Zwei Ärzte im Krankenhaus besprechen sich.
Immer mehr Ärzte in Deutschland kommen aus dem Ausland. Bildrechte: picture alliance/dpa | Andreas Arnold

Gesundheit Landesärztekammer kritisiert mangelnde Sprachkenntnisse bei ausländischen Ärzten

11. März 2024, 05:00 Uhr

Immer mehr Ärzte in Deutschland haben keinen deutschen Pass. Laut Zahlen der Bundesärztekammer arbeiteten Ende vergangenen Jahres bundesweit über 60.000 Mediziner aus dem Ausland. Das sind mehr als doppelt so viele wie vor zehn Jahren. Aufgrund des Ärztemangels sind sie relevant für das deutsche Gesundheitssystem. Doch die Landesärztekammer Rheinland-Pfalz und die deutsche Stiftung Patientenschutz warnen vor Risiken bei mangelnden Deutschkenntnissen der Ärzte. Ist die Sorge berechtigt?

An gut 20 Standorten in Deutschland arbeiten die Augenärzte der Augenlaser-Zentren Smileeyes. Darunter auch viele Ärzte aus dem Ausland. Und bislang hat Arzt und Medizinischer Leiter Ilya Kotomin keine negativen Erfahrungen mit seinen ausländischen Kollegen gemacht. "Wir haben viele Ärzte, die zu uns aus Osteuropa, aus dem arabischen Ausland kommen, die auch aus China kommen und ich muss sagen, wir haben noch nie Probleme gehabt, dass die Ärzte so schlecht gesprochen haben, dass sie die Patienten gefährdet haben."

Doch eben davor hatte jüngst der Geschäftsführer der Landesärztekammer Rheinland-Pfalz gewarnt. Es komme immer wieder durch schlechte Deutschkenntnisse ausländischer Kollegen zu lebensgefährlichen Missverständnissen.

Gesundheitsministerkonferenz legte 2014 Sprachvoraussetzungen fest

Und auch Eugen Brysch, Vorstand der Stiftung Patientenschutz, mahnt, dass es "zu den bereits eingeforderten Nachweisen allgemein- und fachsprachlicher Prüfungszertifikate zusätzlich einen bundesweit geltenden C1-Standard in der Patientenkommunikation geben muss."

C1-Niveau meint, einen sicheren Sprachgebrauch bei medizinischen Themen, in Sprechen, Verstehen, Lesen und Schreiben. Tatsächlich hatte schon 2014 die Gesundheitsministerkonferenz festgelegt, dass ausländische Ärzte dieses Niveau brauchen, um Patienten behandeln zu dürfen.

In den meisten Bundesländern wird eine entsprechende Fachsprachprüfung durch die Landesärztekammern durchgeführt. Bei der Prüfung geht es aber nicht nur um die Übersetzung von Fachbegriffen, erklärt Knut Köhler von der sächsischen Landesärztekammer. "Ein Arzt muss ein Patientengespräch führen, einen Arztbrief schreiben, ein Gespräch mit einem Arzt führen."

Dialekte werden in Prüfung nachgestellt

Kurz das, was ein Arzt im Alltag können muss – mit allen Hürden und Schwierigkeiten ergänzt Köhler. "Wenn jetzt Patienten auch vielleicht mit Dialekt sprechen - wie im Erzgebirge. Das wird auch in der Prüfung sehr realitätsnah nachgespielt."

Ein Prüfer übernehme dann die Rolle eines Patienten aus dem Vogtland und spreche dann im Dialekt die Sachen, die von ihm eben erfragt würden. "Und das ist ja manchmal schon für mich als Sachse schwer zu verstehen."

Keine offiziellen Zahlen von Behandlungsfehlern

Wie diese Prüfung bewertet wird, ist von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. In Sachsen gibt es ein "bestanden" oder "durchgefallen". Augenarzt Ilya Kotomin würde sich da ein Punktesystem wünschen. "Das würde uns sehr viel bringen. Dann wissen wir als Arbeitgeber, was wir von diesem Arzt erwarten können und wo seine Stärken und wo seine Schwächen sind."

Um die Kollegen dann entsprechend zu begleiten. Ob es tatsächlich häufig zu Behandlungsfehlern durch ausländische Ärzte kommt, lässt sich nicht belegen. Es gibt dazu keine offiziellen Zahlen.

Ausländische Ärzte wichtig für Gesundheitssystem

Für Knut Köhler ist aber sicher, wie wichtig ausländische Ärzte für das deutsche Gesundheitssystem sind.

Wir können schon heute sagen, dass ohne diese ausländischen Ärzte in Sachsen viele Krankenhäuser geschlossen werden müssten. Das ist tatsächlich so.

Laut Köhler kommen 15 Prozent aller berufstätigen Ärzte in Sachsen aus dem Ausland.

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 11. März 2024 | 06:00 Uhr

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