Baby liegt in in Kinderbett
Säuglinge und Kleinkinder erkranken selten schwer an Corona. Eine aktuelle Studie versucht herauszufinden, warum. Bildrechte: IMAGO / Westend61

Wissen-News Neue Studie erklärt, warum Kinder selten schwer an Corona erkranken

16. Oktober 2023, 06:35 Uhr

Säuglinge und Kleinkinder haben sehr selten schwere Verläufe von Covid-19. Eine aktuelle Studie findet unterschiedliche Antikörperverläufe bei Säuglingen und Erwachsenen. Außerdem sitzen besonders viele Abwehrproteine in der Nase von Kindern.

Säuglinge und Kleinkinder erkranken selten schwer oder dauerhaft an Covid-19. Obwohl sie sich durchaus infizieren: In den USA wurden zum Beispiel mittlerweile über 90 Prozent der Kinder unter vier Jahren positiv auf eine Infektion mit dem Coronavirus getestet. Ein Forschungsteam hat nun herausgefunden, dass Kleinkinder und Säuglinge andere Antikörperverläufe als erwachsene Infizierte haben. Eine weitere Ursache für die milderen Verläufe könnte eine Häufung von Abwehrproteinen in den Nasenschleimhäuten der Kinder sein.

Die Zahl der Covid-19 Antikörper im Blut von Säuglingen stieg sehr langsam

"Bei fast jeder Infektionskrankheit befinden sich die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen in den extremen Altersstufen – es sind also häufig die sehr jungen und die sehr alten.", sagt Bali Pulendran, Professor für Mikrobiologie und Immunologie an der Stanford Medicine University. Covid-19 allerdings habe die Jungen verschont, während es die Alten ausdrücklich nicht verschonte. Das sei ein Mysterium. Pulendran ist der Autor einer aktuellen Studie im Journal "Cell" zum Thema. Er und sein Team untersuchten die Infektionsverläufe von Kindern und Erwachsenen. Dabei fanden Sie Unterschiede in der Antikörperzahl nach einer Infektion mit dem Coronavirus. Bei Erwachsenen stieg die Zahl der Antikörper gegen Covid-19 nach der Infektion abrupt an und sank dann in den darauffolgenden sechs Monaten um das Zehnfache. Bei Säuglingen dagegen stieg die Zahl der Antikörper im Blut deutlich langsamer an, danach allerdings stagnierte die Antikörper-Konzentration auf einem hohen Niveau und sank niemals ab, sondern stieg erneut während des 300-tägigen Beobachtungszeitraumes, bis sie mitunter die Konzentration von Erwachsenen erreicht hatte.

Abwehrproteine in der Nase schützen Säuglinge möglicherweise gegen Covid

Weitere Unterschiede fanden die Forschenden auch bei einer Reihe von entzündungsfördernden Signalproteinen, von denen bereits bekannt war, dass sie mit schwereren Symptomen in Zusammenhang stehen. Während diese Proteine auch bei Erwachsenen mit vergleichsweise milden Verläufen erhöht waren, wurde ein derartiger Anstieg im Blut infizierter Kinder nicht beobachtet. Allerdings stieg die Anzahl dieser Proteine in den Schleimhäuten der Nasenhöhle von Kindern stark an. Zu den Proteinen gehört auch Alpha-Inferon, das dafür bekannt ist, die Virusreplikation in betroffenen Zellen zu unterbinden.

Diese große Dichotomie zwischen dem, was im Blut infizierter Säuglinge und in ihren Nasen vor sich geht, deutet für Pulendran darauf hin, dass "das Virus in den Nasentrakten im Keim erstickt werden könnte", diese somit eine schnelle, überraschend wirksame Immunantwort auf eine SARS-CoV-2-Infektion haben und dem Virus eine Startrampe für seine Ausbreitung in die Lunge verwehren.

Links/Studien

Die Studie Multi-omics analysis of mucosal and systemic immunity to SARS-CoV-2 after birth ist im Journal "Cell" erschienen.

iz

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2 Kommentare

Lumberjack vor 29 Wochen

Der mdr selbst hat auch schon indirekt darauf hingewiesen:
"mRNA-Impfstoffe lösen kaum Schleimhautimmunität aus – Herdenschutz so nicht erreichbar"... "Eine Impfung führt [nicht zu einer robusten Immunantwort] auf den Schleimhäuten der Atemwege. Das ist bei Genesenen ganz anders."
(mdr, Clemens Haug, Stand: 01. August 2022, 09:39 Uhr) wobei sich diese Erkenntnis nicht ausschließlich auf Kinder bezog.

Lumberjack vor 29 Wochen

Das ist doch nicht neu? Viele Mediziner hatten von Anfang an darauf hingewiesen, dass C19 für Kinder nicht gefählicher ist, als andere Atemwegsinfekte - eben weil sie eine robuste Schleimhautimmunität haben bzw. aufbauen. "So zeigte eine Untersuchung anhand von Antikörpern im Oktober 2020, dass in Bayern zwischen Januar und Juli 2020 vermutlich sechsmal mehr Kinder mit SARS-CoV-2 infiziert waren als gemeldet. Knapp die Hälfte (47 Prozent) der Kinder mit Antikörpern zeigte keine Symptome." (Barmer) Dass Kinder schwer an COVID-19 erkranken ist laut DGPI selten – noch seltener sind schwerste Verläufe und Todesfälle.

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