Auf einem Tablet im Jobcenter Berlin Treptow-Köpenick ist eine Website für einen Antrag auf Bürgergeld zu sehen.
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Haushaltskrise Union und FDP wollen Bürgergeld-Erhöhung stoppen

03. Dezember 2023, 16:53 Uhr

Das Bürgergeld soll im Januar um zwölf Prozent erhöht werden. Das sorgt angesichts der Haushaltskrise für Unmut bei Union und FDP. Sie forderten die Erhöhung zurückzuziehen. Die SPD und der Sozialflügel der CDU halten dagegen. Finanzminister Christian Lindner kündigte eine Überprüfung der geplanten Erhöhungen an. Er will vor allem beim Klimaschutz und im Sozialbereich sparen.

Die Haushaltskrise hat eine neue Debatte über die Höhe des Bürgergelds entfacht. Das Bürgergeld soll im Januar um zwölf Prozent erhöht werden. Angesichts des Milliardenlochs im Bundeshaushalt nach dem Bundesverfassungsgericht-Urteil zum Klimafonds fordert ein Teil der Union und FDP, die Aufstockung zurückzuziehen.

Bayerns Ministerpräsident Söder forderte eine grundlegende Überarbeitung des Bürgergelds. Deshalb sollte die Erhöhung um ein Jahr verschoben werden. Der CSU-Vorsitzende kritisierte am Samstag im Stern erneut, dass das Bürgergeld zu teuer sei und keine Anreize schaffe, um arbeiten zu gehen.

Das Gesamtniveau sei zu hoch. "Wer arbeitet, muss erkennbar mehr bekommen als jemand, der nicht arbeitet." Außerdem forderte er, dass neu aus der Ukraine ankommende Flüchtlinge künftig nicht mehr sofort Bürgergeld erhalten sollten.

CDU-Generalsekretär Carsten Linnemann drängte vor allem junge Bürgergeld-Beziehende härter zu sanktionieren. Wer "in jungen Jahren" arbeiten könne, dies aber nicht tue, "müsste statt mit einer 30-prozentigen Kürzung mit 50 Prozent oder mehr rechnen", sagte Linnemann.

Lindner will sparen

Für Finanzminister Christian Lindner ist der Sozialbereich einer von drei großen Kostenblöcken, bei denen gespart werden kann. Lindner kündigte am Sonntag in den Zeitungen der Funke-Mediengruppe eine Überprüfung der geplanten Erhöhungen an. Ihm zufolge entwickelte sich die Inflationsrate wesentlich besser, als bei der Festlegung des Regelsatzes für 2024 prognostiziert.

Sein Parteikollege Bijan Djir-Sarai, FDP-Generalsekretär, forderte ebenfalls, die Erhöhung des Bürgergeldes zurückzunehmen. Laut Djir-Sarai ist eine Erhöhung um zwölf Prozent in Hinblick auf die momentane Haushaltskrise und niedrigste Inflation seit 2021 nicht vertretbar.

Auf einem Tablet im Jobcenter Berlin Treptow-Köpenick ist eine Website für einen Antrag auf Bürgergeld zu sehen 3 min
Bildrechte: picture alliance/dpa | Jens Kalaene

Bürgergelderhöhung: Sozialflügel der CDU widerspricht Parteiführung

Der Sozialflügel der Union stemmt sich gegen den Forderungen aus den Parteiführungen, die Erhöhung zu stoppen. Der Vorsitzende der CDU-Arbeitnehmervereinigung CDA, Karl-Josef Laumann, unterstützt die Erhöhung des Bürgergelds. "Beim Bürgergeld war eine Anpassung der Regelsätze dringend notwendig", sagte er dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Es sei falsch, in der aktuellen Haushaltslage nur die Sozialleistungen zu kritisieren. "Niemand darf denken, die CDU stehe nicht an der Seite der kleinen Leute", warnte Laumann.

Bundesarbeitsministerium hat Forderungen von FDP und CSU zurückgewiesen

Auch Bundesarbeitsminister Hubertus Heil von der SPD wies am Sonntag die Forderungen die Erhöhung des Bürgergeldes auszusetzen oder zu verringern. zurück.

Der Minister verweist auf den Mechanismus, dass die starke Erhöhung mit der hohen Inflation dieses Jahres zu tun hat. Wenn die Inflation aber 2024 wieder sinke, werde die darauf folgende Bürgergelderhöhung "relativ mickrig sein", erklärte der Minister.

"Die Regelbedarfe werden nach einem klaren Verfahren auf Basis der Einkommens- und Verbrauchsstichprobe ermittelt", so das Ministerium. Die Inflationsentwicklung vom November 2023 werde sich erst in der Anpassung der Regelsätze zum 1. Januar 2025 abbilden.

dpa/AFP/RTR (lmb)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 03. Dezember 2023 | 14:37 Uhr

Mehr aus Politik

Nachrichten

Christoph Kehlbach ARD-Rechtsexperte mit Mikrofon in Schalte 2 min
Christoph Kehlbach ist Rechtsexperte der ARD Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
2 min 13.05.2024 | 20:57 Uhr

Das Oberverwaltungsgericht in Münster hat eine Klage der AfD gegen eine Verfassungschutz-Einstufung als rechtsextremer Verdachtsfall abgewiesen. Das sagt ARD-Rechtsexperte Christoph Kehlbach zu einer möglichen Revision.

Mo 13.05.2024 20:48Uhr 02:13 min

https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/video-afd-oberverwaltungsgericht-klage-rechtsextrem-verfassungschutz-verdachtsfall100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video

Mehr aus Deutschland