Auszubildende und Flüchtlinge absolvieren bei Volkswagen die zweimonatige Grundausbildung in einer Werkstatt
Nach Vorschlag des Handwerksverbandes sollen Geflüchtete auch ohne Sprachtests und Integrationskurse in den Arbeitsmarkt starten können. Bildrechte: picture alliance/dpa | Ole Spata

Weniger Bürokratie Handwerksverband: Geflüchtete sollen auch ohne Sprachtests arbeiten dürfen

02. Oktober 2023, 05:01 Uhr

Das Handwerk sucht dringend Fachkräfte – zugleich kommen viele Geflüchtete in Deutschland an. Der Handwerksverband sieht das als Chance und fordert daher einen Abbau der Bürokratie, damit Geflüchtete schneller einen Job aufnehmen können. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz zeigt sich offen für diesen Vorschlag.

Das Handwerk fordert wegen des Fachkräftemangels eine schnellere und unbürokratische Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt. Der Präsident des Zentralverbands des Deutschen Handwerks, Jörg Dittrich, sagte der "Neuen Osnabrücker Zeitung", ein Unternehmer solle selbst entscheiden können, wen er in seinem Betrieb beschäftige. "Das sollte ohne Sprachtests und Integrationskurse möglich sein."

Dittrich fordert mehr Pragmatismus und schlägt vor, dass es Geflüchteten sofort möglich sein soll zu arbeiten. Nach aktueller Lage ist dies frühestens nach drei Monaten der Fall. Dittrich sieht für einen schnelleren Weg in Arbeit aber viele Vorteile. Er sagt: "Wenn jemand arbeitet, lernt er die Sprache möglicherweise viel schneller – und integriert sich viel leichter."

Auch Bundeskanzler Scholz offen für Vorschlag

Am Freitag hatte sich bereits der Deutsche Städte- und Gemeindebund für die Möglichkeit einer sofortigen Arbeitsaufnahme für Geflüchtete mit Bleibeperspektive ausgesprochen. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte sich offen für den Vorschlag. In vielen Fällen sei die Arbeitsaufnahme schon möglich. Aber da geht noch mehr, sagte er dem SWR. "Ich teile das Verständnis vieler Menschen, die sagen: Wenn da Arbeit ist, die getan werden muss, und da ist jemand, der sie tun könnte, dann soll er das auch machen."

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Katharina Dröge, begrüßt ebenso die Forderung. "Wir brauchen endlich eine vollständige Abschaffung der vielfach noch bestehenden Arbeitsverbote für Geflüchtete. Das ist sinnvoll und kurzfristig umsetzbar", sagte Dröge den Zeitungen der Funke Mediengruppe.

Dürr fordert digitale Ausstellung der Arbeitserlaubnis

Der Vorsitzende der FDP-Bundestagsfraktion, Christian Dürr, "erwartet von den Bundesländern spätestens zum nächsten Migrationsgipfel ein Konzept, wie die Ausländerbehörden künftig Arbeitserlaubnisse digital und unbürokratisch erteilen".

Positive Signale gibt es auch aus der Wirtschaft. Der Logistikkonzern DHL, der viele Flüchtlinge beschäftigt, regte eine Kürzung der Dauer des Arbeitsverbotes an. Eine Sprecherin sagte der "Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung", es sei wichtig, "eine frühe Kontaktaufnahme zwischen Unternehmen und Erwerbswilligen zu ermöglichen".

AFP, dpa (kar)

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