Mittwoch, 10.07.2019: Wahrhaft leben - wie geht das?

Zu einem 60. Geburtstag ist es naheliegend auch über das zu reden, was man noch so vor hat. Die meisten wollen gesund bleiben, mehr Zeit für die Enkel haben oder einfach noch ein paar glückliche Jahre. Eine will wahrhaftiger leben. Alle horchen auf.

"Die beiden Augen im Kopf reichen nicht mehr, bei all dem Etikettenschwindel, den Mogelpackungen und der Falschdarstellung." Der Alltag sei doch anstrengend genug, wieso muss die halbe Welt da noch was vortäuschen, erfinden, falsch darstellen.

Sie will das am liebsten nicht mehr ertragen. Sie will ihre geistige Energie und ihre Intelligenz nicht mehr dazu verbrauchen müssen, um die Scheinwelten zu enttarnen. Will nicht immerzu Misstrauen mit sich führen. Sie wird wohl keine Versicherung mehr abschließen und dem Gebrauchtwagenhändler beim nächsten Autokauf- und da ist sie schon eine weise alte Dame - nicht mehr ewig zuhören und ihm alles glauben. Noch kann sie Eichenholzmöbel von furniertem Sperrholz unterscheiden. Aber den Beipackzetteln ihrer Medikamente schenkt sie nicht mehr so viel Aufmerksamkeit.

Neulich hat sie "ihrem" Kundenberater der Bank am Telefon einfach gesagt, dass sie einem Menschen, dem sie ihr Geld übergibt, trotz allem vertrauen will. Er habe das mit den Finanzen ja schließlich gelernt - und zwar nicht für sich, sondern für die Kundschaft. Wie sie auch ein Leben lang das Beste für ihre Kundschaft gegeben habe. Der Mann, der weit weg in einer anderen Stadt irgendwo sitzt, ist jetzt sehr still. Und er wird wohl aufhören ihr weitere Angebote zu schicken.  

Sie will nicht nur wahrhaftiger reden, sondern wahrhaftiger leben. Sie hat das 8. Gebot noch lernen müssen: Du sollst nicht falsch Zeugnis reden. Deinen Nächsten nicht belügen, verraten, verleumden oder seinen Ruf verderben, sondern ihn entschuldigen, Gutes von ihm reden und alles zum Besten kehren. Ja, das will sie versuchen zu leben.

Das Wort zum Tag spricht in dieser Woche:

MDR SACHSEN - Das Sachsenradio Christine Rösch

Christine Rösch

Geboren am 28.09.1958 in Gotha | 1977 Abitur | Studium an der Bauhaus-Universität Weimar mit Abschluss als Dipl. Ing. für Gebiets- und Stadtplanung 1983 | danach tätig in der Altstadtsanierung und im Kirchenbau der Stadt Gotha | ab 1992 theologische Ausbildung | 1. und 2. Examen und Ordination | zunächst Pfarrstelle in Seebergen (Kreis Gotha) | ab 2002 Pastorin für allgemeinkirchliche Aufgaben der Landeskirche in der 1. Pfarrstelle des Diakonischen Werkes Thüringen | ab 2014 theologische Referentin im Landesverband der Diakonie Sachsen | wohnhaft in Radebeul

Verantwortlich für Verkündigungssendungen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk wie das Wort zum Tag...

... sind die Senderbeauftragten der evangelischen Landeskirchen, der evangelischen Freikirchen bzw. der römisch-katholischen Kirche.