Covid-19 Corona-Pandemie: Geburtenrate in Deutschland 2022 stark gefallen
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21. September 2022, 15:00 Uhr
Die Zahl der Geburten hierzulande ist seit Anfang 2022 abrupt zurückgegangen - was in anderen Ländern schon früher passierte. Das Phänomen hat vor allem mit der Corona-Pandemie zu tun, vermuten Experten.
Erwartet wurde ein Rückgang schon länger, nun ist er in Deutschland offenbar mit Verspätung eingetroffen: Die Geburtenziffer ist zu Beginn des Jahres auf 1,3 bis 1,4 Kinder pro Frau gesunken - nachdem sie von 2015 bis 2021 noch zwischen 1,5 und 1,6 gelegen hatte. Wenn man daraus die sogenannte Gesamtfruchtbarkeitsrate (TFR) auf Grundlage der monatlichen Geburtenstatistik errechnet, ergibt sich eine Abnahme der TFR um zehn Prozent gegenüber der Zeit vor der Corona-Pandemie. Das hat eine internationale Studie ergeben, an der das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BiB) und die Uni Stockholm beteiligt waren.
Ähnlicher Rückgang auch in Schweden
In anderen europäischen Ländern war die TFR schon zu Beginn der Pandemie gesunken, in Deutschland dagegen sogar damals noch leicht gestiegen. Dann brach sie in Deutschland im Januar dieses Jahres aber doch ein, lag nur noch bei 1,38 und blieb über drei Monate auf diesem Niveau.
Laut der Studie könnte ein Grund für diese Entwicklung darin liegen, dass Frauen wegen der im Frühjahr 2021 beginnenden Impfkampagne vorerst auf Kinder verzichtet haben. "Es ist plausibel, dass sich manche Frauen erst impfen lassen wollten, bevor sie schwanger werden", erklärt Dr. Martin Bujard vom BiB. "Da die Impfung zunächst für Schwangere nicht empfohlen war, wurde der Kinderwunsch oftmals aufgeschoben." Für die These spricht auch, dass die Geburtenrate im Mai wieder leicht auf 1,48 gestiegen ist - das Aufschieben des Kinderwunsches also vorbei sein könnte.
Interessanterweise zeigte sich ein ähnlicher Einbruch der TFR Anfang 2022 auch in Skandinavien, wo die Geburtenziffern traditionell höher sind. In Schweden zum Beispiel sank die Geburtenrate von 1,7 im Jahr 2021 auf aktuell nur noch 1,5 bis 1,6. "Die Corona-Pandemie hat erhebliche Effekte auf das kurzfristige Geburtenverhalten verursacht, was man auch in anderen Ländern Europas erkennen kann", so Martin Bujard.
Links/Studien
Die Originalpublikation "Fertility declines at the ending of the COVID-19 pandemic: Evidence of the 2022 birth declines in Germany and Sweden" wurde vom BIB als Working Paper veröffentlicht.
pm/cdi
MDR-Team am 22.09.2022
Hallo wo geht es hin,
vermuten können Sie vieles. Wie sinnvoll das ist, ist die andere Frage. Verschiedene Studien betonen einhellig, dass es keinen negativen Effekt der Impfungen auf die Fruchtbarkeit von Frauen oder die Zeugungsfähigkeit bei Männern gibt. Hätten die Impfungen einen Einfluss auf die Fruchtbarkeit der Geimpften, hätte der Geburtenrückgang später einsetzen müssen. Denn rechnerisch wurden die Kinder, die im ersten Quartal 2022 geboren worden, von April bis Juni 2021 gezeugt. Die Impfpriorisierung wurde aber erst am
7. Juni 2021 aufgehoben. Erst dann konnten sich Frauen um die 30, die größte Gruppe der Gebärenden, impfen lassen.
Was statistisch allerdings auffällig ist, ist eine enge Verbindung zwischen Krisen und der Reproduktionsrate.
wo geht es hin am 22.09.2022
"Laut der Studie könnte ein Grund für diese Entwicklung darin liegen, dass Frauen wegen der im Frühjahr 2021 beginnenden Impfkampagne vorerst auf Kinder verzichtet haben."
Ein anderen Grund wegen des zeitlichen Zusammenhangs könnte man aber auch vermuten. Doch der Elefant im Raum darf nicht benannt werden.