Eine Fernwärmeleitung
Erst in fünf Jahren steht überall fest, welche Fern- oder Nahwärmeanschlussmöglichkeiten es geben wird. Bildrechte: IMAGO / Rupert Oberhäuser

Unklare Wärmeplanung Heizungsgesetz: Planungsunsicherheit bei Eigentümern

08. September 2023, 06:52 Uhr

Wegen des Heizungsgesetzes müssen Hauseigentümer vielleicht bald ihre Heizung austauschen, ohne zu wissen, ob in Zukunft auch Fernwärme zur Verfügung steht. Für entsprechende Pläne haben Städte und Gemeinden noch länger Zeit, was für Hauseigentümer zu einem Dilemma führen kann. Doch eine Energieberatung soll Abhilfe schaffen.

Britta Veltzke
Bildrechte: MDR / Isabel Gruhle

Die große Frage lautet: Bringt das neue Heizungsgesetz Planungssicherheit? Haus & Grund, der Verband der Immobilieneigentümer, mahnte schon vor Monaten, es müsse ein Schritt nach dem anderen kommen: Zunächst die kommunale Wärmeplanung, erst dann könnten Eigentümer über eine neue Heizung entscheiden.

Nun müssen Städte und Gemeinden aber spätestens in fünf Jahren verkünden, wie die Wärmeversorgung in den einzelnen Quartieren aussehen soll. Größere Städte müssen in drei Jahren so weit sein.

Viele Eigentümer seien daher in Hab-Acht-Stellung, sagt Sven Rühr, Präsident von Haus & Grund Thüringen: "Sie warten ab, was die Kommune bringt, um dann zu entscheiden, welches neue System im Haus etabliert werden soll. Sicherlich ein Stückweit in der Hoffnung, dass die bestehende Heizungsanlage bis dahin hält."

Und wenn nicht? Das Wichtigste für Rühr ist, dass Hausbesitzer beim Einbau neuer Heizungen erstmal nehmen können, was sie wollen, bis der Wärmeplan vor Ort steht.

Energieberatung soll Unsicherheiten abschwächen

Doch wer investiert etwa in eine Wärmepumpe, wenn künftig die Wärme per Fernwärmeleitung im eigenen Haus ankommt? Was sagt ein Grünen-Politiker, der das neue Heizungsgesetz mitverantwortet, zu diesem Unsicherheitsfaktor? "Wir haben einen Übergangszeitraum zu überbrücken. Dafür ist es wichtig, dass wir im Gebäudeenergiegesetz eine verpflichtende Beratung vorgesehen haben", erklärt Bernhard Hermann. Er ist Energiepolitiker und sitzt im Bundestag.

Die Wärmewende ist ein Kernthema für den Grünen aus Chemnitz. Eine Energieberatung soll es also richten. Und wenn die Beratenden selbst nicht wissen, wie es weitergeht? Herrmann hält das für unwahrscheinlich. "Die verpflichtende Beratung kann Ihnen durchaus die Kenntnisse, die in den Kommunen vorliegen – das ist gerade in vielen ostdeutschen und sächsischen Kommunen der Fall – die bei den Netzbetreibern vorliegen, zur Fern- oder Nahwärmeanschlussmöglichkeit benennen."

Aber, bekennt Herrmann: Eine letztendliche Planungssicherheit für alle könne es nicht geben, solang die kommunale Wärmeplanung nicht vorliege.

Klimaneutralität mit Gas und Öl nicht erreichbar

Kann die Energieberatung diese Lücke wenigstens verkleinern? Ja, sagt Lorenz Bücklein, Energiereferent der Verbraucherzentrale Sachsen. "Es gibt bei der Energieberatung das Wissen, wo jetzt schon Fernwärme vorhanden ist und was sich da perspektivisch tut."

Den letzten Rest Planungsunsicherheit hält der Verbraucherschützer für verschmerzbar. Warum? Egal, wie die Wärmeplanung am Ende aussehe, er würde jetzt, wenn möglich, immer in Richtung schadstofffreie Systeme beraten. Auch weil der finanzielle Aufwand sinke: "Die Förderkulisse wird Wärmepumpen in Zukunft billiger machen, weil die fossilen Heizungen in Zukunft keine Förderung mehr erhalten." Dazu komme, dass der Betrieb fossiler Heizungen durch die CO2-Preisung immer teurer werde.

Noch einmal zurück zum Grünen-Politiker Bernhard Herrmann. Ganz glücklich über die aktuelle Lage ist auch er nicht: "Wir sind natürlich in einer Situation, dass wir jetzt in kurzer Zeit das aufholen müssen, was die ganzen letzten Jahre bei Stillstand nicht erfolgt war. Aber es wäre einfach fatal, so weiterzumachen und weiter auf Gas und Öl zu setzen." So ließe sich das Ziel – Klimaneutralität bis 2045 – nicht erreichen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 08. September 2023 | 06:05 Uhr

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