Ein Einkaufswagen mit Lebensmitteln wird am 30.11.2017 in Schwerin (Mecklenburg-Vorpommern) durch die Regalreihen in einem Supermarkt geschoben.
Steigende Preise beim Einkaufen gehören inzwischen zum Alltag. Bildrechte: picture alliance / Jens Büttner/dpa-Zentralbild/ZB | Jens Büttner

Lebensmittel Hohe Preise im Supermarkt: Hersteller als Trittbrettfahrer?

08. Mai 2023, 12:52 Uhr

Immer wieder staunen Kunden in den letzten Monaten an der Supermarktkasse über die Endsumme auf dem Kassenbon. Ein Wocheneinkauf kostet im Vergleich zum letzten Jahr wesentlich mehr. Parallel zu den Preisen an der Kasse sind aber auch die Gewinne der Hersteller deutlich gestiegen. Juliane Neubauer hat bei Marktexperten nachgefragt, ob das gerecht ist, oder ob hier Verbraucher an der Nase herumgeführt werden.

Fünf Snickers-Eis sind in einer Packung bei Edeka im Eisfach. Bisher waren darin sechs. Der Preis ist dabei gleichgeblieben. So hat es das Produkt der Mars GmbH auf die Mogelpackungsliste der Hamburger Verbraucherzentrale geschafft.

Birgit Brendel
Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale Bildrechte: Verbraucherzentrale Sachsen

Und die wird aktuell rasant immer länger, weiß Birgit Brendel von der Verbraucherzentrale in Sachsen. Die Verbraucherschützerin sagt, man nehme wahr, dass solche Dinge, wie weniger Inhalt bei gleicher Packungsgröße, jetzt häufiger anzutreffen seien. Das möge auch daran liegen, dass man das früher vielleicht nicht so bewusst wahrgenommen habe. Das Preisniveau sei ein anderes gewesen, so Brendel.

Vor einem vollen Einkaufswagen rechnen Zwei Personen mit einem Taschenrechner und halten einen Bon 4 min
Bildrechte: picture alliance/dpa/MAXPPP | David Ademas / Ouest-France

Preiserhöhung bei Landwirtschaftsprodukten: Gewinne als Ursache

Bei Landwirtschaftsprodukten haben sich die Preise um rund 35 Prozent erhöht. Das ergab eine Berechnung des Ifo-Instituts. Weniger als die Hälfte sei auf steigende Energiepreise zurückzuführen. Mehr als die Hälfte hingegen kämen durch ausgeweitete Gewinne zustande.

Ökonom erklärt Inflation: Nachfrage-, Angebots- und Gewinneffekte

Diese Zahlen seien nur teilweise nachvollziehbar, sagt Oliver Holtemöller vom Leibnitz Institut in Halle. Trotzdem versteht er, dass Verbraucherinnen und Verbraucher durchaus mit den inflationstreibenden Gewinnmargen unzufrieden sind. Grundsätzlich gebe es drei Ursachen für eine Inflation, erklärt Ökonom Holtemöller, und nennt zunächst Nachfrageeffekte. Das bedeute, es gebe zu hohe Nachfragen für Produkte.

Prof. Dr. Oliver Holtemöller
Prof. Dr. Oliver Holtemöller vom Leibnitz Institut in Halle Bildrechte: Fotowerk BF

Zudem könnten es Angebotsprobleme sein, wie beispielsweise bei schlechten Ernten. Und es gehe um eine Gewinnausweitung, die jetzt zum Teil beobachtet werde. Dies ist Holtemöller zufolge ein Muster, das sonst nicht so häufig zu sehen ist. Die aktuelle aktuelle Situation weiche von Inflationsmustern der Vergangenheit ein wenig ab.

Inflation in Deutschland: Höchster Stand seit über 50 Jahren

Über 50 Jahre sei es her, sagt Holtemöller, dass eine derart hohe Inflationsrate die Lebensmittelpreise in die Höhe getrieben habe. Auslöser waren dem Ökonom zufolge zwei Ölpreiskrisen. Die Inflationsrate könne wieder gesenkt werden, indem die Nachfrage gedämpft werde. Das gelinge unter anderem, indem die Zentralbank die Zinsen weiter erhöhe.

Außerdem werde eine gute Wettbewerbspolitik benötigt, die dazu führe, dass die Unternehmen nicht so leicht eine solche Situation ausnutzen könnten. Dabei handele es sich aber um Maßnahmen der Wettbewerbspolitik, die nicht heute oder morgen griffen. Das seien längere Prozesse.

Verbraucherschützer raten: Preise vergleichen und Kilopreise beachten

Verbraucherschützerin Brendel rät Kundinnen und Kunden in dieser Situation, die Preise in den Supermärkten hinzunehmen oder die Kilopreise zu vergleichen, die in der Regel besonders klein auf die Preisschilder gedruckt seien.

Die Preise der Produkte kritisiert Brendel als allerdings kaum nachvollziehbar. Die Preisbildung bei Lebensmitteln sei sehr intransparent. Man könne von außen nicht nachvollziehen ob der Preis wirklich dadurch bedingt sei, dass es höhere Produktionskosten und Personalkosten gebe, oder ob Mitnahmeeffekte dahintersteckten.

Die Preisbildung bei Lebensmitteln ist sehr intransparent.

Birgit Brendel Verbraucherzentrale Sachsen

Die Verbraucherschützerin könnte sich hierfür eine Art Übersichtsseite im Internet vorstellen, auf der ohne viel Vergleichen erkennbar sei, wo die Butter aktuell sechs Euro und wo sie 13 Euro pro Kilogramm kostet.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL | 08. Mai 2023 | 05:00 Uhr

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