Wetter Einer der kältesten April-Monate seit 40 Jahren
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28. April 2021, 08:04 Uhr
Der April 2021 wird als einer der kältesten der vergangenen 40 Jahre in die Wetter-Annalen eingehen. Weil die April-Monate zuletzt immer sonniger und wärmer wurden, kommt uns das besonders kalt vor. Als Beleg gegen die Klimaerwärmung taugt die jüngste April-Kälte dennoch nicht.
Minustemperaturen mit Schneefall, kurz darauf frühsommerliche Werte und eitel Sonnenschein. Dann wieder dicke Wolken, Regen und Sturm, aber auch kühle Temperaturen mit Sonne, starkem Wind und trockener Luft. Der April 2021 hat den Ruf des zweiten Frühlingsmonats im Jahreszyklus als launisch und unbeherrscht bestätigt. Es gibt ihn also noch – den typischen "April, April, der weiß nicht, was er will".
Deutlich unter langjährigen Mittelwerten
Auch den durch jahrzehntelange Messungen ermittelten Trend der Klimaerwärmung scheint der diesjährige April in Deutschland zu widerlegen. Mit einer Durchschnittstemperatur von 5,9 Grad Celsius bis zum vergangenen Sonntag (25. April 2021) liegt der April 2021 aktuell 3,1 Grad unter dem Mittel der neuen Referenzperiode von 1991 bis 2020 (9,0 °C) und immer noch 1,5 Grad unter dem 30-jährigen Mittel der vorangegangenen Referenzperiode von 1961 bis 1990 (7,4 °C).
Einer der kältesten Aprile seit 1980
Bis der Deutsche Wetterdienst DWD am 30. April die "Klimatologische Einordnung des Aprils 2021" offiziell herausgibt, wird sich die Durchschnittstemperatur des zweiten Frühlingsmonats nach Angaben von DWD-Pressesprecher Andreas Friedrich wegen steigender Temperaturen an den letzten April-Tagen noch auf über 6 Grad Celsius erhöht haben. Damit werde der diesjährige April wohl wärmer als der April 1980 (6,0 °C). Je nachdem, ob die Mittelwerte von 1986 (6,3 °C) oder 1997 (6,4 °C) erreicht werden, könnte es am Ende der kälteste April seit 35 bzw. 24 Jahren in Deutschland werden. In jedem Falle wird er einer der kältesten April-Monate seit 40 Jahren sein.
Kein Beleg gegen Klimaerwärmung
Als Beleg gegen die fortschreitende Klimaerwärmung taugt der in jedem Falle sehr kühle April 2021 laut Deutschem Wetterdienst aber trotzdem nicht. Denn der "vieljährige Vergleich" der April-Temperaturen sagt etwas Anderes aus. DWD-Meteorologe Dr. Markus Übel verweist darauf, dass der Mittelwert aller April-Monate in der neuen Referenzperiode 1991 bis 2020 um 1,6 Grad Celsius höher ausfiel, als das April-Mittel der Periode 1961 bis 1990. Das sei ein deutlicher Anstieg. "Der April sticht da besonders hervor. Andere Monate haben sich in den letzten 30 Jahren weniger stark erwärmt."
April-Monate zuletzt immer wärmer
Das ist wohl auch ein wesentlicher Grund dafür, warum den Menschen der diesjährige April besonders kalt und wechselhaft vorkommt. Tatsächlich sind die Deutschen seit vielen Jahren sehr viel wärmere April-Temperaturen gewöhnt. So fiel der April 2020 mit durchschnittlich 10,4 Grad rund vier Grad wärmer aus als der aktuelle April 2021. 2018 wurde mit durchschnittlich 12,4 Grad sogar der bislang wärmste April in Deutschland seit Beginn der Wetteraufzeichnungen ermittelt.
Wetter für April völlig normal
In den 1970er- und 80er-Jahren hätte man einen kalten und wechselhaften April wie in diesem Jahr jedenfalls als völlig normal empfunden, sagt auch DWD-Pressesprecher Friedrich. Und DWD-Meteorologe Übel erklärt, dass das Ausschlagen der Werte in die eine oder andere Richtung im Übergang zwischen Winter und Sommer, den der April nun einmal markiere, völlig normal sei. Allerdings seien in den vergangenen Jahren insgesamt "mehr Sonnenstunden und weniger Niederschläge" zu verzeichnen gewesen. Ein Phänomen, das besonders für die April-Monate gegolten habe, so Übel: "Statistiken zeigen, dass beständige Hochdrucklagen im April deutlich zugenommen haben."
In diesem Jahr war das seit längerem mal wieder nicht so. Wechselnde Wetterlagen sorgten für einen satten Mix aus wenigen warmen, deutlich mehr kalten, aber auch nassen und trockenen Tagen, wie er für den April früher eben typisch war. Wenigstens das April-Wetter erinnert also noch an die gute alte Zeit. Immerhin etwas!
(dn)
MDR-Team am 03.05.2021
Hallo @RobinAhlberg, Sie verwechseln lokal mit global. Dass sich lokal bestimmte klimatische Verhältnisse verschieben bestreitet niemand. Es ist sogar so, dass mehr Extreme auftreten und diese lokal beschränkt sind. Genauso kann man dass auch auf die "Dürren" runterbrechen: 1302-1307, 1540 und 1766: Wird Mitteleuropa rund alle 250 Jahre von einer gigantischen Dürre heimgesucht? Setzt man die Zeitreihe fort, würde man in der Gegenwart landen, aber ist die Rechnung so einfach?
https://www.mdr.de/wissen/mitteleuropa-extreme-duerre-alle-zweihundertfuenzig-jahre-100.html
Es handelt sich immer um lokal begrenzte Phänomene. Nun haben wir aber gleichzeitig global auftretende Episoden. Und darin liegt der feine Unterschied.
Liebe Grüße
RobinAhlberg am 02.05.2021
Herr, Merseburger, am 2.5.2021 haben wir in Bayern zwischen 10 und 30mm Niederschlag. Das ist nicht mehr der trockene April, holt aber einiges auf.
Ich erinnere an "das 2. Dürrejahr in Folge" 2019 nach dem Extremsommer 2018. Da hatten wir -6% Jahresmittel . Das nenne ich nicht "Dürrejahr", aber etliche Medien taten das. Das Vorjahr 2017 war überdurchschnittlich nass, aber wurde das mal erwähnt?
In der Tat, 2018 war mit 586,3mm sehr trocken. 1911 war mit 565,7mm noch trockener - wieviel CO2-Konzentration hatten wir damals?
W.Merseburger am 28.04.2021
Ach Dietmar,
zunächst eine kleine Korrektur. Ich meinte natürlich oben die Nordwestküsten Europas (Norwegen besonders). So einen philosophischen "Mist" den sie hier antworten, hätte ich nicht im Traum vermutet. Eine einfache prägnante Antwort zum Thema hätte mit schon genügt, da ich heute am Vormittag wirklich keine Zeit zum recherchieren hatte.