglich gut leiten. Wer still ist, kann vermutlich gut zuhören. Wer pünktlich ist, sorgt für Struktur in den Abläufen. Wer sich nicht an Regeln hält, ist Entdecker unkonventioneller und womöglich besserer Lösungswege. Das klingt anders. Denn ich sehe meinen Mitmenschen nicht von den vermeintlichen Defiziten her, sondern immer mit der Frage, wo liegt seine Stärke. Sicher, das macht das Leben nicht unbedingt immer einfacher. Aber es macht das menschliche Zusammenleben spannender und bedeutet weniger Ärger.
 

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Stephan Ringeis

Stephan Ringeis

Senderbeauftragter der Evangelischen Freikirchen beim MDR

geb. 18.09.1962 in Jena | aufgewachsen in Berlin | Studium der Theologie am Theologischen Seminar der Evangelisch-methodistischen Kirche in Bad Klosterlausnitz von 1982 bis 1987 | Pastor der Evangelisch-methodistischen Kirche in Neudorf/Erzgebirge 1987 bis 1990 | Pastor in Wilkau-Haßlau 1990 bis 1997 | Pastor in Zwickau von 1997 bis 2009 | Superintendent des Distrikts Zwickau der Evangelisch-methodistischen Kirche 2009 bis 2019 | Pastor im Interimsdienst (Geistliche Begleitung von Gemeinden in Übergangssituationen) | verheiratet | drei Kinder

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.