Das von Forschenden in Jena und Freiburg entwickelte Spiegelteleskop auf einem Tisch. Es soll künftig den Wasserkreislauf der Erde vermessen.
Das von Forschenden in Jena und Freiburg entwickelte Spiegelteleskop auf einem Tisch. Es soll künftig den Wasserkreislauf der Erde vermessen. Bildrechte: Frauenhofer IOF

Spiegelteleskop aus Jena und Freiburg fliegt zur ISS

Am 19. Februar soll ein neuartiges Spiegelteleskop, das in Jena und Freiburg gefertigt wurde, zur Internationalen Raumstation ISS fliegen. Es soll Daten zum Klimawandel und der landwirtschaftlichen Nutzung liefern.

Update 18. Februar 2022, 10:30
Nach neusten Informationen wird die Rakete von Wallops Island in Virginia (USA) starten. Das deutsche Projekt soll vier bis acht Monate lang auf der Internationalen Raumstation ISS getestet werden,
verraten Marius Bierdel und Cassi Welling von ConstellR im Interview mit MDR WISSEN. Zudem sollen Ende 2023 vier Satelliten mit der erprobten Technik ausgestattet werden und in den nahen Erdorbit befördert werden. Die Satelliten-Konstellation soll bis 2027 auf 16 Satelliten anwachsen.

Die Internationale Raumstation ISS bekommt Besuch von deutscher Technik. Am Abend des 19. Februars soll ein Spiegelteleskop zur ISS gebracht werden, dass den Klimawandel vom Weltraum aus untersuchen soll. Besonders Daten für "eine effiziente Nutzung von Wasser in der Landwirtschaft" sollen in Zukunft mit den Messinstrumenten des Teleskops gesammelt werden, heißt es in einer Pressemitteilung des Fraunhofer-Instituts für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF, Jena.

Damit dies gelingt, soll die Landoberflächentemperatur der Erde mithilfe von Thermal-Infrarot-Kameras vermessen werden. Das erlangte "Wissen kann eingesetzt werden, um etwa den Wasserbedarf von Nutzpflanzen in der Landwirtschaft zu überwachen und damit genaue Ernteertragsvorhersagen zu treffen", erklärt Marius Bierdel, CTO der ConstellR GmbH aus Freiburg. Das Start-up ist eine Ausgründung aus dem Fraunhofer Ernst-Mach-Institut EMI für Kurzzeitdynamik, das gemeinsam mit dem Jenaer IOF an den neuartigen Messinstrumenten gearbeitet hat. 

Drei Wissenschaftler im Reinraum (v. l. n. r.): Dipl.-Ing. Henrik von Lukowicz (Fraunhofer IOF), Dipl.-Ing. Marius Bierdel (ConstellR) und Dr. Matthias Beier (SPACEOPTIX) haben gemeinsam das Weltraumteleskop entwickelt.
Drei Wissenschaftler im Reinraum (v. l. n. r.): Dipl.-Ing. Henrik von Lukowicz (Fraunhofer IOF), Dipl.-Ing. Marius Bierdel (ConstellR) und Dr. Matthias Beier (SPACEOPTIX) haben gemeinsam das Weltraumteleskop entwickelt. Bildrechte: Frauenhofer IOF

Neben ConstellR arbeitet die SPACEOPTIX GmbH aus Jena an dem Projekt – eine weitere Ausgründung des Fraunhofer-Institutes. "Die Herstellung der Spiegel, der Teleskopstruktur sowie der mechanischen Strukturbauteile der opto-mechanischen Gesamtnutzlast erfolgte in unseren eigenen Fertigungsräumlichkeiten", erklärt deren CEO Matthias Beier. 

Testphase auf der ISS

Auf der Raumstation angekommen, wird der Prototyp eine durchgeplante Testreihe durchlaufen, damit das Weltraumteleskop bald in die Serie produziert werden kann. Unter anderem soll die Funktion des optischen Teils des Messinstruments, bestehend aus einem Metallspiegelteleskop mit Freiformspiegeln, demonstriert werden. 

Der Anfang einer ganzen Flotte

Nach der Testphase soll das Spiegelteleskop massenhaft hergestellt werden und in Mikrosatelliten verbaut werden. Diese Satelliten sollen die Größe eines Schuhkartons haben. 

Illustration: Ausschnitt Erde, Sicht aus Weltraum, mit kleinen schwebenden Satelliten – Kästchen mit nur einem Sonnensegel – und jeweils einem Funkwellen-Symbol.
Künstlerische Darstellung der Erde vom Weltraum auf. Ein Satelliten-Netwerk umkreist den Planeten und liefert per Funk die nötigen Informationen. Auch so könnte in Zukunft ein Netzwerk der Weltraumteleskope aus Jena und Freiburg aussehen. Bildrechte: imago images/Science Photo Library

Eine mögliche Konstellation soll laut einer Pressemitteilung des Frauenhofer IOFs in naher Zukunft umfangreichere Daten zum Wasserkreislauf unseres Planeten liefern können. 

Die Anzahl der Mikrosatelliten in dieser Konstellation ist noch nicht bekannt. Standardmäßig bestehen solche Konstellationen aus zehn bis einigen hundert Stück – wobei die Starlink-Satelliten vom privaten Raumfahrtunternehmen SpaceX bis zu 40.000 Satelliten planen. Operieren können sie zwar bereits jetzt, aber mit einer weniger großen Flächenabdeckung. 

Auch wann die Technik in die Massenproduktion und anschließend in den Orbit gelangen soll, konnte noch nicht beantwortet werden. Man strebe eine Umsetzung des Projektes für das nächste Jahr an, jedoch ist dies auch von den Testergebnissen abhängig und wie zeitaufwendig gewisse Optimierungsprozesse sein werden.

Wann soll das Teleskop in den Weltraum fliegen?

Das Teleskop soll mit einem Cygnus-Raumschiff, einem typischen Transportraumschiff, am 19. Februar zur ISS aufbrechen. Der Start der CRS-2 NG-17 Mission soll mit einer ukrainisch-amerikanischen Antares-Trägerrakete von Houston (Texas, USA) aus erfolgen. 

Das Launch-Fenster soll sich um 18.39 Uhr (MEZ) öffnen. Eine Live-Übertragung des Starts soll von ConstellR angeboten werden. Dafür müssen Sie sich kostenlos registrieren.

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