Symbolfoto Omikron-Variante B.1.1.529
Die neue Corona-Variante Omikron. Auch in Deutschland wird sie bald dominieren. Bildrechte: imago images/Christian Ohde

Corona Omikron: Was wir über die Coronavirus-Variante wissen müssen

20. Januar 2022, 16:05 Uhr

Die Sars-CoV-2-Variante Omikron beherrscht seit Wochen die Schlagzeilen: Sie gilt als hochansteckend, hat sich in Deutschland bereits gegen die Delta-Variante durchgesetzt und Impfungen wirken weniger gut. Doch es gibt auch Grund zur Hoffnung. MDR WISSEN beantwortet die wichtigsten Fragen zu Omikron.

Update 20.01.2022: Der Artikel wurde mit aktuellen Erkenntnissen und Zahlen ergänzt bzw. überarbeitet.

Woher stammt die Omikron-Variante?

Die neue Variante, die später die Bezeichnung B.1.1.529 bzw. Omikron bekommen sollte, wurde das erste Mal am 24. November 2021 in Südafrika gemeldet. Sie verbreitete sich weltweit sehr schnell, weshalb das Risiko, das von ihr ausgeht, von der Weltgesundheitsorganisation WHO bereits fünf Tage später als "sehr hoch" und die Variante als "besorgniserregend" eingestuft wurde. Am 27. November wurde der erste Omikron-Verdachtsfall in Deutschland bei einem positiv getesteten Reiserückkehrer aus Südafrika festgestellt. Rasch verbreitete sich die Variante dann auch in Mitteldeutschland: Am 29. November gab es den ersten Fall in Sachsen, in Sachsen-Anhalt am 7. Dezember und in Thüringen wurden bis Ende Dezember insgesamt zwölf Fälle bestätigt.

Wie weit ist die Verbreitung von Omikron aktuell in Deutschland?

Dem Robert-Koch-Institut zufolge ist Omikron seit Anfang des Jahres die dominante Variante in Deutschland. Damit habe die fünfte Welle der Covid-19-Pandemie begonnen. In der ersten Kalenderwoche lag der Omikron-Anteil bei den übermittelten Fällen bereits bei 73 Prozent. Ein rasanter Anstieg, denn in der Kalenderwoche 51 (20. bis 26.12.2021) hat der Omikron-Anteil noch insgesamt 17,5 Prozent in Deutschland betragen. In den Bundesländern unterscheiden sich die Werte noch immer deutlich (Stand 20.01.): Der Anteil liegt zwischen 11 Prozent in Mecklenburg-Vorpommern und 96 Prozent in Bremen. In Mitteldeutschland lag der Anteil in der ersten Kalenderwoche des neuen Jahres in Sachsen bei 26,4 Prozent, in Sachsen-Anhalt bei 28 Prozent und in Thüringen bei 38,6 Prozent. In den nächsten Wochen rechnen RKI und Bundesgesundheitsministerium mit weiter stark ansteigenden Infektionszahlen. Gesundheitsminister Lauterbach hat vor Hunderttausenden Neuinfektionen pro Tag gewarnt, die Weltgesundheitsorganisation rechnet damit, dass sich etwa die Hälfte aller Europäer mit Omikron infizieren werden.

Wie hoch ist das Risiko einer Ansteckung mit Omikron?

Die neue Variante vereint zwei gefährliche Eigenschaften in sich: Sie ist ansteckender als bisherige Mutationen und kann den durch Impfung oder Genesung aufgebauten Schutz zumindest teilweise umgehen. Gegenüber der Delta-Variante breitet sich Omikron offenbar drei- bis viermal schneller aus. Deshalb steigen überall dort, wo Omikron sich durchsetzt, die Fallzahlen sehr schnell stark an.

Untersuchungen der Frankfurter Virologin Sandra Ciesek deuten zudem daraufhin, dass die ersten beiden Impfungen keinen ausreichenden Schutz vor einer Ansteckung mit der Omikron-Variante bieten - das RKI stufte das Ansteckungsrisiko für zweifach Geimpfte und Genesene daher schon als "hoch" ein. Besser scheint dagegen die Booster-Impfung zu wirken, Daten aus England deuten auf einen 75-prozentigen Schutz vor einer symptomatischen Infektion hin. Laut RKI ist das Risiko für Geboosterte aktuell "moderat". Allerdings scheint der Booster-Schutz zeitlich begrenzt zu sein, denn aktuelle Daten aus Großbritannien legen nahe, dass etwa zehn Wochen nach der Booster-Impfung das Risiko wieder steigt, sich trotzdem mit dem Virus zu infizieren.

Wie gut können Masken vor Ansteckung schützen?

Mit der zeitlich begrenzten Wirksamkeit der Booster-Impfung ist das Tragen einer zuverlässigen Maske in der Omikron-Welle noch wichtiger geworden. Fachleute raten dazu FFP2-Masken zu nutzen, da diese einen deutlich besseren Schutz bieten als OP-Masken. Richtig getragen schützen FFP2-Masken einer Untersuchung des Max-Planck-Instituts für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen zufolge sehr effektiv gegen Omikron. Tragen sowohl die infizierte als auch die nicht-infizierte Person eine solche Maske, dann liege das Ansteckungsrisiko auch nach 20 Minuten auf kürzeste Distanz bei kaum mehr als einem Promille. Und selbst wenn die Masken schlecht sitzen, liege die Infektions-Wahrscheinlichkeit in diesem Szenario nur bei etwa vier Prozent.

Wie ist der Krankheitsverlauf nach einer Omikron-Infektion?

Eindeutige Aussagen zu der Häufigkeit von schweren Verläufen können noch nicht getätigt werden, aber erste Daten aus Südafrika und Großbritannien gehen in die Richtung, dass ihr Risiko bei einer Ansteckung mit Omikron geringer ist als bei anderen Varianten. Laut dem Berliner Virologen Christian Drosten könnte die Omikron-Mutation sogar die in Deutschland relativ große Impflücke schließen. Durch die schnelle Verbreitung kombiniert mit meist milderen Verläufen könnte so aus der Corona-Pandemie eine Endemie werden (diese Hoffnung gab es allerdings auch Anfang 2021 schon einmal). Bisher bekannte Medikamente gegen Covid-19 scheinen zudem bei Omikron zum Teil weiter zu wirken und mit Paxlovid soll noch im Januar ein neues Corona-Mittel auf den Markt kommen.

Wie sehen die Symptome bei einer Omikron-Ansteckung aus?

Im Vergleich zu den bisher bekannten Varianten zeichnet sich B.1.1.529 auch durch vorwiegend andere und teils sogar neue Symptome aus. Neben Anzeichen wie Schnupfen, Niesen, trockenem Husten und einem kratzenden Hals kommen bei Omikron noch Appetitlosigkeit sowie extreme Müdigkeit und Kopf- und Gliederschmerzen hinzu. Dafür fehlt offenbar der Verlust des Geruchs- oder Geschmackssinns. Außerdem berichteten Infizierte von nächtlichen Schweißausbrüchen. Hierzulande gab das RKI in seinem Wochenbericht Anfang Januar Schnupfen (54 Prozent), Husten (56 Prozent) und Halsschmerzen (38 Prozent) als häufigste Omikron-Symptome an.

Wie wirkt sich Omikron auf Kinder aus?

In Ländern, die bereits einen hohen Omikron-Anteil haben (wie etwa Großbritannien und Frankreich), mussten zuletzt vermehrt Kinder wegen einer Covid-Infektion ins Krankenhaus eingeliefert werden. Allerdings ist noch nicht geklärt, ob dies eine direkte Folge der Omikron-Variante ist. Klar ist hingegen, dass Kinder noch überdurchschnittlich selten gegen Sars-CoV-2 geimpft sind und daher noch keinen Impfschutz haben. Durch die höhere Infektiosität von Omikron könnte es bei ihnen noch schneller zu großflächigen Ansteckungen kommen. Dazu kommt, dass die meisten Kinder in Kitas und Schulen gehen, da diese weitestgehend geöffnet bleiben sollten. Für Karl Lauterbach sind daher zumindest Masken dort "ein absolutes Muss". Experten wie der Dresdner Kindermediziner Reinhard Berner empfehlen zudem, bei Kindern noch stärker auf Symptome wie Husten, Fieber oder Halsschmerzen zu achten.

Wie geht es bei uns mittel- bis langfristig weiter?

Die bereits vorhandenen Impfstoffe werden aktuell an die Omikron-Variante angepasst, die Updates sollen ab März verfügbar sein. Eine vierte Corona-Impfung könnte dann notwendig werden. Die vierte Impfung mit dem aktuellen Impfstoff erhöht den Schutz gegen die Omikron-Variante dagegen nicht ausreichend, zeigen Daten aus Israel. Auch Südafrika könnte laut Prof. Drosten für uns ein Blick in die Zukunft sein, wobei die Bevölkerung dort im Vergleich zu Deutschland im Schnitt deutlich jünger ist. Bis zum kommenden Winter könnte sich Sars-CoV-2 damit zu einem saisonalen Erkältungsvirus entwickeln, wie es schon bei den anderen Coronaviren passiert ist. "Den endemischen Zustand werden wir bis Ende des Jahres erreicht haben, wir sind praktisch da", erklärte er in einer Pressekonferenz der Bundesregierung. Dafür sei es allerdings noch notwendig, die Impflücke möglichst rasch zu schließen. Außerdem müsse weiter auf die Schutzmaßnahmen wie Maske tragen und Abstand halten geachtet werden.

cdi / kie

16 Kommentare

MDR-Team am 08.01.2022

@KronosOmi
Die genaue Entwicklung der derzeitigen Welle unter dem Einfluss der Omikron-Variante ist noch nicht genau absehbar, aber da die Infektiosität bei dieser Variante deutlich höher ist als bei anderen ist bei einer fehlenden Impfung sehr wohl von einer großflächigen Verbreitung auszugehen. Dies könnte dann auch die Krankenhäuser stark belasten, da auch bei Omikron ein gewisser Anteil schwerer Fälle auftritt. Daher sehen viele Experten die Impfung auch bei dieser Variante als ein wichtiges Mittel zur Eindämmung an.
LG, das MDR-Wissen-Team

KronosOmi am 08.01.2022

Fortsetzung 2/2

Paritätische NPI zwischen so genannten "Geboosterten", "Geimpften" und "Ungeimpften" könnte man für 2 Monate kurzzeitig mitgehen, um dieses Mal wirklich die Kurve zu flatten.
Die heutigen Beschlüsse sind daher nicht Grundgesetzkonform, da sie weder die geeigneten Maßnahmen darstellen noch dem Gleichheitsgrundsatz entsprechen!

PS: Das Virus jetzt noch sars-cov-2 zu nennen ist taxonomisch fragwürdig.
PPS: Wenn der Drosten andere/aktuellere Daten hat, soll er sie veröffentlichen!

(Kurzer Fakten Abriss falls 1/2 nicht freigegeben wird :
Laut RKI Berichten:
CFR (07. Januar 2022) 0.025% für alle und gerade mal 0.22% für Ü60.
Die Hospitalisierung ist bei Omikron ca 3.5 mal geringer )

KronosOmi am 08.01.2022

Ich muss mich wirklich über die fehlende Fähigkeit der Bürger wundern Grundrechenarten auf die RKI-Berichte anzuwenden.
Falls diese stimmen beträgt alleine die CFR auf Basis der täglichen Übersicht (Omikron 07. Jan) 0.025% für alle und gerade mal 0.22% für Ü60.

Laut dem Wochenbericht (06.01.2022) sind sogenannte "Geboosterte", "Geimpfte" und "Ungeimpfte" jeweils etwa gleichviel gestorben.
Die Aufschlüsselung der Gestorbenen ist jedoch offensichtlich noch stark verzögert. Das relative Risiko für sogenannte "Ungeimpfte" ü60 zu sterben könnte man danach mit fast 5-fach angeben. Für U60 gilt dabei, dass ALLE verstorbenen "GEBOOSTERT" waren. 🤷

Interessant ist auch, dass die Berichte relativ eindeutig hergeben, dass die Hospitalisierung bei Omikron ca 3.5 mal geringer ausfällt.

Die Behauptung die explosionsartige Verbreitung ohne Impfung würde die Krankenhäuser über Gebühr belasten ist nicht haltbar, wenn man oben aufgeführte Berichte und frühere Grippewellen zu Grunde legt.
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