Montag, 23.09.2019: Verbindung zu Gott
Ein milder Sommerwind streift meine Nase. Das Tempo auf dem Fahrrad ist lässig. Neben dem endlosen Getreidefeld lassen sich meine Augen von einer wunderschönen Wiese fesseln. Mohn und Kornblumen ohne Ende. Die Sonne steht hoch und ihre Kraft wird hin und wieder von Schönwetterwolken unterbrochen. Im Hintergrund lockt mich das Meer. Ich genieße die Stille, die Weite – es ist Urlaub wie er mir gefällt. Auf einer kleinen Anhöhe sammeln sich ein paar Fahrradfahrer, um zu versuchen, die Schönheit der Stunde digital zu konservieren. Plötzlich wird die beschauliche Ruhe von einem Jubelschrei gestört. Laut ruft es: „Ich habe 3 G, ist es zu fassen, ich habe 3 G“. Was war passiert? Jemand hatte im Moment des Fotos auf seinem Smartphone für ihn offenbar Entscheidendes entdeckt. Es hatte Netz. Tagelang hatte er sich nach einer Verbindung gesehnt und ausgerechnet hier, wo weit und breit nichts an die technisierte Welt erinnerte, - zwischen Korn und Mohnblumen – siehe, da ist ein „3 G“ als würde ein Reh über das Feld laufen. Ist es zu fassen. Das war sofort einen Anruf wert. Und er teilte jemandem mit, „Stell´ Dir vor, wo wir sind, mitten in der Natur, - und ich habe 3 G.“
Ich musste über diese Situation lachen. Ich gehöre nicht zu denen, die jetzt die moralische Keule schwingen und dazu aufrufen, man müsse doch auch mal ohne diese Smartphones auskommen. Das ist ein anderes Thema. Amüsiert hat mich, wie sehr der Mensch auf Kommunikation angewiesen ist. Es war ein Schrei voller Glück.
Endlich bin ich wieder Teil des Netzwerkes, der zahlreichen Verbindungen, der Teilhabe untereinander. Diese Sehnsucht ist zutiefst menschlich. Der Jubelschrei des Glücks erinnerte mich auch an eine andere Begegnung. So muss es sein, wenn ein Mensch mitten in dieser Welt Gott entdeckt. „Ich habe Gott, - ist es zu fassen, ich habe Verbindung zu ihm“. Dann erfährt mein Netzwerk eine entscheidende Erweiterung. Gott hört mir zu. Er tröstet mich. Er stößt mich an, muntert mich auf. Zeigt mir sogar den Weg. Er ist im milden Sommerwind ebenso zuhause wie in der Stille und Weite des Tages. Er ist jetzt da, wo mich längst wieder der Alltag bestimmt. Das ist schön. Und das Ganze ist ohne 3 G möglich. Kaum zu fassen.
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