Ärzte und Schwestern stehen bei einer endoskopischen Operation in einem Operationssaal im SRH Waldklinikum. Hier wird bei einer Operation einem Patienten Lymphknoten an der Lunge entfernt.
Nach Ansicht des Kassenärzte-Chefs könnten zum Beispiel OPs an Leisten und Gelenken ambulant durchgeführt werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Bodo Schackow

Gesundheitssystem Kassenärzte wollen mehr ambulante Operationen

17. Juli 2023, 10:18 Uhr

In deutschen Kliniken werden im Jahr rund 16 Millionen Operationen durchgeführt. Diese Zahl müsse sinken, fordert Kassenärzte-Chef Andreas Gassen. Dafür sollten niedergelassene Ärzte wie die Hausärzte sorgen, die selbst operieren – bei entsprechender Vergütung. Gassen zufolge könnten damit Kosten in Milliardenhöhe eingespart werden.

Die Kassenärzte haben Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) aufgerufen, die Zahl der Klinik-Operationen deutlich zu reduzieren und mehr Möglichkeiten für ambulante Behandlungen zu schaffen. Der Vorstandsvorsitzende der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), Andreas Gassen, forderte in der "Bild"-Zeitung "eine Kehrtwende bei den OP". Es gebe "unverändert viel zu viele stationäre Behandlungen in Deutschland", sagte Gassen. Von den rund 16 Millionen im Jahr könnten drei bis vier Millionen ambulant vorgenommen werden, also auch von niedergelassenen Ärzten.

Gassen nannte zum Beispiel Leisten- und Gelenk-Operationen, die künftig so von Praxis-Ärzten vorgenommen werden könnten, dass Patienten morgens kämen und am Nachmittag wieder nach Hause könnten.

Gassen: Einsparungen in Milliarden-Höhe möglich

Gassen zufolge könnten damit Kosten in Höhe von bis zu zehn Milliarden Euro eingespart werden, und die für 2024 angekündigte Beitragserhöhung ausfallen. Darüber hinaus würden so Infektionen durch gefährliche Krankenhauskeime reduziert, so Gassen. Dazu müsse aber die Vergütung für Praxis-Ärzte angepasst werden.

Gassen warnt vor Scheitern der Krankenhausreform

Bereits am Wochenende hatte der KBV-Chef "absurd viele" stationäre Eingriffe in Deutschland kritisiert. Damit würden "Versichertengelder verschleudert", sagte Gassen der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Zugleich warnte er vor einem Scheitern der geplanten Krankenhausreform, wenn die "Ambulantisierung durch Einbindung der Praxen" nicht gestärkt werde.

Bund und Länder hatten sich vor einer Woche auf Eckpunkte für eine Klinikreform verständigt. Gesundheitsminister Lauterbach will über den Sommer einen Gesetzentwurf dazu erarbeiten. In Kraft treten soll die Reform Anfang 2024. Die Pläne sehen vor, das Vergütungssystem mit Pauschalen für Behandlungsfälle zu ändern, um Kliniken vom Druck zu immer mehr Fällen zu lösen. Daher sollen sie 60 Prozent der Vergütung allein für das Vorhalten von Leistungsangeboten bekommen. Dies soll auch kleinere Kliniken auf dem Land absichern.

AFP/dpa (kkö)

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Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 17. Juli 2023 | 09:00 Uhr

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