Wohnen und Energiekosten Studie: Viel zu wenig altersgerechter Wohnraum

17. April 2023, 11:20 Uhr

Nach einer bundesweiten Analyse ist nur jede vierte von Senioren bewohnte Wohnung ebenerdig. Beim sozialen Wohnungsbau hakt es und die Preise für Gas und Strom klettern weiter. Viele Probleme zum Start der Internationalen Bau-Messe in München.

In Deutschland gibt es deutlich zu wenig altersgerechte Wohnungen. Nur jede vierte von Senioren über 65 Jahren bewohnte Wohnung ist gänzlich frei von Schwellen. Das ist das Ergebnis einer Studie des Pestel-Instituts, über die die Funke Mediengruppe berichtet. Demnach können in nur knapp 17 Prozent der Gebäude Senioren ihre Wohnungen stufen- oder schwellenlos erreichen. Nur 22,4 Prozent aller Haushalte mit Senioren habe einen ebenerdigen Duscheinstieg.

Studienleiter Matthias Günther zufolge werden bis 2040 mindestens 3,3 Millionen altersgerechte Wohnungen für Seniorinnen und Senioren zusätzlich benötigt. Der Deutsche Baustoff-Fachhandel, der die Untersuchung in Auftrag gegeben hat, verlangte ein staatliches Förderprogramm zum altersgerechten Umbau von Wohnungen.

Linke fordert mehr sozialen Wohnungsbau und Tauschmöglichkeit

Die Linke fordert deutlich mehr Geld für den sozialen Wohnungsbau. Statt der bislang knapp drei Milliarden Euro Förderung im Jahr seien mindestens 15 Milliarden Euro nötig, um genug Wohnungen für Gering- und Durchschnittsverdiener zu schaffen, sagte die wohnungspolitische Sprecherin der Linken im Bundestag, Caren Lay, dem Nachrichtenportal t-online.

Lay nannte die drohende Wohnungsnot für Seniorinnen und Senioren beschämend für ein reiches Land wie Deutschland. Jetzt räche sich "eine untätige Wohnungspolitik und falsche Rentenpolitik". Im Mietrecht will Lay zudem eine neue Option auf Wohnungstausch von Senioren und jungen Familien verankern. Es sollte ermöglicht werden, dass Senioren in eine kleinere Wohnung tauschen könne, ohne am Ende mehr Miete zu zahlen.

Gaskosten schneller als Strompreis gestiegen

Die Energiekosten für Haushalte in Deutschland sind nach einem Sprung im ersten auch im zweiten Halbjahr 2022 stark angestiegen. Für Erdgas wurden im Schnitt 9,34 Cent pro Kilowattstunde fällig – ein Plus von 16,2 Prozent, wie das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Montag mitteilte. Die Strompreise erhöhten sich demnach weniger deutlich um 4,4 Prozent auf 34,96 Cent pro Kilowattstunde.

Dabei stiegen die Preise für alle Kunden mit niedrigem Verbrauch weniger stark als für Großkunden. Entlastungen wie die Reduzierung des Umsatzsteuersatzes, die Dezember-Hilfe für Erdgaskunden und der Wegfall der EEG-Umlage wurden eingerechnet. Trotz rückläufiger Großhandelspreise erwarten die Statistiker auch für 2023 weitere Preisanstiege, insbesondere beim Gas.

Der Direktor des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung, Sebastian Dullien, erklärt: "Preisveränderungen im Großhandel schlagen sich nur mit Verzögerung in den Preisen für die Privathaushalte nieder, weil Verträge üblicherweise dort längere Laufzeiten haben." Er warnt vor besonderen Problemen der deutschen Industrie. Die hohen Energiekosten belasteten zunehmend ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit.

dpa, AFP, epd (ans)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 17. April 2023 | 10:00 Uhr

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