Fußball | Regionalliga Chemie Leipzig: "Quadriga 2.0" vermeidet Bekenntnis zu Jagatic
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09. Dezember 2024, 16:42 Uhr
Rückkehr zu bewährten Mustern bei Chemie Leipzig: Wie schon zwischen Ende 2021 und Sommer 2023 ist ein Vierergespann für die sportlichen Geschicke verantwortlich. Das Quartett um David Bergner hat sich am Montag vorgestellt. Dabei wurde deutlich: Alles kommt auf den Prüfstand - auch Trainer-Urgestein Miroslav Jagatic.
Mit David Bergner, Uwe Thomas, Daniel Heinze und Frank Engel hat Regionalligist Chemie Leipzig wieder eine "Quadriga" als sportliche Leitung. Die will sich in den kommenden Tagen ein Bild der aktuellen Situation verschaffen und dann erste Entscheidungen treffen. Auch der Stuhl von Miroslav Jagatic wackelt.
Thomas: "Wir müssen die Klasse halten"
Eine Journalisten-Frage zu Jagatic, ob dieser auch nach der Winterpause noch Trainer von Chemie Leipzig ist, wurde von Thomas ohne klares Bekenntnis beantwortet: "Wir drehen hier jeden Stein um. Wir werden uns mit allen unterhalten, und es hat keiner eine Garantie in Leutzsch." Es gehe nicht um Einzelpersonalien, sondern den Verein und den Regionalliga-Verbleib: "Wir müssen die Klasse halten, wir sind im Abstiegskampf. Es geht nur um das Abzeichen der BSG Chemie Leipzig."
Böse Zungen könnten behaupten, dass mit Bergner ein Nachfolger ja in Griffweite wäre. Der 51-Jährige, der seit einem Vierteljahr Grundschullehrer in Südbrandenburg ist, habe aber selbst keine Ambitionen auf das Traineramt. "Ich bin sehr glücklich und weit weg davon, dass ich jetzt hier etwas hauptamtlich übernehme", sagte er während der Vorstellung am Montag (9. Dezember 2024).
Gespräche mit Spielern sollen folgen
Die genaue Aufgabenverteilung zwischen dem Quartett soll in den kommenden Tagen festgezurrt werden, grundsätzlich wisse man aber, "wo die Richtung hingeht", so Thomas. Die ersten Spiele wolle man nicht zu sehr eingreifen, sondern zunächst beobachten, machte Bergner klar. "Ich war am Wochenende mit in der Kabine und auf dem Platz und habe mir viele Dinge angeguckt", beschreibt er seine ersten Tage in der der neuen Position.
"Wir wollen mit unserer Expertise versuchen, dass der Verein in seiner aktuellen sportlichen Situation wieder Fuß fasst", so Bergner weiter. Bisher habe lediglich ein Austausch mit Trainer Miroslav Jagatic stattgefunden, Gespräche mit den Spielern sollen demnächst folgen. Dann soll herausgefunden werden, was die Gründe für die aktuelle Misere sind. Spielertransfers in der Winterpause schloss Bergner nicht aus, dafür seien aber "noch viele Komponenten zu klären".
Bergner mit Leutzscher Vergangenheit
Bergner ist in Leutzsch alles andere als ein Unbekannter. Von 1999 bis 2000 sowie noch einmal von 2002 bis 2005 lief der gebürtige Berliner für den FC Sachsen Leipzig als Profi auf. Seine späteren Trainerstationen führten ihn über den Nachwuchs von RB Leipzig und Dynamo Dresden zu Rot-Weiß Erfurt, dem Chemnitzer FC und ZFC Meuselwitz. Vor seiner Rückkehr in den Alfred-Kunze-Sportpark verantwortete er zuletzt für wenige Monate Nord-Regionalligist Teutonia Ottensen.
Im Team mit dem erfahrenen Frank Engel, dem langjährigen Sponsor und Manager Uwe Thomas sowie Daniel Heinze, der für Chemie und Sachsen Leipzig über 250 Pflichtspiele bestritt, soll Bergner die Professionalisierung der sportlichen Führungsebene vorantreiben. "Die Quadriga ist eine gute Entscheidung", sagte Trainer Miroslav Jagatic nach dem jüngsten 1:3 in Babelsberg.
Chemie und Jagatic "brauchen Erfolgserlebnis"
Auf dem Platz steckt die Mannschaft des dienstältesten Nordoststaffel-Coaches in ihrer wohl kniffligsten Situation seit der Saison 2019/20. Der damalige Aufsteiger schloss die durch die Corona-Pandemie vorzeitig beendete Spielzeit mit 23 Punkten aus 23 Spielen auf Rang 12 ab. Aktuell liegt die BSG, die in bis dato 17 Partien 19 Zähler sammelte, auf Tabellenplatz 14. Nach vielversprechendem Saisonstart gewannen die Grün-Weißen nur drei ihrer letzten 13 Punktspiele und holten dabei lediglich elf Zähler. Zuletzt setzte es drei Niederlagen in Serie.
Im Team rumort es. Beim 0:5 in Jena flogen zwischen Kapitän Benjamin Bellot und Jagatic vor allen Augen verbal die Fetzen. Aufstiegstrainer Jagatic, der im Januar 2019 seinen Dienst im Alfred-Kunze-Sportpark antrat, weiß: "Es ist eine Phase, aus der wir zusammen wieder rauskommen müssen. Wir wissen, dass wir das können, aber wir brauchen unbedingt ein Erfolgserlebnis." Wenn möglich schon zum Jahresabschluss am Freitag daheim gegen den ZFC Meuselwitz. Andernfalls könnte Miroslav Jagatic' 188. Spiel für die BSG – trotz Vertrag bis 2027 – das letzte in seiner Verantwortung sein.
SpiO
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR AKTUELL | 09. Dezember 2024 | 17:45 Uhr
Kampffrettchen vor 4 Wochen
Nach Austausch mit dem Zeitzer Lokisten im Lokforum kommt immer mehr ans Tageslicht. Ehrlich gesagt traut man sich das hier gar nicht zu schreiben. Es ist bloß skandalös das die Lokfans besser über den Verein Chemie Leipzig Bescheid wissen als die Chemiefans.
ClausBlatt vor 5 Wochen
Nette Worte, leider realitätsfern. Im Verein geht es drunter und drüber, der Trainer ist unbeliebt wie nur irgendwas und ein Ex-Ultra bestimmt wo es lang geht. Schlimm !
Les Wochos vor 5 Wochen
Stimmt, Thomas wählte sehr martialische Worte, die estmal gut und entschlossen klingen.
Diese können einen aber sehr schnell auf die Füße fallen, wenn man gar keine Alternativen oder finanzielle Möglichkeiten hat. Ich denke, bei Chemie Leipzig hat einfach nur der Alltag Einzug gehalten, gepaart mit etwas Selbstzufiedenheit gepudert mit einem Schuss Größenwahn. Die Aufbruchstimmung ist dem schnöden Alltag gewichen und genau so spielt auch das "Zugpferd" erste Männermannschaft. Es fehlen neue Impulse, Ziele, Visionen, ein Teufelskreis. Vieles erinnert in der Tat an Lokomotive letztes Jahr. Ein einziger "Toni" hat gereicht, um diesen grauen, weinerischen Schlendrian in den Hintern zu treten. (ob das auf Dauer finaziell durchzuhalten ist, steht dabei auf einem anderen Blatt) Auf jedem Fall machen die gerade eindrucksvoll vor, wie es gehen kann.
Vielleicht tut es auch dem ein oder anderem Chemiker gut, seinen Stinke- und Zeigefinger mal wieder demütig einzurollen. ;)