Kommentar Nur klare Entscheidungen können den Wut-Winter verhindern

05. August 2022, 16:20 Uhr

Politiker fast aller Parteien warnen angesichts von Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise vor einem Wut-Winter. Was tun gegen sogenannte Delegitimierer? MDR-Chefredakteurin Julia Krittian mahnt vor allem klare Entscheidungen statt eines Wettbewerbs um potenzielle Horrorszenarien an. Ein Kommentar.

Julia Krittian, Chefredakteurin des MDR
Bildrechte: MDR/Axel Berger

"Klumpenkrisen", so nennen Soziologen die Ballung und Wucht der gerade parallel stattfindenden Krisen. Das mag niedlich klingen. Doch die Kombination aus Ukraine-Krieg, Inflation, Energiekrise sägt an einem elementaren menschlichen Bedürfnis, dem nach Sicherheit.

Politiker fast aller Parteien warnen daher vor einem Wut-Winter. Zu Recht: Die "Querdenker"-Szene kann eine breite Mobilisierungsstruktur nutzen. Aufgebaut während der Corona-Proteste und jederzeit reaktivierbar. Das Thema ist dabei längst egal. Der Verfassungsschutz hat dafür in diesem Jahr sogar eine neue Kategorie eingeführt: sogenannte Delegitimierer, die jede Möglichkeit nutzen, um die Demokratie und unseren Zusammenhalt an sich zu hinterfragen – und ja, anzugreifen.

Klare Entscheidungen statt Wettbewerb um Horrorszenarien

Wie umgehen also mit diesem Szenario, das so real und gleichzeitig so gefährlich ist? Erstens: Ich persönlich möchte weniger politischen Wettbewerb um potenzielle Horrorszenarien, sondern klare, gültige Entscheidungen. Wer etwa eine Gas-Umlage für Verbraucherinnen und Verbraucher ankündigt, die handwerklich schlecht gemacht ist und nun vermutlich erstmal überarbeitet werden muss, sorgt für mehr Unsicherheit.

Zweitens: Wir brauchen mehr Debatten, Räume vor Ort, in den Kommunen. Und drittens: Ich wünsche mir die gezielte Entlastung besonders betroffener Bevölkerungsgruppen und einen differenzierten Blick. Bevor wir Wutbürger pauschal in bestimmten Regionen verorten.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL FERNSEHEN | 05. August 2022 | 19:30 Uhr

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