Eine Gasflamme am Herd
Inzwischen ist Gas wieder günstiger geworden, allerdings nicht für jeden. Bildrechte: imago images/PPE

Preisentwicklung Energiekrise: Gas wieder deutlich günstiger – allerdings nicht für jeden

09. März 2024, 05:00 Uhr

Im Zuge des russischen Angriffskrieges in der Ukraine und der daraus resultierenden Energiekrise schossen die Gaspreise in Deutschland in die Höhe. Inzwischen ist Gas wieder deutlich günstiger geworden – allerdings nicht für jeden. Was sind die Gründe dafür und wie werden sich die Preise in den kommenden Monaten und Jahren entwickeln?

Seit einigen Monaten sinken die Gaspreise in Deutschland. Energiemarkt-Experte Andreas Schröder sagt, dass sich die explosionsartige Entwicklung der letzten Jahre gerade wieder normalisiert. "Wir kommen wieder in einen Preisbereich zurück, den wir aus alten Zeiten kennen, der auch fundamental erklärbar ist, etwa durch Produktionskosten, Lieferkettenkosten, etc. Die Preise sind eben so stark gesunken, weil wir einen milden Winter hatten und weil wir sehr volle Gasspeicherkapazitäten haben. Und weil wir nun auch über Flüssiggas-Terminals verfügen, die uns in einer Notsituation also auch helfen."

Gaspreise immer noch höher als vor der Krise

Auch Gasexperte Dr. Heiko Lohmann spricht von einer Normalisierung der Gaspreise. Die liegen aber weiterhin über dem, was vor der Krise üblich war. "Wir sind natürlich nicht auf einem Vorkrisenniveau. Die Schnäppchen, die es mal gegeben hat, gibt es in der Form noch nicht wieder."

Vom Vergleichsportal Verivox heißt es, dass die gesunkenen Großhandelspreise auch bei den Privatkunden ankommen – allerdings nicht bei allen in der gleichen Höhe, erklärt Sprecher Lundquist Neubauer. "Es hängt davon ab, ob ich einen Bestandskunden-Tarif habe – dann sind die Tarife in der Regel sehr teuer – oder ob ich einen Neukunden-Vertrag abschließe. Die sind sehr günstig zu haben. Die günstigsten Neukundentarife mit einer Preisgarantie liegen derzeit bei 6,5 Cent die Kilowattstunde. Die Grundversorgung, die örtliche, die kostet ungefähr das Doppelte."

Warum Bestandskunden mehr zahlen als Neukunden

Ausschlaggebend dafür, dass Bestandskunden oft mehr bezahlen als Neukunden, sind die unterschiedlichen Beschaffungsstrategien der Versorger. "Vor allem Grundversorger kalkulieren eher langfristig. Das heißt, sie kaufen Gas ein bis drei Jahre im Voraus ein und damit zu teuren Krisenpreisen, die wir vor zwei Jahren noch hatten. Die wirken immer noch nach und werden an die Verbraucher weitergegeben. Die Neukundentarife werden eng am Markt kalkuliert. Da kommen die gesunkenen Börsenpreise sehr viel schneller an."

Deshalb empfiehlt Verivox Gaskunden einen Tarifwechsel zu prüfen. Aber: Egal ob Neu- oder Bestandskunde – kurzfristig werden die Gaspreise für alle wieder ansteigen, denn Ende März kehrt der volle Mehrwertsteuersatz auf Gas zurück. Statt sieben heißt es dann 19 Prozent. Das kann je nach Größe des Haushalts mehrere hundert Euro im Jahr ausmachen.

Ab 2025 könnte Gas für alle wieder günstiger werden

Auf lange Sicht soll Gas aber günstiger werden, prognostiziert Energiemarkt-Experte Andreas Schröder. "Mitte der 2020er-Jahre, also ab 25, 26, 27 ist erwartbar, dass sich auch global das Angebot deutlich ausweitet auf der Flüssiggas-Exportseite. Das schafft dann eine Situation, wo die Marktpreise noch einmal richtig purzeln können. Es gibt dann also zu viel Angebot auf einem globalen Weltmarkt und das kann die Preise nach unten drücken."

Die Experten sagen aber auch, dass Preisschwankungen weiterhin jederzeit möglich sind. Der Preis für ein globales Produkt wie Gas sei von vielen Faktoren abhängig.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL - Das Nachrichtenradio | 09. März 2024 | 07:12 Uhr

38 Kommentare

Britta.Weber vor 6 Wochen

emlo, in der aktuellen Situation hat unsere Wirtschaft keine billige und sichere Energie, denn mit EE kann man keine Industrienation betreiben. Russisches Gas ist günstig und weniger umweltschädlich als US-Frackinggas. Den einen Strang in Betriebe nehmen und die anderen reparieren- das wäre die beste Lösung für die deutsche Wirtschaft.

emlo vor 6 Wochen

Es gibt gar keinen Boykott gegen russisches Gas. Allerdings, warum sollten wir uns erneut in russische Abhängigkeit begeben? In der aktuellen Situation wäre das ja das Dümmste, was man machen kann!

emlo vor 6 Wochen

Das erzählen Sie mal bitte den Leuten auf Usedom! Dort befindet sich nämlich eines der größeren Erdgasvorkommen. Wenn ich mir anschaue, welche Proteste es schon gegen das Flüssiggasterminal vor Rügen gab, will ich gar nicht wissen, wieviel "Begeisterung" eine Erdgasförderung auf der Urlauber-Insel Usedom hervorrufen würde.

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