Gartenabfälle und Plastesäcke liegen auf einer illegalen Müllkippe im Wermsdorfer Wald.
Mit Gartenabfällen gefüllte Plastesäcke auf einer illegalen Müllkippe im Wermsdorfer Wald (Sachsen). Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Ökologie Warum Gartenabfälle nicht in die Natur gehören und was Sie dagegen tun können

04. November 2022, 12:26 Uhr

Gartenabfälle werden oft gedankenlos in der Natur abgeladen. Dieses Verhalten führt aber nicht nur zu einem optischen Problem: Zum einen ist diese Art der Grünschnittentsorgung illegal. Zum anderen schadet sie dem lokalen Ökosystem. Dabei gibt es andere Wege, Gartenabfälle zu entsorgen oder zu verwerten.

Fünf Gründe, warum Gartenabfälle nicht in die Natur gehören

1. Die natürliche Vegetation verändert sich

Die Gartenabfälle bedecken den Boden und nehmen der an dieser Stelle natürlicherweise vorkommenden Vegetation Luft und Licht zum Wachsen. Viele Wildpflanzen gedeihen nur an bestimmten Standorten mit speziellen Bedingungen. Welche Pflanzen das sind und wo sie wachsen, ist für den botanischen Laien jedoch oft nur schwer zu erkennen. Man sollte also nicht davon ausgehen, dass der eigene Gartenmüll "schon keinen Schaden anrichtet, weil da ja eh nichts Besonderes wächst."

Außerdem werden durch die verrottenden Pflanzenabfälle zusätzliche Nährstoffe in das Ökosystem eingetragen, was wiederum Auswirkungen auf die lokale Vegetation hat. Viele Waldpflanzen wachsen auf eher nährstoffarmen Böden. Ändert sich die Bodenzusammensetzung, werden sie von Pflanzen - etwa der Brennnessel - verdrängt, die mit dem reicheren Nährstoffangebot besser zurechtkommen.

Illegal entsorgter Baumschnitt stapelt sich im Wald bei Ilmenau.
Unter solchen Grünschnittbergen wächst nichts mehr. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

2. Eintrag von Neophyten und ortsfremden Pflanzen

Neben Laub und Reisig wird auch Efeu in der Natur entsorgt. Das robuste Gewächs ist durchaus in der Lage, am neuen Standort Wurzeln zu bilden und weiter zu wachsen. Über kurz oder lang kann es schwächer wachsende Wildpflanzen verdrängen. Dasselbe gilt für Neophyten, also Pflanzen, die aus anderen Weltgegenden stammen und sich bei uns teilweise rasant vermehren. Sei es nun der Riesenbärenklau, die Orientalische Zackenschote, die Kanadische Goldrute oder der Japanische Staudenknöterich um nur einige prominente Beispiele sogenannter invasiver Neophyten zu nennen.

3. Entwicklung wilder Müllhalden

Wo schon Müll liegt, kommt meist noch mehr hinzu. Mit der Zeit entwickeln sich ganze Müllhalden. Und dann liegen dort nicht nur Gartenabfälle, sondern auch Bauschutt, Plastezeug, Elektrogeräte, Farbreste und überhaupt alles, was Menschen auf bequeme Art loswerden wollen. Und die verrotten garantiert nicht von allein, sondern tragen schädliche Stoffe in die Umwelt ein.

Ein ganzer Berg aus illegal entsorgtem Gartenabfällen im Wald bei Ilmenau.
Irgendwann entstehen ganze Berge aus Garten- und sonstigen Abfällen. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

4. Es ist illegal

Müllentsorgung in der Natur ist illegal - und dazu gehören auch Gartenabfälle. Wird man auf frischer Tat erwischt, drohen empfindliche Geldbußen. Es handelt sich dabei ausdrücklich nicht um ein Kavaliersdelikt.

5. Müllentsorgung verursacht Kosten für die Allgemeinheit

Den widerrechtlich abgeladenen Müll mühsam fachgerecht zu entsorgen, verursacht Kosten. Rechtlich zuständig ist dafür der Eigentümer, auf dessen Grundstück sich der Müll befindet, selbst wenn der Müll gar nicht von ihm stammt. Da sich viele Wälder und andere Naturflächen in Deutschland in öffentlicher Hand befinden, kommen letztlich alle Steuerzahler für die Müllentfernung auf.

Darf man Gartenabfälle verbrennen? Ob Gartenabfälle "heiß entsorgt" werden dürfen, hängt von den Bestimmungen des jeweiligen Landkreises ab. Vielerorts ist es komplett verboten, andernorts gibt es bestimmte Zeitfenster - sogenannte Brenntage oder Brennwochen - im Frühjahr oder Herbst, innerhalb derer es gestattet ist. Erkundigen Sie sich in jedem Fall über die örtlichen Bestimmungen und unternehmen Sie alle Maßnahmen zur Brandsicherung. Ob ein Verbrennen von Gartenabfällen allerdings sinnvoll ist, sei dahingestellt. Meist ist das Material noch sehr feucht, weshalb es schlecht brennt und viel lästigen Qualm erzeugt.

Ein Haufen Efeu wurde in einem Wald bei Ilmenau entsorgt.
Ein Efeuhaufen stört die Idylle des Thüringer Waldes. Bildrechte: MDR/Dörthe Gromes

Fünf Tipps, wie Sie Ihre Gartenabfälle entsorgen oder verwerten können

1. Fahren Sie zur nächsten Kompostieranlage

Viele Kommunen unterhalten Kompostieranlagen oder Grünschnitt-Annahmestellen, wo Privatleute kostenlos oder gegen einen kleinen Obolus ihre Gartenabfälle entsorgen können. Oft ist die Annahme auf einen Kubikmeter pro Anlieferung begrenzt.

Machen Sie sich vorher schlau! Bevor Sie nun anfangen, Reisig, Laub oder Rasenschnitt in Ihr Auto zu packen, informieren Sie sich über die Öffnungszeiten der Kompostieranlage Ihrer Wahl, damit Sie nicht umsonst hinfahren. Auskunft erhalten Sie meist schon durch eine schnelle Internetrecherche. Dort finden Sie meist auch Auskünfte darüber, was und wie viel angenommen wird sowie über gegebenenfalls anfallende Kosten.

2. Legen Sie einen Kompost an

Die klassische Art, um Garten- und Küchenabfälle zu entsorgen, ist die Anlage eines Komposthaufens. Damit gewinnen Sie gleichzeitig wertvollen Humus für Ihren Garten. Neben dem klassischen Kompost, gibt es weitere Arten, Biomaterial in Dünger oder Humus zu verwandeln:

3. Legen Sie eine Benjeshecke oder einen Totholzstapel an

Baum- und Strauchschnitt ist schwer zu kompostieren: Man muss das Material sehr klein schneiden und es dauert lange bis es verrottet. Eine Alternative zur Kompostieranlage ist die Anlage einer sogenannten Benjeshecke aus Schnittgut. Sie bietet Tieren einen wertvollen Lebensraum. Aus dickeren Ästen oder Stücken von Baumstämmen können Sie auch einen Totholzstapel errichten. Totholz ist ökologisch sehr wertvoll, da es zahlreichen Insekten, Pilzen und Kleinlebewesen Nahrung und Unterschlupf gewährt.

4. Bauen Sie sich eine Holzmiete oder bieten Sie Brennholz zum Verkauf an

Ab und zu muss in jedem Garten auch mal ein Baum gefällt werden. Betrachten Sie dessen Holz als Rohstoff und nicht als Abfall. Selbst wer keinen Kamin hat, kann sich eine Feuerschale zulegen. Und für Brennholz aus dem eigenen Garten müssen Sie nichts zahlen. Wichtig ist allerdings, das Holz trocken zu lagern, am besten in einer Brennholzmiete.

Wenn Sie selbst keinen Bedarf an Feuerholz haben, können Sie es auch über Kleinanzeigenportale im Internet, im Supermarkt oder in regionalen Wochenblättern zum Verkauf anbieten. In der Regel finden sich dafür Abnehmer.

5. Mulchen Sie mit Rasen- oder Grasschnitt

Mulchen spart Wasser und sorgt für einen kontinuierlichen Nährstoffeintrag in den Boden. Dazu können Sie unter anderem auch Rasen- oder Grasschnitt verwenden. Das Schnittgut sollte allerdings keine Samen enthalten, damit nicht lauter Beikräuter auf dem Beet sprießen. Reiner Rasenschnitt sollte nicht zu dick aufgetragen und öfter erneuert werden.

Das können Sie gegen illegal entsorgten Müll tun

Ein Spaziergang in der Natur, plötzlich stößt man auf eine illegale Müllhalde und ärgert sich. Vereinzelte Plasteflaschen oder kleine Müllstücke kann man vielleicht mitnehmen und selbst in die nächste Mülltonne entsorgen, aber meist liegt dafür zu viel herum.

Schnell und unkompliziert können Sie illegale Müllkippen per App melden - zumindest in Sachsen-Anhalt, Thüringen, Baden-Württemberg und Schleswig-Holstein. Das Umweltministerium hat die länderübergreifende, kostenlose App "Meine Umwelt" um eine Meldefunktion erweitert: Per Handy kann jeder Fotos und Videos von Abfällen in Wald und Gewässern übermitteln. Der Standort mit Landkarten-Link werde dabei automatisch an die Behörden übertragen, teilte das Ministerium mit.

Wer woanders wohnt oder kein Smartphone zur Hand hat, kann die Müllhalden auch per Telefon oder Email an das jeweils zuständige Ordnungs- oder Forstamt melden.

Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 27. November 2022 | 12:00 Uhr