Pflegerin schiebt Rollstuhl
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Covid-19 Einrichtungsbezogene Impfpflicht: In US-Bundesstaaten erreicht sie ihre Ziele

29. Juli 2022, 17:00 Uhr

Kann eine einrichtungsbezogene Impfpflicht die Impfquote bei Pflegerinnen und Pflegern erhöhen? Oder vergrault sie das Personal? Eine Studie zeigt für die USA: In Bezug auf die Impfquote hat die Pflicht funktioniert.

Deutschland streitet über die einrichtungsbezogene Impfpflicht. Hat diese noch einen Sinn, wenn die Impfung angesichts stets neuer Virenvarianten nur in geringem Maß vor Ansteckung und Weitergabe des Virus schützt? Die Krankenhausgesellschaft zieht das in Zweifel.

Wissenschaftlich unstrittig ist, dass Geimpfte seltener schwere Verläufe haben und das Virus besser abwehren können. Insofern haben Pflegeeinrichtungen mit vielen geimpften Mitarbeitenden durchaus einen Vorteil, da diese bei Krankheit nicht so lange ausfallen.

Was die Impfquote angeht, so zeigt jetzt eine neue Studie aus den USA: Die einrichtungsbezogene Impfpflicht kann die Zahl der geimpften Mitarbeiter erhöhen, besonders in Gegenden, wo die Impfquote aufgrund der vorherrschenden politischen Meinung insgesamt niedrig ist. Und: Die Impfpflicht führte dort nicht zu einer befürchteten zusätzlichen Personalknappheit.

Impfquote steigt mit Einführung der Impfpflicht deutlich

Für das Fachblatt JAMA Health Forum hat eine Forschergruppe um Brian McGarry von der University of Rochester Daten des US Netzwerk für Sicherheit in der Gesundheitsfürsorge ausgewertet. Die Forschenden vergleichen die Entwicklung der Impfquoten unter Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern von Pflegeeinrichtungen in 38 US-Bundesstaaten. Davon galten strikte Impfpflichten in Pflegeheimen in acht Bundesstaaten. In vier weiteren Bundesstaaten konnten Mitarbeiter die Impfung umgehen, wenn sie regelmäßige Testergebnisse vorlegten. Und 26 weitere Bundesstaaten hatten keine Regeln dieser Art getroffen.

Mit Bekanntgabe der Impfpflichten stieg in der Gruppe der strikten Staaten die Impfquote von Pflegerinnen und Pflegern um 6,9 Prozentpunkte. Die Staaten mit Impf- oder Testpflicht konnten die Impfquote um 3,1 Prozentpunkte steigern im Vergleich zu den Staaten ohne Impfpflichten.

Am stärksten steigt die Impfquote in konservativen Gegenden

Im November war der Unterschied am deutlichsten ausgeprägt. Alle Staaten mit Impf- oder Testpflichten erreichten eine durchgehend höhere Impfquote in Pflegeeinrichtungen, als die Staaten ohne solche Regeln. Die Staaten mit strikter Impfpflicht erreichten sogar 95,2 Prozent geimpfte Pflegekräfte. Die Staaten mit Test- oder Impfpflicht kamen auf 78,7 Prozent.

Am stärksten wirkte die Impfpflicht in konservativ wählenden Landkreisen. Dort stiegt sie in Staaten mit strikter Pflicht um 14,3 Prozentpunkte und in Staaten mit Impf- oder Testpflicht um 4,3 Prozentpunkte. Die Autoren schließen daraus, dass das Instrument am besten wirkt in Gegenden, wo der Widerstand gegen die Impfung am höchsten ist.

Impfpflicht führt nirgendwo zu zusätzlichem Personalmangel

Das Forscherteam erfasste zudem systematisch Berichte von Pflegeeinrichtungen über akuten Personalmangel. Jedoch fanden sie in keinem der Bundesstaaten mit strikter oder teilweiser Impfpflicht mehr oder eine zunehmende Zahl von Berichten über Personalmangel. Die Autoren der Studie ziehen daraus den Schluss, dass landesweite strikte Impfpflichten in Pflegeeinrichtungen dazu geeignet sind, die Impfquoten zu steigern, ganz besonders dort, wo die Skepsis gegenüber Impfungen hoch ist.

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