Blick auf die Zentrale der VNG. D
Der Gasimporteur VNG war wegen höherer Beschaffungskosten für Erdgas in Schieflage geraten. Bildrechte: picture alliance/dpa | Jan Woitas

Energiekrise Streit um Gaslieferverträge: VNG und Sefe einigen sich

11. Oktober 2022, 22:32 Uhr

Im Streit um höhere Kosten für Erdgaslieferungen haben sich der angeschlagene Gasimporteur VNG und die unter Verwaltung des Bundes stehende Gazprom-Tochter Sefe geeinigt. Ein Sefe-Tochterunternehmen soll die Mehrkosten übernehmen. Die VNG-Gruppe ist der drittgrößte deutsche Gasimporteur und Speicherbetreiber und gilt als strukturrelevant für Sachsen und ganz Ostdeutschland.

Der angeschlagene Leipziger Gasimporteur VNG und die vom Bund als Treuhänder verwaltete Gazprom-Tochter Sefe (Securing Energy for Europe) haben sich im Streit um die höheren Kosten auf einen Vergleich geeinigt. Wie die Verbundnetz Gas Verwaltungs- und Beteiligungsgesellschaft mbH (VNG) und ihr Mehrheitseigner, der baden-württembergische Energiekonzern EnBW, dazu mitteilten, übernimmt das Sefe-Tochterunternehmen WIEH die Mehrkosten der Ersatzbeschaffung durch VNG wegen der ausgefallenen russischen Erdgas-Lieferungen. Sefe äußerte sich zunächst nicht.

Bei dem Vergleich geht es um einen von zwei Verträgen: Mit dem Wintershall Erdgas Handelshaus (WIEH) besteht den Angaben zufolge ein Vertrag über 65 Terawattstunden jährlich und im Rahmen eines zweiten müsse VNG direkt 35 Terawattstunden von der Sefe bekommen. Seit Mitte Mai sei der erste Vertrag wegen der Einstellung der Lieferungen durch den russischen Staatskonzern Gazprom an WIEH nicht mehr durchgängig bedient worden. Um VNG-Kunden weiter beliefern zu können, habe Gas teurer zugekauft werden müssen.

Beide Verträge laufen zum Ende des Jahres aus, wobei es nach EnBW-Angaben auch bleiben soll. Über den finanziellen Umfang des Vergleichs sei Stillschweigen vereinbart. Laut EnBW liegt der erwartete Konzern-Verlust für 2022 nun insgesamt zwischen 545 Millionen und 1,3 Milliarden Euro.

VNG stellte Antrag auf staatliche Hilfen

VNG war wegen der höheren Beschaffungskosten in finanzielle Schieflage geraten und hatte deshalb im September einen Antrag auf staatliche Stabilisierungsmaßnahmen gestellt. Es sei noch nicht entschieden, ob und inwieweit die VNG den Antrag aufrechterhält, erklärte EnBW jetzt. Der deutlich größere Gasimporteur Uniper wurde bereits verstaatlicht. Bei Sefe erwäge der Bund ebenfalls eine Übernahme, hatten Insider gesagt.

Als der drittgrößte deutsche Gasimporteur und Betreiber von Erdgas-Speichern ist die VNG-Gruppe laut EnBW systemrelevant für die Versorgung in Deutschland, vor allem in Sachsen und im Osten. Sie beliefere rund 400 Stadtwerke und Industriebetriebe.

Beteiligung des Bundes unklar

Eine Sprecherin des Bundeswirtschaftsministeriums sagte, man nehme die Einigung zur Kenntnis. Sefe habe Stabilisierungsmaßnahmen beantragt, was geprüft werde. Ziel der Bundesregierung sei es, Insolvenzen von relevanten Gasimporteuren wegen der Ausfälle russischer Lieferungen zu verhindern.

Deshalb steht die Securing Energy for Europe (Sefe) aktuell auch unter Treuhandschaft des Bundes. Geschäftsführer Egbert Laege hatte vergangene Woche gesagt, Sefe könne mehr Geld vom Bund brauchen. Es gebe Bedarf oberhalb der bereits zugesagten 9,8 Milliarden Euro. Vergangene Woche hieß es ohne offizielle Bestätigung auch, dass Teil einer Einigung mit VNG neue, vom Bund gedeckte Kreditlinien sein könnten.

dpa/Reuters (kar, ksc)

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | MDR AKTUELL RADIO | 11. Oktober 2022 | 06:30 Uhr

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