Steigende Energiekosten Wechsel in die Gas-Grundversorgung nicht immer einfach

22. September 2022, 11:39 Uhr

Gaskunden fallen nicht automatisch in die günstigere Grundversorgung, wenn sie wegen einer Preiserhöhung ihren bisherigen Vertrag gekündigt haben. Oft rutschen sie derzeit in die teurere Ersatzversorgung.

Wer vor der Energiepreiskrise auf der Suche nach einem günstigen Anbieter war, der hat nicht selten einen großen Bogen um die Grundversorgung gemacht. Denn die Angebote der Stadtwerke waren vergleichsweise teuer. Inzwischen hat sich das gewandelt – und die Grundversorgung ist für viele preislich sehr attraktiv geworden. Für Kunden von insolventen Anbietern ist sie sogar der letzte Ausweg – so sie denn überhaupt zu bekommen ist.

Keine Garantie auf Grundversorgung

Das sei nämlich keineswegs selbstverständlich, sagt Micaela Schwanenberg, Rechtsreferentin bei der Verbraucherzentrale Sachsen. Vielen Verbraucherinnen falle es durch die Energiepreiskrise derzeit schwer, neue Energielieferungsverträge abzuschließen. In Sachsen gebe es bereits Fälle, in denen es die Versorgerbetriebe ablehnen, die Kunden und Kundinnen in Grundversorgungsverträge oder auch in neue Sonderverträge zu nehmen.

Ein Beispiel dafür ist die Pleite des Billiganbieters Gas.de im vergangenen Jahr. Der Versorger hatte seinen Kunden fristlos gekündigt und darauf verwiesen, dass der örtliche Grundversorger die Gasversorgung übernimmt. Im Fall des mitteldeutschen Gasversorgers MITGAS ist das zwar passiert. Die Kunden sind aber nicht, wie in einem solchen Fall üblich, in der Grundversorgung gelandet.

MITGAS erklärt auf Anfrage von MDR AKTUELL, es sei "wirtschaftlich nicht zumutbar, wenn durch Insolvenzen von anderen Anbietern auf einen Schlag sehr viele Kunden zum Grundversorger kommen, dieser aber nicht die nötigen Mengen zur Versorgung beschafft hat und – zu hohen Marktpreisen wie derzeit – nachbeschaffen muss". Dann würden diese Kunden zwar dennoch mit Energie weiterbeliefert, aber möglicherweise nicht zu den gleichen Konditionen wie in der Grundversorgung. Laut Bundesnetzagentur ist die wirtschaftliche Unzumutbarkeit tatsächlich der einzige Grund, warum Grundversorger die Belieferung ablehnen können.

Ersatzversorgung zumeist teurer

In diesem Fall halten Verbraucherschützer das Vorgehen von MITGAS aber für rechtlich schwierig. Laut Schwanenberg kann der Grundversorger es nicht abschließend ablehnen, Verbraucher/Verbraucherinnen in die Versorgung zu nehmen. Sollte beispielsweise der Fall auftreten, dass Kundinnen keinerlei Energielieferungsvertrag mehr haben, dann müssen sie durch den Grundversorger versorgt werden.

Und zwar in der Regel erstmal mit einer Notversorgung, der sogenannten Ersatzversorgung. Die lohnt sich finanziell in vielen Fällen zunächst nicht, weil sie häufig deutlich teurer ist als die eigentliche Grundversorgung. Sollten Kunden innerhalb von drei Monaten keinen neuen Liefervertrag abgeschlossen haben, wechseln sie aber automatisch in den günstigeren Tarif.

Gleiches gilt laut Schwanenberg für diejenigen, die nach einer Preiserhöhung ihres Anbieters von ihrem Sonderkündigungsrecht Gebrauch machen. Sei der Vertrag gekündigt, beendet und noch kein neuer abgeschlossen, bleibe auch ihnen wohl nur der Umweg über die Ersatzversorgung.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL RADIO | 22. September 2022 | 06:00 Uhr

Mehr aus Wirtschaft

Nachrichten

Flaschen in dunkelgrün sind auf einem LAufband der Herstellung zu sehen. 1 min
Jägermeister gehörte zu den ersten Unternehmern aus den alten Bundesländern das vor mehr als 25 Jahren nach Sachsen kam. Bildrechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK
1 min 28.11.2023 | 16:56 Uhr

Der Kräuterlikör-Hersteller Jägermeister hat mit der Erweiterung seines Werkes in Kamenz begonnen. Am Dienstagmittag wurde der erste Spatenstich für ein neues Fasslager gesetzt.

Di 28.11.2023 16:32Uhr 00:39 min

https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/video-kamenz-jaegermeister-fabrik-spatenstich-lagerhalle-erweiterung-investition100.html

Rechte: MITTELDEUTSCHER RUNDFUNK

Video
Beschäftigte verschiedener Einzelhandelsunternehmen halten auf einer von der Gewerkschaft verdi organisierten Demonstration in Erfurt Transparente hoch, auf denen "Ohne uns kein Geschäft" steht mit Video
Wenn sich die Verhandlungsparteien im Tarifstreit nicht zeitnah einigen, könnte es in den Supermarktregalen vor Weihnachten leerer werden. Bildrechte: picture alliance/dpa | Martin Schutt

Mehr aus Deutschland

Ein Kind nimmt sich ein Kinder-Vitaminbärchen von einem Teller. mit Audio
Viele Vitaminpräparate für Kinder sind überdosiert und können deshalb schlimmstenfalls zu irreversiblen Schäden führen. Bildrechte: picture alliance/dpa | Hendrik Schmidt