Gesund und kostenlos Essbare Wildkräuter im Frühjahr sammeln
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Im März und April wächst im Garten noch nicht viel Essbares. Da sind Wildkräuter eine willkommene Abwechslung auf dem Speiseplan. Kräuterexpertin Christine Rauch stellt gesunde und schmackhafte Pflanzen vor - neben den Klassikern Löwenzahn, Brennnessel und Giersch unter anderem auch Scharbockskraut, Nelkenwurz oder Gundermann.

In Garten, Wald und Flur wachsen viel mehr essbare Wildkräuter als wir gemeinhin wissen. Diese ungenutzten Schätze sollten wir heben, sagt Kräuterexpertin Christine Rauch aus Erfurt. Schließlich haben Wildkräuter viele Vorteile: Sie kosten nichts, wachsen vor der Haustür und stecken voller Vitamine und wertvoller Inhaltsstoffe. Nicht umsonst wurden viele Wildkräuter seit alters her auch als Heilkräuter verwendet.
Diese Wildkräuter sind essbar
Breitwegerich
Die Heilkräfte des Breitwegerichs (Plantago major) sind seit dem Mittelalter bekannt. Er enthält unter anderem Schleim-, Bitter- und Gerbstoffe. Die jungen Blätter können im Salat verwendet werden, ältere Austriebe hingegen schmecken zäh und faserig. Er ist eine sehr robuste Pflanze, die sogar in Pflasterspalten gedeiht und als trittfest gilt. Auch sein enger Verwandter - der Spitzwegerich (Plantago lanceolata) - ist essbar.
Brennnessel
Brennnesseln (Urtica dioica) sind wohl jedem bekannt: als wucherndes Kraut mit Brenneffekt, als Heilpflanze, als Gartenhelfer in Form von Brennnesselbrühe zur Pflanzenstärkung. Die Einsatzmöglichkeiten sind schier unbegrenzt. Und sogar aufessen kann man sie: Die zarten jungen Blätter kommen in den Frühlingssalat, aus älteren Exemplaren kann man Kräuterchips machen. Probieren Sie auch mal unsere anderen Rezepte.
Brombeerblätter
Die jungen Austriebe der Brombeeren (Rubus) im Frühjahr können als Tee verwendet werden. Christine Rauch empfiehlt zwei frische Blätter pro Tasse zu nehmen. Getrocknete Brombeerblätter sind Teil vieler Teemischungen.
Gänseblümchen
Blätter und Blüten der Gänseblümchen (Bellis perennis) sind essbar und können das ganze Jahr über im Salat verwendet werden. Auch heilkundliche Wirkungen werden ihm nachgesagt, zum Beispiel bei Hauterkrankungen oder zum Lösen von Husten. 2017 wurde das Gänseblümchen deshalb zur Heilpflanze des Jahres gekürt.
Giersch
Der Gewöhnliche Giersch (Aegopodium podagraria) ist für viele Gärtner und Gärtnerinnen ein rotes Tuch, weil er sich gern ausbreitet. Christine Rauch empfiehlt, ihn einfach aufzuessen. Der Geschmack der rohen Blätter erinnert an Petersilie, gekocht können sie als Spinatersatz verwendet werden. Aber auch als Smoothie oder Tee findet Giersch Verwendung.
Auch als Heilpflanze werden dem Giersch viele Wirkungen nachgesagt. Lange fand er zum Beispiel als Gichtkraut, also bei rheumatischen Erkrankungen, Verwendung. Auch entzündungshemmende Wirkung soll er haben. Um Verwechslungen mit dem entfernt ähnlich aussehenden, giftigen Schierling zu vermeiden, greift Christine Rauch auf die Dreier-Regel zurück: Giersch hat einen dreikantigen Stängel, mündet am Ende in einen ebenfalls dreikantigen "Ziegenfuß" und hat dreifach geteilte Blätter.
Gundermann
Die Frühlingsblätter vom Gundermann (Glechoma hederacea) oder auch Gundelrebe genannt, kann man dosiert zum Würzen im Salat verwenden. Sein Geschmack ist scharf-minzig. Wegen der vielen Bitterstoffe findet er auch als Heilpflanze Verwendung. Wer Probleme mit Mundgeruch hat, dem rät Christine Rauch, einfach ein Blättchen Gundermann zu kauen. Außerdem sind die lilafarbenen, kleinen Blüten ein schöner Anblick. Um Verwechslungen mit Günsel oder Roter Taubnessel vorzubeugen, zerreiben Sie am besten die Blätter. Verströmen sie Minzgeruch, handelt es sich um Gundermann.
Kriechendes Fingerkraut
Das Kriechende Fingerkraut (Potentilla reptans) - benannt nach seinen fünf Blättern, die an die Finger an einer Hand erinnern - ist in erster Linie ein Heilkraut. Es soll fiebersenkend wirken, bei Magen-Darm-Beschwerden helfen und die Wundheilung begünstigen. Aufgrund der zahlreichen Bitterstoffe, sollte man es nur sparsam als Salatzusatz verwenden.
So sammeln Sie Wildkräuter
- Sammeln Sie nur die Pflanzen, die Sie sicher erkennen.
- Pflanzenbestimmungs-Apps können unterstützen, sind aber nicht hundert Prozent zuverlässig.
- Halten Sie mindestens fünf Meter Abstand zu befahrenen Straßen und Hauptwegen.
- Vermeiden Sie Hundewiesen.
- Sammeln Sie nicht in Naturschutzgebieten.
- Halten Sie die Handstraußregel ein: Nehmen Sie nur so viel mit, wie Sie für den Eigenbedarf brauchen.
- Nehmen Sie immer die oberen, frischen Austriebe statt der älteren Blätter.
- Waschen Sie alles Gesammelte gründlich mit klarem Wasser ab.
Löwenzahn
Löwenzahn (Taraxacum) verwandelt im Frühling viele Wiesen in ein Meer aus gelben Blüten. Die konkurrenzstarke Pflanze neigt zur Ausbreitung, weshalb sie manchen Gärtnern ein Dorn im Auge ist. Die Blüten schmecken süß und eignen sich als dekorativer Blickfang im Salat. Legt man die bitter schmeckenden Blätter über Nacht in kaltes Wasser ein, schmecken sie weniger herb. Auch sie passen in einen Frühlingssalat. Aus den Blüten lässt sich außerdem ein sirupartiger Brotaufstrich - Löwenzahnhonig genannt - herstellen. Geschlossene Blütenkapseln können eingelegt auch als Kapernersatz verwendet werden. Löwenzahnjauche hingegen ist ein ökologischer Pflanzendünger.
Nelkenwurz
Die Echte Nelkenwurz (Geum urbanum) ist eine einheimische Wildstaude. Es gibt zahlreiche Nelkenwurz-Arten, von denen einige auch als Zierstauden Verwendung finden. Alle Teile der Wildform sind essbar. Die jungen Blätter eignen sich als Füllkraut für Salate, Smoothies oder Pesto. Sie regen den Stoffwechsel und die Verdauung an. Die gelben Blüten können als Dekoration für Salate verwendet werden. Die Wurzel hat einen gewürznelkenartigen Geruch (daher der Name) und wurde früher zu Heilzwecken sowie als Aphrodisiakum verwendet.
Scharbockskraut
Die Blätter des Scharbockskrautes (Ficaria verna) enthalten enorm viel Vitamin C, weshalb es früher gegen die Vitaminmangelkrankheit Skorbut (auch Scharbock genannt) eingesetzt worden ist. Es ist eines der ersten essbaren Wildkräuter im Jahr und erscheint oft schon im Februar. Die Blätter eignen sich sehr gut als Salat, im Kräuterquark oder einfach auf einem Butterbrot. Ernten Sie das Scharbockskraut jedoch nur, solange es noch keine Blüten zeigt - je nach Region und Wetter etwa bis Ende März. Mit der Blüte steigt der Gehalt des Giftstoffes Protoanemonin in allen Pflanzenteilen. Dieser kommt in allen Hahnenfußgewächsen vor und führt zu Übelkeit und Erbrechen. Je schärfer die Blätter schmecken, umso höher liegt der Gehalt an Protoanemonin. Verwenden Sie Scharbockskraut daher sparsam. Beim Trocknen der Blätter verschwindet der Giftstoff übrigens.
Walderdbeeren
Bei den wilden Erdbeeren, auch Walderdbeeren (Fragaria vesca) genannt, sind nicht nur die Früchte essbar. sondern auch die Blätter. Sie finden vor allem als Tee Verwendung, können aber auch als Füllkraut in den Frühlingssalat kommen.
Wilde Primeln
Die Wildform der Primel (Primula vulgaris), auch unter dem Namen Kissenprimel bekannt, ist essbar - wenn auch in Maßen. Vor allem kommen die hübschen Blüten als Zierde im Frühlingssalat zur Geltung. Verwenden Sie aber bitte nicht die Blüten der Becherprimeln (Primula obconica), die es im Handel in Hülle und Fülle gibt. Sie enthalten das schwach giftige Primin, das ein Ekzem (Primeldermatitis) verursachen kann. Allerdings kann es schwierig sein, verwilderte Becherprimeln von Kissenprimeln zu unterscheiden.
Über Christine Rauch Die Erfurterin ist schon als Kind oft mit ihrer Mutter auf Kräutersuche in die Natur gegangen. Aufgrund gesundheitlicher Probleme begann sie ihre Ernährung umzustellen und machte Ausbildungen zur Rohkostchefin und Vitalkostzubereiterin. Außerdem ist sie Fachberaterin für die Selbstversorgung mit essbaren Wildpflanzen. Ihre Leidenschaft für die Wildkräuter-Küche hat sie mittlerweile zum Beruf gemacht.
Quellen: Christine Rauch, Wildkräuterexpertin, MDR Garten (dgr)
Dieses Thema im Programm: MDR FERNSEHEN | MDR Garten | 26. März 2023 | 08:30 Uhr