Fragen und Antworten Chrupalla und Weidel – Fragen und Antworten zum möglichen Angriff und Drohungen gegen die AfD-Spitze

06. Oktober 2023, 10:50 Uhr

Die AfD meldet einen vermutlichen Anschlag gegen Parteichef Tino Chrupalla und Drohungen gegen die Co-Vorsitzende Alice Weidel. Im Internet kursieren viele Spekulationen, aber es gibt bislang wenige gesicherte Informationen. Ein Überblick:

Wie stellt die AfD die Ereignisse dar?

Bei einer Wahlkampfkundgebung am Mittwoch im bayerischen Ingolstadt ist es nach AfD-Angaben zu einem "tätlichen Vorfall" gegen den Co-Bundeschef Tino Chrupalla gekommen. Der 48-Jährige sei in ein Krankenhaus gebracht worden. Ein Sprecher Chrupallas teilte am Abend mit, Chrupalla werde "intensivmedizinisch überwacht", sei den "Umständen nach stabil" und ansprechbar. Am Donnerstag berichtete der AfD-Sprecher von einer "Einstichstelle" bei Chrupalla. Es liefen Untersuchungen auf mögliche Substanzen im Körper.

Einem Sprecher der bayerischen AfD zufolge ereignete sich der Vorfall vor der geplanten Rede von Chrupalla "in einer Menschenmenge". Der AfD-Landesverband Sachsen sprach von einem möglichen Anschlag. Wenn es sich tatsächlich um einen Angriff handele, sei das "ein Mordversuch".

Am Dienstag hatte die AfD-Co-Vorsitzende Alice Weidel einen Auftrittstermin im bayerisch-thüringischen Grenzort Mödlareuth abgesagt. Nach Parteiangaben fiel ihre Rede  am Tag der Deutschen Einheit wegen Sicherheitsbedenken aus. Hintergrund war demnach ein "sicherheitsrelevanter Vorfall“ am 23. September in der Schweiz, wo Weidel mit ihrer Partnerin lebt. Demnach wurden "Frau Weidel und ihre Familie von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten", sagte ein Sprecher der Politikerin.

Wie die AfD-nahe "Junge Freiheit" am Freitag aus einem vorläufigen Entlassungsbrief berichtet, haben die Ärzte des Klinikums Ingolstadt beim AfD-Vorsitzenden eine "intramuskuläre Injektion mit einer unklaren Substanz" festgestellt. An anderer Stelle schreiben die Ärzte aber von einer "Infektion mit unklarer Substanz", wie aus dem Dokument hervorgeht. Auch ein "Nadelstich" am rechten Oberarm im Bereich der Schultermuskulatur wurde dokumentiert.

Was sagen die Ermittlungsbehörden?

Polizei und Staatsanwaltschaft im bayerischen Ingolstadt haben nach Angaben vom Donnerstag weiter keine Hinweise auf ein Attentat oder eine Tätlichkeit gegen AfD-Co-Chef Chrupalla. Bei der Wahlkampfveranstaltung hätten Besucher Selfies mit Chrupalla gemacht, wobei es zu einem leichten Körperkontakt gekommen sei. Diese Kontakte würden geprüft. Aber: "Es liegen zum jetzigen Zeitpunkt keinerlei Erkenntnisse vor, dass Herr Chrupalla angegangen oder angegriffen wurde." Nach Angaben der Ermittlungsbehörden hatte der Parteichef am Mittwoch Schmerzen im Oberarm verspürt und sei "wegen weiterer gesundheitlicher Beschwerden" in eine Klinik eingeliefert worden. Es sei eine "oberflächliche Rötung bzw. Schwellung" festgestellt worden. Weitere Untersuchungen seien unauffällig gewesen. Chrupalla wurden Blutproben entnommen, auch seine Kleidung wird untersucht. Die Ergebnisse stehen noch aus.

Nach Polizeiangaben vom Mittwoch musste Chrupalla am Nachmittag vor einer geplanten Wahlkampfrede in Ingolstadt hinter der Bühne medizinisch versorgt werden. Er sei anschließend ins Krankenhaus gebracht worden. Eine "offensichtliche Verletzung" sei zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar gewesen. Es werde untersucht, ob Dritte für den Vorfall verantwortlich sein könnten. Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt leitete nach eigenen Angaben Ermittlungen wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung gegen unbekannt ein. Beschuldigte gebe es bislang keine.

Wie die Staatsanwaltschaft am Freitagnachmittag mitteilte, war die kriminaltechnische Untersuchung der Blutprobe unauffällig. Es sei kein Gift, lediglich Spuren von Schmerzmittel gefunden worden. Diese könnten von einem Arzt verabreicht worden sein. Für einen im Arztbrief erwähnten Einstich am rechten Oberarm fanden die Ermittler bislang keine Zeugen. Weder Chrupalla, noch seine Personenschützer oder andere Zeugen hätten eine Spritze oder einen körperlichen Angriff wahrgenommen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt weiter wegen des Anfangsverdachts der Körperverletzung.

Zur Bedrohungslage gegen Weidel wollte die Kantonspolizei Schwyz aus ermittlungstaktischen Gründen keine näheren Angaben machen. Ein Polizeisprecher ließ auch die Frage offen, woher der Hinweis für den Einsatz gekommen sei und ob die konkreten polizeilichen Maßnahmen noch andauerten. Das für den Personenschutz von Politikern zuständige Bundeskriminalamt (BKA) teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit, die Absage von Weidels Teilnahme an der Veranstaltung am Dienstag sei "nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA" erfolgt. Darüber hinaus könne die Behörde "zu taktischen Maßnahmen oder Gefährdungsmomenten keine Auskunft geben". 

Wo halten sich Chrupalla und Weidel jetzt auf?

Chrupalla konnte nach Angaben seiner Partei im Laufe des Donnerstags das Krankenhaus in Ingolstadt wieder verlassen. Er habe die Stadt verlassen. Er werde sich in weiterführende ärztliche Behandlung begeben. Alle geplanten Wahlkampftermine in Bayern seien abgesagt worden.

AfD-Chefin Alice Weidel hält sich nach Angaben ihres Sprechers Daniel Tapp im Zusammenhang mit einer mutmaßlichen Bedrohungslage aktuell auf Mallorca auf. Er bestätigte am Mittwochabend einen "Spiegel"-Bericht, wonach Weidel am Dienstag auf der spanischen Ferieninsel Mallorca in einem Strandrestaurant gemeinsam mit ihrer Lebensgefährtin gesehen wurde. Das war der Tag, an dem sie eigentlich beim bayerischen Landtagswahlkampf in Mödlareuth als Hauptrednerin hätte auftreten sollen. Weidel und ihre Lebensgefährtin und Kinder seien der Empfehlung gefolgt, einige Zeit ihrer häuslichen Umgebung fernzubleiben.

MDR AKTUELL (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 05. Oktober 2023 | 11:00 Uhr

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