Energiewende Netzentgelte steigen 2024 – Höhere Strompreise sehr wahrscheinlich

03. November 2023, 14:24 Uhr

Seit dem Ende des vergangenen Jahres sind die Strompreise spürbar gesunken. Das wird aber sehr wahrscheinlich ein Ende haben. Denn durch steigende Netzentgelte werden auch die Strompreise 2024 wieder anziehen. Dabei trifft es den Westen stärker als den Osten – eine gute Nachricht ist das aber auch für den Osten nicht.

Wer in Deutschland Strom bezieht, bezahlt nicht nur für seinen Verbrauch. Er zahlt auch für das Netz, das diesen Strom befördert. Unter anderem wird damit zum Beispiel die Instandhaltung finanziert, aber auch der Umbau im Zuge der Energiewende. Die Netzbetreiber hatten im vergangenen Monat angekündigt, dass sie die Entgelte im kommenden Jahr erhöhen werden.

Was das für unsere Stromrechnungen bedeutet, haben die Vergleichsportale Verivox und Check24 ausgerechnet. Check24-Sprecherin Johanna Ramoser erklärt: "Die Netzentgelte machen ein Viertel des Strompreises aus und im kommenden Jahr werden sie um elf Prozent steigen. Und ein Musterhaushalt muss dadurch im Schnitt bei einem Verbrauch von 5.000 Kilowattstunden 47 Euro mehr pro Jahr zahlen."

Die Kosten steigen im Westen mehr als im Osten

Die regionalen Unterschiede sind dabei allerdings erheblich. In Bayern und Nordrhein-Westfalen steigen die Entgelte etwa um 17 Prozent oder rund 70 Euro. In Sachsen und Sachsen-Anhalt geht es dagegen nur um acht Prozent oder rund 30 Euro nach oben. Weil die Entgelte dort aber bisher deutlich höher sind, gleichen sich die Kosten im Grunde nur an.

Am höchsten sind die Entgelte in Schleswig-Holstein, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern und Brandenburg. Die Gründe dafür sind unterschiedlich, sagt Check24-Sprecherin Johanna Ramoser: "Dort gibt es zum Beispiel eine geringere Einwohnerdichte und dadurch sind die Netzentgelte dann für die Verbraucher höher, weil sich diese Netznutzungsentgelte auf weniger Menschen verteilen. Und die Netznutzungsentgelte sind auch besonders hoch, wo eben in jüngerer Vergangenheit viele Windkraft- und Solaranlagen gebaut worden sind, weil man da eben auch die Stromnetze ausbauen muss."

Anschlüsse von erneuerbaren Energiequellen treiben Preis nach oben

Das wiegt im kommenden Jahr schwerer als bislang – oder besser: ab dem kommenden Jahr, sagt der Strommarktexperte Mirko Schlossarczyk vom Beratungsunternehmen Enervis. "Weil wir ab dem Jahr 2024 eine neue Berechnungsgrundlage im Grunde für die Verteilnetzentgelte haben." Vereinfacht gesagt, waren bislang die Kosten des Netzbetriebs im Jahr 2016 maßgeblich für die Berechnung. Ab dem kommenden Jahr sei aber das Jahr 2021 entscheidend, sagt Schlossarczyk.

Ein zentraler Punkt sei da "der Photovoltaik-Boom, den wir sehen." Das gelte auch für den dezentralen Zubau von Hausanlagen, der die Kosten bei den Netzbetreibern treibe und die Bemessungsgrundlage deutlich verändere. Diese höheren Kosten der Übertragungs- und Verteilnetzbetreiber spiegelten sich dann in höheren Netzentgelten wider.

Schlossarczyks Preiserwartungen decken sich mit denen der beiden Vergleichsportale. Mit Blick auf den stetig wachsenden Anteil erneuerbarer Energien geht der Strommarktexperte davon aus, dass die Entgelte in den kommenden Jahren weiter steigen werden.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 03. November 2023 | 06:10 Uhr

88 Kommentare

astrodon vor 37 Wochen

@wgeh: "Vergleichen Sie doch mal Ihre Stromrechnung von 2018 mit der von heute" - ja, ich habe mir mal die Mühe gemacht und habe meine Daten seit 2017 durchgesehen, ich nehme aber 2020 als Basis, ab da ist mein Verbrauch relativ konstant und verfälscht das Ergebnis nicht.
Wenn 2020 die Basis ist, lag mein Strompreis 2023 um 22,2% darüber.
Für 2024 ist er gesunken 113,7% - konkret waren es 2020 0,3125€ und in 2024 sind es 0,3554€, berechnet als "echter" kWh-Preis (Betrag der Jahresrechnung/Verbrauch).
Der Ehrlichkeit halber muss ich da auch erwähnen, dass ich auch ca. 10% mehr Gehalt bekomme als 2020 ....

kleinerfrontkaempfer vor 37 Wochen

=> Pjotr
Richtig das mit 1.HJ. 2023. Ist ja auch bundesamtlich belegt.Davor liegende Zeiträume sind interessanter.
Habeck sagt es so: „Es würde sicherlich zu regionalen Engpässen führen, es würde sicherlich zu höheren Preisen führen, es würde möglicherweise auch zu lokalen Unterbrechungen kommen. Man kann also nicht sagen, niemand merkt es. Aber es würde nicht mehr zu einer Vollkatastrophe führen.“
Recht hat die Wirtschaftskoryphäe Katastrophe reicht schon.

Jolene vor 37 Wochen

Weini dafür spendiert MDR die IGNO Möglichkeit, einfach nutzen und nervende sind weg.

Da nicht alle Stromlieferanten bei Check24 (wegen deren Gebühren) sind, loht es sich z.B. die Stadtwerke direkt (online) zu besuchen. Habe so viel Euro gespart, mein 24-Monate Vertrag läuft am Jahresende aus.

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