Eine Fernwärmeleitung in einem Wohngebiet
Wie Kosten bei Fernwärme zustandekommen, ist für viele Verbraucher intransparent. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild

Energiepreise Fernwärme-Monopol: Preise haben sich teilweise vervierfacht

28. April 2023, 12:51 Uhr

Die gestiegenen Energiekosten haben alle getroffen, ob nun Gas-, Strom- oder Fernwärmekunden. Bei Letzteren sind die Preise aber zum Teil so erheblich gestiegen, dass sich die Verbraucherzentrale eingeschaltet hat und eine Musterfeststellungsklage prüft. Im Fokus steht der Energiekonzern Eon. Der Vorwurf: Die Preisanstiege sollen rechtswidrig zustande gekommen sein. Was hat es damit auf sich? Und was sagen heimische Versorger dazu?

Bei den Verbraucherschützern stapeln sich Beschwerden verärgerter Fernwärmekunden. In einigen Versorgungsgebieten hatten sich die Preise für Fernwärme zwischen 2020 und 2022 vervierfacht. Aus Sicht der Verbraucherzentralen ist das eine bedenkliche Entwicklung.

Logo MDR 4 min
Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
4 min

Die Verbraucherzentralen werfen Fernwärme-Anbietern Abzocke vor. In einigen Gebieten hätten sich die Preise vervierfacht. Die Unternehmen weisen den Vorwurf zurück.

MDR AKTUELL Fr 28.04.2023 11:30Uhr 03:41 min

Audio herunterladen [MP3 | 3,4 MB | 128 kbit/s] Audio herunterladen [MP4 | 7 MB | AAC | 256 kbit/s] https://www.mdr.de/nachrichten/podcast/beste/audio-fernwaerme-rechtswidrig-preisaufschlag-100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Audio

Energieexperte: Fernwärme ist monopolistisch geprägt

Energieexperte Tom Janneck von der Verbraucherzentrale Schleswig-Holstein sagt: "Grundsätzlich haben wir in der Fernwärme das Problem, dass das ein monopolistisch geprägter Markt ist. Das heißt, man kommt nicht einfach aus dieser Wärmeversorgung wieder raus. Dadurch steht natürlich immer der Vorwurf im Raum, dass die Versorger tun, was sie wollen – und die Preise, die dort zum Teil erhoben werden, über das hinausgehen, was normal wäre."

Stadtwerke Erfurt und Leipzig weisen Vorwürfe zurück

Nachgefragt bei den Stadtwerken Erfurt, will man davon nichts wissen. Der Gesetzgeber wisse um die Monopolsituation der Versorger, sagt der Geschäftsführer der Stadtwerketochter SWE Energie, Karel Schweng. Es sei per Verordnung verboten, dass die Versorger einseitig die Preise bestimmen. "Auf dieser Basis wird eine Preisänderungsklausel in die Verträge eingeführt, die dazu führt, dass die Preise zyklisch an neue Gegebenheiten angepasst und die Bedingungen auch ganz genau in sogenannten Preisformeln verklausuliert werden."

In anderen Worten: Ändert sich der Einkaufspreis für die Versorger, kann der Versorger die Kosten an die Verbraucher weitergeben – im Guten wie im Schlechten. Frank Viereckl, Sprecher der Leipziger Stadtwerke, erklärt, dass man Energie in verschiedenen Tranchen kaufe. "Und natürlich mussten wir auch im letzten Jahr Tranchen einkaufen, als die Preise sehr hoch waren." Man kaufe auch in diesem Jahr wieder an, für das nächste Jahr könnten die Preise daher wieder sinken. "Aber für dieses Jahr sind die Energiemengen eingekauft und die Preise geben wir auch an unsere Kunden weiter."

Beide Versorger weisen die Abzocke-Vorwürfe der Verbraucherzentralen entschieden von sich – in deren Fokus sie allerdings auch nicht stehen. Aus Mitteldeutschland ist bislang auch kein größeres Beschwerde-Aufkommen in Sachen Fernwärmepreise bekannt.

Preisänderungsklauseln bei Fernwärme: Eon nicht eindeutig geregelt

Die Vorwürfe richten sich vor allem gegen den Konzern Eon, der in dieser Sparte auf dem mitteldeutschen Markt eine allenfalls untergeordnete Rolle spielt. Und die Vorwürfe zielen vor allem auf die angesprochenen Preisänderungsklauseln ab. Denn die sind auch nach Auffassung des Bundes der Energieverbraucher keineswegs eindeutig geregelt.

Die Vorsitzende, Leonora Holling, erklärt: "Typischerweise haben die Klauseln bei Eon einen Hinweis auf den Preisindex der Erdwärme im letzten Jahr. Das heißt, wenn im letzten Jahr statistisch gesehen die Erdwärme steigt, steigen auch die Endkundenpreise." Das sei nach der Rechtsprechung aber nicht zulässig. Diese besage: "Es kommt nicht auf irgendwelche statistischen Werte an, sondern es kommt auf die tatsächlichen Bezugskosten der Fernwärme an."

Preisspekulationen bei Fernwärme: Verbraucherschutz will Aufklärung

Der Verdacht: Der Versorger hat die Fernwärme teurer an seine Kunden verkauft, als die Einkaufspreise das gerechtfertigt hätten – mit Verweis auf zwischenzeitlich gestiegene Marktpreise. Ob das zutrifft, wollen die Verbraucherschützer jetzt klären.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 28. April 2023 | 06:00 Uhr

6 Kommentare

Nelke vor 51 Wochen

Zu hohe Fernwärmepreise, Ausnutzen einer Monopolstellung ? Das kann ich mir kaum vorstellen. Wir leben in einem freiheitlich demokratischen Rechtsstaat mit sozialer Marktwirtschaft. Wahrscheinlich ist der "russische Angriffskrieg" Schuld an der Misere. Bei den hiesigen Strompreiserhöhungen stand das schwarz auf weiß in dem betr. Schreiben- also stimmt es ! Außerdem werden mit den Mehreinnahmen bestimmt lauter nützliche Dinge finanziert, also ist es am Ende gut für Alle.

Matthi vor 51 Wochen

Nachtrag Stromkunden können wechseln Fernwärmekunden nicht, das wird schon ausgenutzt von Unternehmen. Als ehemaliger WBG Mieter in Erfurt mit Fernwärme Versorgung hab ich es noch nicht erlebt das die Wärme und Warmwasser kosten gesunken sind im Gegenteil über die Jahre ist es teurer geworden egal wie der Marktpreis war.

Matthi vor 52 Wochen

Als Erfurter kenne ich die Situation, dass die Fernwärme Preise extrem Teuer geworden sind. Man muss wissen das die Stadtwerke mit ihren Gasturbinen Strom und Fernwerme sogenannte Wärme Kopplung erzeugen. Es werden also aus 1 m³ Gas 2 Produkte erzeugt die dem Kunden verkauft werden warum die Fernwärmekunden im Gegensatz zu den Stromkunden die höhere Zeche zahlen liegt Höstwarscheinlich mit dem Monopol was Fernwärme Erzeuger haben zusammen.

Mehr aus Panorama

Soldaten der Bundeswehr besprechen sich, vor der Suche am Ufer der Oste. 5 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Philipp Schulze

Nachrichten

Verpixelte Gesichter: Polizisten verstauen Kisten und Säcke in einem Transporter hinter einem Supermarkt. 1 min
Nach Angaben der Polizei waren die Päckchen in Bananenkisten versteckt – eine im Drogenmillieu gern genutzte Tarnung. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 25.04.2024 | 20:38 Uhr

In mehreren Supermärkten in Berlin und Brandenburg sind Pakete mit Kokain entdeckt worden. Nach Angaben der Polizei waren die Päckchen in Bananenkisten versteckt – eine im Drogenmilieu gern genutzte Tarnung.

Do 25.04.2024 20:16Uhr 00:25 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/panorama/video-brandenburg-berlin-supermarkt-drogenfund-bananen-kisten-kokain100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland

Volker Wissing spricht von Erfolgen in seiner Arbeit 1 min
Volker Wissing spricht von Erfolgen in seiner Arbeit Bildrechte: ARD
1 min 26.04.2024 | 13:57 Uhr

Bundesverkehrsminister Volker Wissing verteidigt die Änderung des Klimaschutzgesetzes – und sich selbst. Die Erzählung vom Verkehrsminister, der nichts tue, stimme nicht.

Fr 26.04.2024 13:27Uhr 00:31 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-wissing-verkehr-klima100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video