Arzneimittelknappheit Medikamentenversorgung in Krankenhäusern angespannt

23. Dezember 2022, 11:51 Uhr

In Deutschland sind derzeit circa 330 Arzneimittel nicht lieferbar. Die Lage in den sächsischen Krankenhäusern sei sehr ernst, erläutert Friedrich München von der Krankenhausgesellschaft. Alten- und Pflegeheime sowie einzelne Krankenhäuser berichten derzeit nicht von Einschränkungen bei der Patientenversorgung.

Über eine Million Patienten werden jedes Jahr stationär in den Kliniken behandelt, die die Krankenhausgesellschaft Sachsen vertritt. Insgesamt sind das im Freistaat 78 Krankenhäuser mit rund 26.000 Betten. Für den stellvertretenden Geschäftsführer Friedrich München ist die Lage ernst: "Die Medikamentenversorgung in den sächsischen Krankenhäusern ist sehr angespannt. Wir haben extrem viele Lieferengpässe von extrem wichtigen Arzneimitteln wie Antibiotika, Zytostatika, Schlaganfall-Arzneimitteln, Infusionen und anderes. Also es ist eine Situation, die wir so in den letzten Jahren nicht hatten."

Die Anstrengungen in den Krankenhäusern sind groß, deutschlandweit alle Großhändler abzufragen oder Ersatzmedikamente zu besorgen, sagt München: "Das ist mit einer sehr großen Belastung der Apotheker verbunden. Also ich kenne eine große Apotheke in Leipzig, da sind zwei Apotheker nur damit beschäftigt, Arzneimittel zu besorgen".

Experte: Ursachen bei Wirtschaft und Politik

Die Ursachen für den Medikamentenmangel sind laut Friedrich München unter anderem im internationalen Wettbewerb zu suchen sowie bei Fehlentscheidungen in der Gesundheitspolitik: "Wir haben große Arzneimittelfirmen, die in China oder Indien produzieren und wenn da ein Werk ausfällt, dann hat man da eigentlich gleich ein großes Problem. Eine weitere Ursache ist die Preisentwicklung in Deutschland. Die Krankenkassen haben ja die Möglichkeit, alle möglichen Rabatte zu verhandeln und das hat dazu geführt, dass die Preise insbesondere bei den Generika ziemlich verfallen sind und da ist es für viele Arzneimittelfirmen nicht mehr lukrativ, in Deutschland die Arzneimittel entsprechend anzubieten".

DRK: Keine Engpässe bei Versorgung

Nachgefragt bei einzelnen Krankenhäusern, fallen die Antworten spärlich aus. So teilt das DRK-Krankenhaus Chemnitz schriftlich mit, dass aktuell alle Patienten adäquat versorgt werden können. Ähnlich sieht es in den deutschlandweit vertretenen Helios-Kliniken aus. Zur Klinikgruppe gehören 87 Häuser, in denen jedes Jahr rund 5,4 Millionen Patienten behandelt werden.

Hier sagt Sprecherin Franziska Vallentin, dass trotz der Lieferengpässe die Versorgung derzeit noch vollumfänglich gewährleistet werden kann: "Ein wesentlicher Grund hierfür ist, dass wir durch unsere Konzernstruktur von unserem deutschlandweiten Helios-Netzwerk profitieren. So arbeiten beispielsweise unsere zentrale Apotheke, die einzelnen Klinikapotheken und den Ärztinnen und Ärzten vor Ort strukturiert zusammen, um Engpässe auszugleichen. Ferner stehen wir in Einzelfällen auch mit den Herstellern in transparentem Austausch".

Caritas: Derzeit keine Engpässe

So wie Krankenhäuser müssen auch Alten- und Pflegeheime die Medikamentenversorgung für ihre Bewohner sicherstellen. Eine Herausforderung unter anderem für die Häuser der Caritas. 91 Einrichtungen gehören hier zum Beispiel in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg zum Caritas-Bistum Magdeburg. "Es ist so, dass es in unseren Häusern keine Engpässe mit Blick auf die Medikamentenversorgung gibt. Vor Ort sind die Einrichtungen auch sehr eng mit den Apotheken verbunden, sind dort im Austausch und werden umgehend darüber informiert, wenn sich an dieser Situation etwas ändern sollte", erklärt Sprecherin Bernadette Olma.

Man sei hier optimistisch, dass die Feiertage in den Häusern der Alten- und Behindertenpflege sowie der Kinder- und Jugendhilfe mit Blick auf die Medikamentenversorgung entspannt ablaufen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 23. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

3 Kommentare

ElBuffo am 25.12.2022

Die wird dann möglicherweise auch soviel kosten wie bei den Privaten. Dort liegen die Verwaltungskosten schließlich deutlich höher, bei gleichzeitig höheren Eigenanteilen und Leistungsausschlüssen. Die Gefahr auch hier sinnlose Behandlungen aufgeschwatzt zu bekommen, die dann auch wieder ins Geld gehen, ist ebenfalls nicht geringer.

Matthi am 23.12.2022

Medikamentenversorgung ist nicht erst seit Corona angespannt. Warum das so ist, ist ja hinlänglich bekannt die frage sollte sein wie können wir das als sogenanntes Reiches Land schnellstmöglich ändern. Zumindest mit Dumping Preisen für Medikamente wie es bisher von den Krankenkassen fabriziert wurde, wird man keine Produktion nach Europa zurückholen können. Falls jetzt einige meinen die Krankenkassen haben kein Geld und müssen so verhandeln, den sage ich Geld ist da wir zahlen genug Beiträge, es wird aber für manche fragwürdige Leistung ausgegeben über so manche überzogenen Vorstandsgehälter einer aufgeblähten Verwaltung fange ich erst garnicht an. Die Krankenkassen sollten sich auf die reine Medizinische Versorgung beschränken vielleicht bekommt man dann die gleiche Behandlung wie bei den Privaten Krankenkassen.

kleinerfrontkaempfer am 23.12.2022

Wenn die Grippewelle ausbleibt ist der Apotheker verschnupft.
Also lieber andersrum!

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