Jahresrückblick 2023 | April Skandalspiel in Zwickau - Bierdusche kostet dem FSV drei Punkte

25. Dezember 2023, 13:30 Uhr

Absoluter Tiefpunkt beim FSV Zwickau im April: Beim Heimspiel gegen Rot-Weiss Essen wird der Schiedsrichter beim Gang in die Kabine mit Bier überschüttet. Das Resultat: Punkte weg, Geldstrafe und Abstieg fast besiegelt.

Es ist der 23. April 2023, der 33. Spieltag der 3. Liga steht an und der FSV Zwickau mit dem Rücken zur Wand. Als Vorletzter brauchen die "Schwäne" jeden Punkt, mit einem Sieg gegen Rot-Weiss Essen könnte der Rückstand zum rettenden Ufer auf vier Punkte verkürzt und die vage Chance auf den Klassenerhalt am Leben gehalten werden. Das Spiel unter der Leitung von Schiedsrichter Nicolas Winter nimmt zunächst einen positiven Verlauf für Zwickau, Dominic Baumann bringt den FSV in der 36. Minute durch einen abgefälschten Schuss in Führung.

Kurz vor der Pause geht es dann Schlag auf Schlag. Zunächst muss Nils Butzen nach einer harten Roten Karte runter. Beim anschließenden Freistoß sprang Gomez der Ball an den Unterarm. Den Handelfmeter versenkte Engelmann zum Ausgleich. Auf den Rängen ist die Stimmung gereizt, ein Anhänger auf der Haupttribüne, der auch Sponsor des Vereins ist, schüttet dem Schiedsrichter beim Abgang in die Kabine den Inhalt eines Bierbechers ins Gesicht. Der Unparteiische unterbricht das Spiel und entscheidet schließlich auf Abbruch.

Punkte weg und Geldstrafe für Zwickau

Die Konsequenzen für den Verein sind enorm. Die Partie wurde Anfang Mai vom Sportgericht des Deutschen Fußballbundes mit 0:2 gewertet, der Abstieg war damit praktisch besiegelt. "Nach der geltenden Rechts- und Verfahrensordnung des DFB ist das Spiel für den FSV Zwickau mit 0:2 als verloren zu werten. Zum einen hätte der FSV Zwickau den Schiedsrichter auf dem Weg in die Kabine besser schützen müssen. Zum anderen ist der Verein auch für seine Zuschauer verantwortlich und das Verschulden der Anhänger dem Verein zuzurechnen", sagte Georg Schierholz, stellvertretender Vorsitzende des DFB-Sportgerichts. Zudem musste Zwickau insgesamt 15.000 Euro zahlen. Dennoch kam man mit der Geldstrafe mit einem blauen Auge davon. Das Strafmaß geht bis zu 100.000 Euro.

Stadionverbot für Bierduscher

Und was passierte mit dem eigentlichen Bierdusche-Verursacher? Der Unternehmer aus dem Landkreis Zwickau, gleichzeitig Sponsor und früheres Präsidiumsmitglied, erhielt vom Amtsgericht Zwickau einen Strafbefehl über 450 Euro. Zudem wurde er vom FSV Zwickau mit einem dreijährigen Stadionverbot belegt.

Crowdfounding, Schuldenabbau und Essen-Hilfe

Die Geschichte zwischen beiden Vereinen war damit aber noch nicht beendet. Die Zwickauer gerieten nach dem Abstieg in einen finanziellen Strudel, mehrere Millionen Euro Schulden drückten. Die "Schwäne" lehnten den Einstieg eines Investors ab, selbst der Start in der Regionalliga stand nun in Frage. Mit Rico Schmitt wurde zwar ein neuer Cheftrainer gefunden, er hatte aber nur eine Hand voll Spieler zur Verfügung. Verein und Fans starteten eine Crowdfounding-Aktion "Fußball gehört den Fans" zur Rettung des FSV Zwickau und auch Essen spendete und rief die eigenen Anhänger auf, zu helfen. Mehr als 500.000 Euro kamen zusammen, damit konnte der Spielbetrieb sichergestellt werden. Auf der Mitgliederversammlung Ende November konnte der Verein verkünden, dass insgesamt etwas mehr als eine Million Euro Schulden abgebaut wurden. Die Verbindlichkeiten belaufen sich damit aber weiter auf gut zwei Millionen Euro.

Robin Lenk (Sportdirektor FSV Zwickau) 1 min
Robin Lenk (Sportdirektor FSV Zwickau) Bildrechte: MDR

Da tun Strafen durch den Deutschen Fußball-Bund besonders weh. Allein für die Partie gegen Erzgebirge Aue im März wurde Zwickau zur Zahlung von 72.000 Euro verdonnert. Und erneut kommt Hilfe aus Essen. Der Drittligist bestreitet in der Winterpause am 13. Januar ein Testspiel gegen den FSV, die Hälfte der Einnahmen fließen nach Zwickau.

red

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR aktuell | 25. Dezember 2023 | 14:40 Uhr

5 Kommentare

Il Sassone vor 18 Wochen

Skandalspiel weil,

- ein Schiedsrichter sein Ego nicht im Griff hat
und
- ein überforderter Vorstandssprecher nicht mehr wusste auf welcher Seite er steht

Ein paar Wochen später gab es Gewaltausbrüche in Wiesbaden, aber einen Abbruch gab es nicht.

Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

Allgaeusachse vor 18 Wochen

Dieser Beitrag hat alte Wunden neu aufgerissen. Während Zwickau einer Chance zum Klassenerhalt beraubt wurde.,darf N.Winter sogar in Liga2 Spiele nach seinen Gesetzen leiten . Er bringt dem klammen DFB auch viel Geld durch Strafen ein......

Fernsehgucker vor 18 Wochen

...mir würde Skandalschiedsrichter besser gefallen. Seine Entscheidungen nicht nur bei diesem Spiel waren bisher kritikwürdig. Aber SR generell werden ja nicht belangt. Siehe z.B. ein Trainer reklamiert eine Fehlentscheidung, was passiert? Der Trainer bekommt gelb oder rot. Vielleicht auch da mal Besserungen anstreben!