Pandemie Studie: 95 Prozent der Bevölkerung haben Antikörper gegen Corona

13. Oktober 2022, 17:59 Uhr

Die Inzidenzen steigen wieder rasant und die Krankenhäuser schlagen Alarm – Deutschland wappnet sich für den nächsten Corona-Herbst. Laut einer Studie haben allerdings viele Menschen in Deutschland mittlerweile Antikörper gegen Corona entwickelt. Virologe Alexander Kekulé sieht keine dramatische Situation.

Die Menschen in Deutschland sind offenbar in großen Teilen gut vor einem schweren Corona-Verlauf geschützt. Das geht aus Zwischenergebnissen einer vom Bund geförderten Immunstudie hervor. Der repräsentativen Erhebung zufolge haben 19 von 20 Menschen in Deutschland eine Grundimmunität gegen das Coronavirus entwickelt – entweder durch Impfung oder durch Infektion.

Daten von über 25.000 Menschen

Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger erklärte: "Die gute Nachricht: 95 Prozent der Bevölkerung besitzen bereits Antikörper gegen das Coronavirus. Zu möglicherweise wieder schärferen Corona-Maßnahmen äußerte sich die FDP-Politikerin skeptisch: Die Länder müssten nur dann auf zusätzliche Maßnahmen zurückgreifen, wenn sich eine neue, gefährlichere Variante durchsetzen sollte.

Für die Untersuchung wurden Daten von mehr als 25.000 Menschen zu Immunität, Impfquote und durchgemachten Infektionen zwischen Juni und September 2022 zusammengeführt.

Belastungen für Gesundheitswesen trotzdem möglich

Dem Zwischenergebnissen zufolge legen die Daten nahe, dass in den meisten Altersgruppen bei einer Mehrheit der Menschen vermutlich ein moderater bis hoher Schutz gegen einen schweren Verlauf einer Covid-19-Erkrankung mit der Omikron-Variante BA.5 bestehe.

Die Autoren weisen aber auch darauf hin, dass selbst bei dem vergleichsweise kleinen Anteil von Menschen mit geringem Schutz Belastungen im Gesundheitswesen auftreten können, wenn viele von ihnen versorgt werden müssen.

Lauterbach: Länder sollten Maskenpflicht prüfen

Unterdessen hat Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach die Bundesländer aufgefordert, eine Maskenpflicht in Innenräumen zu prüfen. Der SPD-Politiker verwies im ARD-Morgenmagazin auf die steigenden Corona-Zahlen. Zu den bisherigen Maßnahmen sagte er, das werde langfristig nicht reichen. Zwingen könne der Bund die Länder aber nicht, jedes Bundesland entscheide für sich selbst.

Auch die Ärztegewerkschaft Marburger Bund tritt dafür ein, bei steigenden Infektionszahlen im öffentlichen Nahverkehr und in Innenräumen wieder eine FFP2-Maskenpflicht einzuführen. Die Vorsitzende Susanne Johna sagte, dies sei wichtig, um die Krankenhäuser nicht zu überlasten.

Sachsen plant keine verschärften Regeln

Das sächsische Gesundheitsministerium erklärte am Nachmittag, dass man keine verschärften Regelungen plane. "Im Moment sehen wir keine Notwendigkeit für eine Maskenpflicht in Innenräumen", teilte das Ministerium mit. Kriterium für Verschärfungen sei die Überlastung der Krankenhäuser durch Corona-Patienten, hieß es. Man beobachte die Entwicklung aber weiter genau.

Derweil hat Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner die Menschen aufgerufen, wieder häufiger eine Maske zu tragen. Die Linken-Politikerin verwies auf die stark steigenden Corona-Infektionszahlen.

Kekulé blickt entspannt auf kommende Wochen

Der Virologe Alexander Kekulé warnt davor, die Corona-Lage zu dramatisieren. Kekulé sagte MDR AKTUELL, natürlich gebe es derzeit viele Erkältungskrankheiten und Corona-Fälle. Deshalb falle derzeit auch viel Personal aus: "Das ist natürlich immer eine schwierige Situation. Das war in den letzten Jahren auch bei der Grippe manchmal so und ist natürlich jetzt verstärkt vor allem dadurch, dass es ja auch noch scharfe Auflagen gibt bezüglich Isolierung und Quarantäne bei Corona. Die Krankenhäuser haben da ein Problem."

Keine "Killer-Variante" in Sicht

Grundsätzlich könne man aber sagen, dass im Herbst und Winter eine Untervariante von Omikron dominieren werde: "Das war ja die große Frage: Kommt so eine Art 'Killer-Variante', die was ganz Neues, besonders Gefährliches ist. In dieser Richtung ist noch nichts am Horizont." Das bedeute zwar, dass es zu neuen Infektionen komme, doch die Verläufe würden dank der zunehmend besseren Immunität eher harmloser.

Wenn die Symptome weg sind, geht er eben wieder zurück zur Arbeit.

Virologe Alexander Kekulé zu Isolationsregeln in der kritischen Infrastruktur

Kekulé sprach sich für eine Lockerung der Isolationsregeln aus: "Da denke ich zum Beispiel, wenn jetzt jemand Busfahrer ist oder bei der Polizei ist oder irgendwo anders in der kritischen Infrastruktur arbeitet, dann muss der natürlich nicht unbedingt eine ausgiebige Isolierung oder Quarantäne machen, sondern da kann man sagen: Wenn die Symptome weg sind, geht er eben wieder zurück zur Arbeit.". Die Deutsche Krankenhausgesellschaft hatte wegen starker Zunahme bei Corona-Patienten Alarm geschlagen.

dpa/MDR(pfh,pei,fef)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL – Das Nachrichtenradio | 13. Oktober 2022 | 06:46 Uhr

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