Regierungskommission Bessere Versorgung für Patienten in Not geplant

14. Februar 2023, 09:26 Uhr

Patientinnen und Patienten in Deutschland sollen in medizinischen Notfällen an Krankenhäusern künftig schneller und effektiver versorgt werden. Dafür sollen flächendeckend integrierte Notfallzentren sowie integrierte Leitstellen entstehen. Entsprechende Empfehlungen gab eine von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingerichtete Regierungskommission. Kritik kommt von den Hausärzten.

Seit Jahren ringen Politik und Gesundheitssystem um eine Reform der Notfallversorgung. Wegen einer zunehmenden Anzahl von Patienten klagen die Notaufnahmen der Krankenhäuser über Überlastung. Auch die Rettungsdienste fordern dringend eine bessere Steuerung von Patienten. Ein Bündnis pro Rettungsdienst warnte im Dezember, die Notfallrettung in Deutschland laufe Gefahr, zusammenzubrechen.

Jetzt sollen auf Empfehlung der "Regierungskommission für eine moderne und bedarfsgerechte Krankenhausversorgung" flächendeckend integrierte Notfallzentren (INZ) sowie integrierte Leitstellen (ILS) entstehen. Im Zentrum stehen dabei der Aufbau eines neuen Leitsystems für Notrufe und die Einrichtung so genannter integrierter Notfallzentren an mehr als 400 Krankenhäusern.

Die Kommission war von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach eingerichtet worden. Ziel ist es, Patientinnen und Patienten in medizinischen Notfällen künftig schneller und effektiver zu versorgen.

Leitstellen als erster Anlaufpunkt

Die nun vorgeschlagenen integrierten Leitstellen sollen rund um die Uhr erreichbar sein und als erste Anlaufstelle für alle Hilfesuchenden fungieren. Hilfesuchende, die sich in einem Notfall an den Rettungsdienst (112) oder an den kassenärztlichen Notdienst (116117) wenden, sollen durch die Leitstelle nach telefonischer oder telemedizinischer Ersteinschätzung an die für sie am besten geeignete Notfallstruktur verwiesen werden. Notaufnahmen in Krankenhäusern sollen so möglichst nur von Hilfesuchenden genutzt werden, die dies wirklich benötigen.

Notfallzentren an Kliniken

Zugleich sollen an Krankenhäusern integrierte Notfallzentren aufgebaut werden. Sie sollen aus einer Notaufnahme des Krankenhauses, einer kassenärztlichen Notfallpraxis sowie einem "Tresen" als zentrale Entscheidungsstelle bestehen. Auch hier sollen Patienten nach einer Erstbefragung an die richtige Stelle geschickt werden – entweder in die Notaufnahme des Krankenhauses oder die Notfallpraxis der Kassenärztlichen Vereinigung. Krankenhäuser und Kassenärzte sollen verpflichtet werden, sich an den Notfallzentren zu beteiligen.

Für kinder- und jugendmedizinische Fälle sollen eigene Notfallzentren aufgebaut werden.

"Gute Grundlage" und der "richtige Weg"

Bundesgesundheitsminister Lauterbach begrüßte die Vorschläge als "gute Grundlage" für eine Reform. Der Leitgedanke dabei sei, dass Versorgung dort stattfinde, wo sie medizinisch auch sinnvoll sei. Dafür müssten vorhandene Strukturen aufgebrochen und neu geordnet werden.

Die Vorstandsvorsitzende des AOK-Bundesverbands, Carola Reimann, sagte. die Patientinnen und Patienten benötigten endlich eine zentrale Anlaufstelle und eine Notfallversorgung aus einer Hand. Hierfür seien die geplanten Integrierten Notfallzentren "der richtige Weg".

Kritik an den Reformvorschlägen kam dagegen vom Hausärzteverband. "Ein sehr großer Teil der Notfallversorgung findet in den Hausarztpraxen statt, gleichzeitig spielen diese in dem Gutachten de facto keine Rolle", sagte der Bundesvorsitzende des Deutschen Hausärzteverbandes, Markus Beier, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Es dränge sich der Eindruck auf, dass die Pläne aus der Sicht der Krankenhäuser und nicht aus Sicht der Patienten geschrieben worden seien.

KNA, AFP, dpa (isc, jan)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 13. Februar 2023 | 15:00 Uhr

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