Disponent in der Leitstelle vom Rettungsdienst Zweckverband Südthüringen
Bund und Länder erproben am 14. September 2023 die Warnsysteme im Land. Blick in die Leitstelle des Rettungsdienstzweckverbands Südthüringen. Bildrechte: imago images/ari

Probewarnung Bundesweiter Warntag als Test für den Katastrophenschutz

14. September 2023, 05:00 Uhr

Am Donnerstag ist bundesweiter Warntag. Dabei sollen insgesamt circa 38.000 Sirenen heulen und Warn-Apps auf Handys einen lauten Ton von sich geben. Auch Radio- und Fernsehsender werden eingebunden, Warnungen werden über digitale Anzeigetafeln angezeigt. Mit der Probewarnung wird geprüft, wie umfänglich und rechtzeitig man im Falle einer Katastrophe informiert wird.

Am Donnerstag wird die Bevölkerung in Deutschland test-weise über verschiedene Kanäle gewarnt. Um 11 Uhr löst das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) einen Probewarnung aus. Die wird dann über Warn-Apps wie NINA oder Katwarn, Radio- und Fernsehsender sowie über knapp 6.600 digitale Anzeigetafeln angezeigt. Auch per Handy-Warnsystem Cell Broadcast soll wieder gewarnt werden. Dabei erhält jeder Handynutzer, der sich mit angeschaltetem Mobiltelefon in einem bestimmten Gebiet aufhält, eine von einem Geräusch angekündigte Textnachricht – vorausgesetzt das Gerät ist nicht zu alt und die notwendigen Updates wurden gemacht. Bundesweit sollen zudem die Sirenen heulen.

"Wir setzen auf den sogenannten Warn-Mittel-Mix", sagte Innenstaatssekretärin Juliane Seifert. Dieser Ansatz gewährleiste eine weitreichende und schnelle Warnung der Bevölkerung. Gegen 11:45 Uhr soll die Entwarnung auf den benutzten Kanälen erfolgen – außer über Cell Broadcast.

38.000 Sirenen stehen zur Verfügung

Ein wesentlicher Bestandteil des Warntags ist die Verbreitung von Sirenen-Signalen. In Deutschland gibt es circa 38.000 Sirenen, die warnen können. "Die Sirenen müssen von den Leitstellen der Kommunen ausgelöst werden; da muss also jemand in der Leitstelle noch auf den Knopf drücken", erklärt der Präsident des BBK, Ralph Tiesler. Er sagte, der Warntag sei ein Stresstest für die Systeme: "Es wird laut."

Ziel sei es, dass in Zukunft alle Sirenen vom Bund angesteuert werden könnten, sagt Tiesler. Ob das bereits beim nächsten Warntag im September 2024 der Fall sein wird, ist aber noch nicht sicher. Der Bund fördert den Ausbau des Sirenen-Netzes mit fast 90 Millionen Euro.

Es wird laut.

BBK-Präsident Ralph Tiesler

Der Investitions-Bedarf sei auch nötig. In Sachsen-Anhalt zum Beispiel seien zwar viele Sirenen vorhanden, aber: "Sie sind häufig veraltet und nicht batteriegepuffert. Zudem fehlt es an einer digitalen Ansteuerung", sagt der Landtagsabgeordnete der SPD, Rüdiger Erben.

Ein weiterer Punkt, den Erben anspricht, ist die fehlende einheitliche Zuständigkeit. Die Aufgabe der Warnung der Bevölkerung sei in Sachsen-Anhalt gesetzlich nicht eindeutig zugewiesen, was zu einer uneinheitlichen Umsetzung führt. Hier bestehe die Notwendigkeit, klare Zuständigkeiten festzulegen.

Cell Broadcast in Sachsen und Thüringen genutzt

In Sachsen begrüßte Innenminister Armin Schuster (CDU) den Warntag. Er sagte: "In Zeiten voller Risiken ist es entscheidend, die breite Bevölkerung bei Gefahren schnellstmöglich zu erreichen." In Sachsen werde das zum Warntag zusätzlich zu den ca. 3.200 Sirenen im Land mit Lautsprecher-Fahrzeugen geübt.

Der Innenminister bezeichnete die Einführung von Cell Broadcast als gute Ergänzung zu den bisherigen Warn-Methoden. Das System ermögliche es, Warnungen zielgenau und ohne Nutzung personenbezogener Daten an eine große Zahl von Mobiltelefonen zu senden. Zwischen Februar und Juli dieses Jahres sei das Warnsystem bereits bei Gefahrenlagen in Dresden, Chemnitz, Frankenberg, St. Egidien und Burgstädt erfolgreich eingesetzt worden.

Auch die 2.400 Sirenen in Thüringen sollen am Warntag erklingen, geht es nach Innenminister Georg Maier (SPD). Er sagte: "Früher kannten die Menschen noch die Bedeutung der Sirenen-Töne, heute ist das Rätselraten nach solch einem Alarm groß." Menschen müssten wieder den Feueralarm von einer allgemeinen Gefahren-Warnung unterscheiden können. Ebenso müsse es wieder ins Bewusstsein kommen, dass jeder und jede auch selbst für den Eigenschutz verantwortlich ist.

Warntag 2022: Neun von zehn Menschen erreicht

Ziel des jährlichen Warntags ist es, die für Not- und Katastrophenfälle zur Verfügung stehenden Warnsysteme zu prüfen. Die Bedeutung von Warnsystemen wurde im Sommer 2021 bei der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen deutlich, als Menschen nicht rechtzeitig über die drohende Gefahr informiert wurden. Mit dem Warntag soll aber auch die Bevölkerung für das Thema Katastrophenschutz sensibilisiert werden.

Beim jüngsten Warntag im vergangenen Dezember hatten neun von zehn Menschen in Deutschland auf dem einen oder anderen Weg eine Warnung erhalten. Im Jahr davor hatte es eine Panne gegeben, die Warnungen kamen deutlich später als geplant an.

Um aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen, gibt es zum Warntag eine Umfrage, bei der Bürgerinnen und Bürger über eine Webseite ihre Erfahrungen mit der Probewarnung teilen können. Die Umfrage endet am 21. September. Die Daten und die technische Analyse, deren Auswertung für das Frühjahr 2024 geplant ist, sind Basis für die Vorbereitungen zum nächsten Warntag am 12. September 2024.

dpa, AFP (amu, jst, cga)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | 14. September 2023 | 06:09 Uhr

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