Soldaten und Soldatinnen der Bundeswehr in Appellformation auf dem Marktplatz von Weiden in der Oberpfalz
Derzeit gehören dem Panzerartilleriebataillon 375 rund 75 Soldaten und Soldatinnen an (linke Formation). Voll aufgebaut soll es eine Personalstärke von 550 haben. Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Weiden in der Oberpfalz Bundeswehr stellt erstes von sechs neuen Artilleriebataillonen auf

07. Oktober 2023, 15:47 Uhr

Unter dem Eindruck des Kriegs in der Ukraine formiert sich die Bundeswehr neu. Standen frühere schnell bewegliche, leicht bewaffnete Truppen für Auslandseinsätze im Fokus, setzt man nun wieder mehr auf schwere Einheiten zur Landes- und Bündnisverteidigung. Teil der Strukturreform ist auch eine (Wieder-)Verstärkung der Artillerie - also Truppen mit weitreichenden Waffensystemen. Dafür sollen neue Bataillone aufgestellt werden. Der Anfang dafür wurde am Donnerstag in Bayern gemacht.

Porträt Autor Dirk Reinhardt
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Die Bundeswehr hat am Donnerstagabend in Weiden in der Oberpfalz das erste von insgesamt sechs neuen Artilleriebataillonen aufgestellt. Die neue Einheit trägt den Namen Panzerartilleriebataillon 375 und ist der Panzergrenadierbrigade 37 "Freistaat Sachsen" unterstellt. Sie soll in spätestens anderthalb Jahren vollständig einsatzbereit sein. Dann hat sie eine Personalstärke von rund 550 Soldaten und Soldatinnen. Ihre Hauptwaffensystem ist die Panzerhaubitze 2000.

Erste Frau an der Spitze eines Heeres-Bataillons

Kommandiert wird das neue Bataillon von Oberstleutnant Hekja Merlen Werner. Die 40-jährige ist die erste Frau an der Spitze eines Heeresbataillons. Sie übernahm am Donnerstag in Weiden das Kommando über derzeit 75 Soldaten und Soldatinnen.

Die neue Bataillonskommandeurin des Panzerartilleriebataillons 375, Oberstleutnant Werner, steht mit Oberbürgermeister Jens Meyer und ihren Vorgesetzen, General von Butler und General Krone, und dem Weidener  auf dem Marktplatz von Weiden in der Oberpfalz
Bataillonskommandeurin Oberstleutnant Hekja Marlen Werner mit Weidens Oberbürgermeister Jens Meyer und ihren Vorgesetzen, Generalmajor von Ruprecht Butler (links) und Brigadegeneral Alexander Krone (rechts). Bildrechte: MDR/Dirk Reinhardt

Werner ist ausgebildete Artillerieoffizierin und hat Pädagogik und Personalmanagement studiert. In ihrer bisherigen Laufbahn war sie unter anderem im Auslandseinsatz in Afghanistan sowie stellvertretende Heeresattachée an der deutschen Botschaft in den USA. Zuletzt war sie Referentin im Bundesverteidigungsministerium. Werner sei für ihre neue Aufgabe als Bataillonskommandeurin "bestens vorbereitet", sagte der Kommandeur der Panzergrenadierbrigade 37, Brigadegeneral Alexander Krone, bei der Kommandoübergabe. Der Kommandeur der 10. Panzerdivision, Generalmajor Ruprecht von Butler, ergänzte, Frauen in Führungspositionen seien in der Bundeswehr inzwischen Realität.

Artilleriebataillon stärkt Kampfkraft von sächsisch-thüringischer Brigade

Mit dem neuen Artilleriebataillon werde die Brigade künftig über eine "eigene Artillerie" verfügen, sagte Butler bei dem feierlichen Appell am Donnerstag in Weiden. Sie sei dann noch besser für "harte" Auseinandersetzungen mit möglichen Gegnern gewappnet. Der Angriffskrieg Russlands in der Ukraine habe gezeigt, dass solche Strukturen zur Abschreckung wieder notwendig seien. Der General spielte damit auf die zentrale Rolle von Artilleriesystemen im Krieg in der Ukraine an. Dort werden auf ukrainischer Seite auch von Deutschland gelieferte Panzerhaubitzen 2000 eingesetzt.

Militärübung Wettiner Heide auf dem Übungsplatz. Die Übung findet mit bis zu 7.500 Soldatinnen und Soldaten aus neun Nationen, NATO Response Force NRF, im Kern auf den niedersächsischen Truppenübung splätzen Bergen und Munster statt. Eine Panzerhaubitze 2000 kurz PzH 2000 der Bundeswehr fährt während der Übung Wettiner Heide auf dem Übungsplatz.
Panzerhaubitze 2000 der Bundeswehr Bildrechte: IMAGO/localpic

Im Rahmen des von der Bundeswehr und der Nato angewandten Prinzips des "verbundenen Gefechts" verschiedener Waffensysteme hat die Artillerie unter anderem die Aufgabe, auf größere Entfernung gegnerische Stellungen zu zerstören oder angreifende Truppenverbände zu bekämpfen – und damit eigene Panzer- und Panzergrenadiertruppen zu unterstützen. Die Panzerhaubitze 2000 kann Granaten mit dem Kaliber 155 Millimeter bis zu 40 Kilometer weit schießen.

Künftige Stationierung in Sachsen möglich

Mit dem neuen Panzerartilleriebataillon 375 wird nach Bundeswehr-Angaben eine Einheit wiederbelebt, die es schon einmal gegeben hat: von 1991 bis 2005. Das damalige gleichnamige Bataillon war bis zu seiner Auflösung in Frankenberg in Sachsen stationiert. Ob die Einheit im bayerischen Weiden bleibt oder später an einen anderen Standort verlegt wird, ist laut Bundeswehr noch nicht entschieden. In Frage käme dabei auch eine Verlegung nach Sachsen, da sich Bundeswehr vor einigen Jahren in einer gemeinsamen Absichtserklärung mit dem Freistaat Sachsen zugesagt hat, eine neu aufgestellte Einheit in der Oberlausitz zu stationieren. In Weiden ist bereits das Artilleriebataillon 131 stationiert, das beim Aufbau des neuen Bataillons unterstützen soll.

Teil der "Division 25"

Die Panzergrenadierbrigade 37 ist mit jetzt acht aktiven und einem nichtaktiven Bataillon und einer Personalstärke von rund 6.000 Soldaten und Soldatinnen die größte Heeresbrigade der Bundeswehr. Sie ist außerdem eine von drei sogenannten schweren Brigaden, in denen die Bundeswehr ihre Panzer-, Panzergrenadier- und Artillerieeinheiten bündelt. Die Einheiten der Brigade befinden sich in Thüringen (fünf Bataillone), Sachsen, Nordrhein-Westfalen und Bayern (je ein Bataillon). Sie gehört zur 10. Panzerdivision, die also sogenannte Division 25 vorgesehen ist. Deutschland hat der Nato zugesagt, ab 2025 eine vollausgerüstete und ständig einsatzbereite Division mit 10.000 Soldaten und Soldatinnen zur Verfügung zu stellen.

Dieses Thema im Programm: BR 24 | 06. Oktober 2023 | 18:35 Uhr

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