#BTW21 AfD holt in Sachsen zehn von 16 Direktmandaten bei Bundestagswahl
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27. September 2021, 03:37 Uhr
In Sachsen ticken die Wähler anders als auf Bundesebene. Das bestätigen die Auszählungen auch bei dieser Bundestagswahl wieder. Die Zahlen klaffen im Vergleich zum Bundestrend teils weit auseinander. Im Freistaat hat die AfD klar vor der CDU die Wahl gewonnen, die Grünen liegen knapp über der Fünf-Prozent-Schwelle. Bei den Zweitstimmen konnte die SPD deutlich zulegen im Vergleich zur vorigen Bundestagswahl und liegt auf Platz zwei - noch vor der CDU in Sachsen.
In Sachsen hat die AfD die meisten Direktmandate gewonnen und auch die höchsten Zweitstimmenanteile erreicht. Nur in den Großstädten konnten CDU, SPD und die Linke bei den Erststimmen punkten. Demnach kommt die AfD auf 25,7 Prozent der Erststimmen und hat zehn von 16 Bundestags-Wahlkreisen direkt gewonnen. Die CDU erreicht 22,2 Prozent und vier Direktmandate. Die SPD liegt auf Platz drei (16,7 Prozent) der Erststimmen und hat ein Direktmandat bekommen. Die Linke auf Platz vier erhielt 11,5 Prozent Erststimmen und ebenfalls ein Direktmandat in Sachsen. Die FDP kommt auf 8,9 Prozent. Die Grünen liegen bei 7,0 Prozent.
Bei den Zweitstimmen hat die SPD nach der AfD die meisten Stimmen erhalten - noch vor der CDU:
- AfD: 24,6 Prozent
- SPD: 19,3 Prozent
- CDU: 17,2 Prozent
- FDP: 11,0 Prozent
- Linke: 9,3 Prozent
- Grüne: 8,6 Prozent
Bundesebene ganz anders als Sachsen-Trend
Auf Bundesebene liegt nach aktuellen Hochrechnungen die SPD (25,8 Prozent) knapp vor der Union (24,1 Prozent), den Grünen (14,3 Prozent) und der FDP (11,5 Prozent). Die AfD folgt auf Rang fünf mit 10,5 Prozent. Die Linke liegt knapp unter der Fünf-Prozent-Hürde mit 4,9 Prozent (Quelle: Tagesschau.de). Dazu sagte Sachsens AfD-Fraktionsvorsitzender Jörg Urban im MDR SACHSENSPIEGEL: "Wie der bundesweite Abschnitt ist, interessiert mich schon auch, aber:
Die Musik spielt für mich ganz selbstverständlich in Sachsen. Ich wünsche mir natürlich möglichst viele Direktkandidaten aus Sachsen.
"Wir haben deutliche Verluste verzeichnen müssen im Vergleich zur Bundestagswahl 2017, wenngleich das Wahlergebnis noch nicht vorliegt", sagte dagegen CDU-Generalsekretär Alexander Dierks MDR SACHSEN. Seine Partei wolle die Ergebnisse zunächst "mit großer Demut vor den Wählerinnen und Wählern" annehmen.
Es ist ein bitterer Wahlabend für die Union.
Sachsens SPD-Vorsitzender Martin Dulig zeigte sich nach den ersten Hochrechnungen und Auszählungen zufrieden. Der SPD-Spitzenkandidat freute sich über das Zutrauen der Wählerschaft in die Sozialdemokratie. Mit Blick auf die Ergebnisse in Sachsen, wo die SPD zuletzt um zweistellige Ergebnisse bangen musste, sagte Dulig: "Die Freude lasse ich mir heute nicht nehmen."
Ernüchterung bei Linken und Grünen
Die frühere Bundesvorsitzende der Linken, Katja Kipping, hat sich angesichts der Zitterpartie ihrer Partei bei der Bundestagswahl enttäuscht gezeigt. Die Linken müssen bei einer Prognose von fünf Prozent um den Einzug ins Parlament bangen. "Gerade in diesen Zeiten bräuchte es eine starke Linke als Sozialgarantie. "Insofern schmerzt mich dieses Bibbern, dieses Knabberergebnis", sagte die 43 Jahre alte Politikerin im MDR-SACHSENSPIEGEL. Kipping selbst schaffte für die Linke in ihrem Wahlkreis Dresden 1 Platz zwei vor dem AfD-Kandidaten Jens Maier.
Zur Freude über die ersten Zahlen für Bündnis90/Die Grünen auf Bundesebene mischte sich bei Spitzenkandidatin Paula Piechotta für Sachsen auch Ernüchterung:
Wir sind deutlich hinter unseren Erwartungen geblieben.
Für den sächsische FDP-Chef Frank Müller-Rosentritt biete das Wahlergebnis mehrere Optionen. "Wir müssen abwarten, in welcher Konstellation die Freien Demokraten liberale Ziele umsetzen können. Denn wie schon 2017 gilt: Wir wollen mitregieren, aber nicht um jeden Preis", meinte Müller-Rosentritt.
Vergleichender Blick: 2017 - 2021
Bei der Bundestagswahl 2017 hatte sich die AfD in Sachsen knapp gegen die bis dahin erfolgsverwöhnte CDU durchgesetzt. Sie bekam damals 27 Prozent der Zweitstimmen und erreichte vor vier Jahren nur drei Direktmandate. Am Sonntag waren es es zehn von 16 im Bundesland. Die CDU kam vor vier Jahren auf 26,9 Prozent, hatte aber zwölf Direktmandate - dieses Mal nur noch vier. Dahinter rangierten die Linken (16,1 Prozent), die SPD (10,5), die FDP (8,2) und die Grünen (4,6).
Das sind die Zweitstimmen-Verlierer: Die CDU bekam in Sachsen 9,7 Prozentpunkte weniger Zweitstimmen im Vergleich zur vorigen Bundestagswahl. Die Linke verlor 6,8 Prozentpunkte. Die AfD hat bei den Zweitstimmen auch 2,4 Prozentpunkte eingebüßt.
Das sind die Gewinner: Die SPD konnte bei den Zweitstimmen 8,8 Prozentpunkte zulegen. Die Grünen gewannen 4 Prozentpunkte hinzu, die FDP gestern 2,8.
CDU und SPD in Sachsens Großstädten vorn
Während in den Wahlkreisen auf dem Land die AfD überall Direktmandate und die meisten Zweitsstimmen holte, sieht die Lage in den sächsischen Großstädten ganz anders aus:
- In Chemnitz holte Detlef Müller für die SPD das Direktmandat.
- Den Wahlkreis Dresden I gewann Markus Reichel für die CDU mit 21,1 Prozent der Erststimmen vor der Linken Katja Kipping (18,9 Prozent) und dem AfD-Spitzenkandidat Jens Maier (18,8 Prozent).
- Den Wahlkreis Dresden II gewann Lars Rohwer als Direktkandidat für die CDU mit 39 Stimmen Vorsprung (18.6 Prozent) vor Andreas Harlaß von der AfD, der ebenfalls auf 18,6 Prozent kam.
- Den Wahlkreis Leipzig I holte Jens Lehmann Mann für die CDU als Direktmandat und kam auf 20,5 Prozent knapp vor Holger Mann von der SPD (20,2 Prozent).
- Den Wahlkreis Leipzig II gewann Sören Pellmann von der Linken das Direktmandat mit 22,8 Prozent der Stimmen vor der Grünen Paula Piechotta (18,4 Prozent).
Vorfälle am Wahlsonntag
In Chemnitz, Grünhainichen (Erzgebirgskreis) und Flöha (Mittelsachsen) gab es am Wahlsonntag Zwischenfälle. Dort hatten Unbekannte Parolen vor oder in der Nähe von Wahllokalen hinterlassen. Der Staatsschutz ermittelt in insgesamt sieben Fällen wegen Sachbeschädigung durch Graffiti mit politischem Hintergrund. Nach Polizeiangaben wurden eine Mauer, die Rückseite eines Wahllokals sowie die Straßen vor vier Wahllokalen mit Sprüchen und Parolen wie "Coronadiktatur abwählen" oder "Altparteien entmachten" besprüht - jeweils über die gesamte Straßenbreite mit weißer oder rosa Farbe. In Leipzig sowie in Nordsachsen und im Kreis Leipzig wurden in der Nacht zum Sonntag mehrere Wahlplakate verschiedener Parteien gestohlen, abgerissen oder angezündet.
Quelle: MDR/kk/dpa
Anmerkung der Redaktion: Dieser Artikel ist nicht mehr kommentierbar. Warum? Zur Bundestagswahl veröffentlichen wir sehr viele Inhalte. Aus diesem Grund möchten wir Ihnen die Möglichkeit geben, dass Sie sich gebündelt zur Wahl und den Ergebnissen austauschen und so mehr Gesprächspartnerinnen und -partner erreichen können. Folgenden Artikel zur Bundestagswahl können Sie dafür nutzen: Kretschmer sieht keinen Regierungsauftrag der Bundes-CDU
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN | SACHSENSPIEGEL | 26. September 2021 | 19:00 Uhr
Agnostiker am 27.09.2021
Naja in erster Linie kann ich nur auf etwas Stolz sein, wofür ich auch was geleistet habe. Das ich Sachse oder Deutscher bin ist dann doch eher Zufall.
Agnostiker am 27.09.2021
Naja wenn man sich die Ergebnisse der Juniorwahl anschaut muss einem nicht Bange sein. Da kommt die AfD auf gearde 5,1 Prozent. Selbst in Sachsen ist fast überall die FDP stärkste Kraft. Wenn das die Wähler von morgen sind muss sich die AfD was einfallen lassen, um diese Stimmen zu gewinnen.
Agnostiker am 27.09.2021
@Bautzener
Wissen Sie was das eigentlich peinliche ist. Das einige überhaupt einen Ostbeauftragten brauchen. Also ich bin selbst aus dem Osten und brauche dafür keinen Beauftragten der irgendwelche Interessen für mich vertritt, nur weil ich aus dem Osten bin.