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Viele Migranten haben keinen Zugang zum Arbeitsmarkt, weil sie "nur" geduldet werden. Wäre "Spurwechsel" möglich, könnten die Betroffenen sozusagen für ein dauerhaftes Bleiberecht arbeiten (Symbolbild). Bildrechte: IMAGO / photothek

Arbeitserlaubnis statt Asylantrag Experte: "Spurwechsel"-Idee sinnvoll

02. Mai 2023, 05:00 Uhr

In Deutschland fehlen Fachkräfte. Zugleich steigt die Zahl der Flüchtlinge. Da fragen sich manche: Warum ausländische Arbeitskräfte anwerben, wenn auch Asylbewerber Lücken in den Betrieben füllen könnten? In der politischen Debatte wurde dafür der Begriff des "Spurwechsels" geprägt. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow hat diesen Faden nun wieder aufgenommen. Man müsse den Asylantrag zurückziehen und stattdessen eine Arbeitserlaubnis beantragen können.

Als Mitarbeiter des Thüringer Flüchtlingsrats kennt Martin Arnold viele Schicksale von Asylsuchenden, die arbeiten wollen, aber nicht können. Ihm fallen vor allem die Afghaninnen und Afghanen ein, deren Asylanträge häufig negativ beschieden werden, aber wegen der katastrophalen Lage in ihrem Heimatland nicht abgeschoben werden.

Arnold führt aus: Nach negativem Ausgang des Asylverfahrens – und das betreffe einige – seien die Menschen oft über Jahre in Duldung. Kleinteilige Regelungen machten es den Menschen schwer, in Arbeit zu kommen und ein Bleiberecht zu erhalten. Das betreffe in Thüringen sehr viele. "Erleichterungen wären da sinnvoll. Damit sich die Menschen – im wahrsten Sinne des Wortes – ein Bleiberecht erarbeiten können."

Ramelow: Leichterer Zugang zu Arbeitserlaubnis

Rund 250.000 Geduldete halten sich derzeit in Deutschland auf. Theoretisch dürfen sie arbeiten – aber nur mit Genehmigung der Ausländerbehörde. In bestimmten Fällen wird diese Erlaubnis versagt. Auch die fehlende Planungssicherheit ist für die Geduldeten und die Betriebe ein Problem.

Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow fordert deshalb, die Betroffenen müssten leichter an eine Arbeitserlaubnis kommen. Er sagte bei MDR AKTUELL: "Lasst uns dafür sorgen, dass man ein Recht dazu einräumt, dass man den Asylantrag zurücknimmt und damit im Gegenzug eine Bleibeperspektive und eine Integrationsperspektive verbunden wird."

Geflüchteten eine Bleibeperspektive bieten

Prinzipiell können Flüchtlinge ihre Asylanträge zurückziehen. Die Folge ist normalerweise aber, dass sie ausreisen müssen. Ihnen stattdessen eine Bleibeperspektive zu eröffnen, hält Herbert Brücker, Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung, in bestimmten Fällen für sinnvoll: Man könne einigen zehntausend Menschen die Möglichkeit eröffnen, hier zu arbeiten. Davon profitierten beide Seiten.

Beide Seiten: die Wirtschaft und die Geflüchteten. Mit dem neuen Chancenaufenthaltsrecht habe die Bundesregierung in etwa die Richtung eingeschlagen, die sich Ramelow vorstellt, sagt Brücker. Damit können Geduldete, die seit fünf Jahren in Deutschland sind, eine Beschäftigungs- und im besten Fall auch eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis bekommen. Das Fachkräfteproblem, so Brücker, sei angesichts der vergleichsweise geringen Zahl der Geduldeten aber trotzdem nicht gelöst.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 02. Mai 2023 | 05:00 Uhr

25 Kommentare

MDR-Team vor 51 Wochen

Hallo faultier,
über die Ideen, die in diesem Artikel vorgestellt werden, gibt es noch keinerlei Entscheidungen. Es handelt sich vornehmlich um die Perspektive eines einzelnen Politikers, das ist nicht mit einem Gesetzentwurf gleichzusetzen.
Grundsätzlich wird derzeit jeder einzelne Asylantrag und jede einzelne Arbeitserlaubnis geprüft und durchläuft einen bürokratischen Weg. Dieser Weg wird immer wieder aufgrund des zeitlichen Aufwands und auch der Nachteile (beispielsweise hinsichtlich der Hindernisse in Bezug auf die Anerkennung von Ausbildungen aus dem Ausland) beleuchtet, kritisiert und sowohl in Politik als auch Gesellschaft diskutiert. Dieser Artikel stellt dabei einen Teil dieser Diskussion dar.

Tom0815 vor 51 Wochen

@Skywalker
Jetzt bin ich ja ganz verwirrt. Jetzt dient Ihnen die frühere Beobachtung von Hr. Ramelow durch den VS als "Begründung" um -ich sage mal- vor Hr. Ramelow zu "warnen" und noch vor wenigen Tagen haben Sie die Glaubwürdigkeit des VS eher grundsätzlich in Frage gestellt.

Was denn nun? Sie werden doch nicht so einer sein, der seine "Überzeugungen" wechselt wie andere die Hosen. Oder etwa doch?

Siehe: https://www.mdr.de/nachrichten/deutschland/politik/verfassungsschutz-afd-jugend-junge-alternative-ifs-schnellroda-extremistisch-100.html

faultier vor 51 Wochen

Da wird also aus einem Geflüchtetet schwups die wups ein Arbeitnehmer gemacht egal ob Asylantrag gewährt oder abgelehnt wird erst mal in Arbeit nicht mehr Abschiebbar ,komisch diese vietnamesiche Familie die hier schon ewig hier war hat man die Chance nicht gegeben ach ,ja der Mann war schon recht alt verstehe.

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