Erneuerbare Energien Wie Solaranlagen recycelt werden können

02. Dezember 2022, 12:50 Uhr

2,2 Millionen Solaranlagen sind mittlerweile auf deutschen Dächern und Wiesen installiert. Die Module der ersten Generation kommen nun langsam in die Jahre und müssen ausgetauscht werden. Eine MDR AKTUELL-Nutzerin, die selbst eine Anlage auf dem Dach hat, fragt: "Wie werden die Solarmodule ordnungsgemäß entsorgt und was kostest das?"

Bei der Firma Luxchemtech mag man den Begriff Abfall nicht besonders. Denn in Hightech-Produkten wie ausgedienten Solaranlagen stecken zu viele wertvolle Rohstoffe, als dass man sie in den Müll geben sollte. Silizium oder Silber zum Beispiel.

Das junge Unternehmen aus Freiberg arbeitet daran, Solarmodule komplett wiederzuverwerten und die verklebten Stoffe sauber voneinander zu trennen. Wolfram Palitzsch ist der Geschäftsführer von Luxchemtech und erklärt: "Die Solarmodule sind in der Regel laminierte, flächige Systeme, ähnlich wie ein Sandwich aufgebaut. Und deswegen haben wir uns ein Verfahren überlegt, bei dem wir die Kunststoffe und Laminate zerstören und das Glas erhalten. Bei uns fallen ganz saubere Glasplatten an und mit den Reststoffen arbeiten wir dann, um Silber und Silizium zurückzugewinnen."

Abfallmengen nehmen zu

Bislang lohne es sich noch nicht, die Solarmodule im großen Stil mit seinem Verfahren zu recyceln, sagt Palitzsch. Dafür seien die Abfallmengen zu klein. Das dürfte sich bald ändern, prognostiziert Axel Strobelt vom Umweltbundesamt: "Die Abfallmengenprognosen für das Jahr 2030 liegen bei 152.000 bis 230.000 Tonnen und vervielfachen sich bis in das Jahr 2035 auf über 1,5 Millionen Tonnen."

Falsche Entsorgung verhindert Wiederverwendung

Manche ältere Solaranlage könne einfach repariert werden, sagt Strobelt vom Umweltbundesamt. Ausrangierte Anlagen würden in Deutschland bisher zu etwa 90 Prozent recycelt. Vor allem Metall und Kunststoffteile ließen sich einfach wiederverwenden. Allerdings würden viele Photovoltaikanlagen noch immer falsch entsorgt, sagt Strobelt: "Beispielsweise werden die von Dächern runtergeworfen oder falsch entsorgt im Bauschuttcontainer. So ein Altmodul lässt sich dann nicht wiederverwenden. Und auch Rohstoffverluste können auftreten, wenn die Module im Bauschutt oder Metallschritt landen."

Private Eigentümer können ihre ausrangierten Solarmodule in der Regel bei den kommunalen Wertstoffhöfen abgeben – und zwar kostenlos. Auch die Hersteller nehmen sie zurück. Norbert Betzl vom Dresdner Unternehmen Solarwatt sagt: "Hersteller wie Solarwatt oder auch Importeure – wir tragen als Inverkehrbringer der Solarmodule, der Solaranlagen die Verantwortung für die Entsorgung. Das heißt, wir müssen die Produkte registrieren, wir müssen die Mengen anmelden und Gebühren abführen."

Forschung zu Rohstoffkreislauf

Solarwatt beteiligt sich auch an Forschungsprojekten, wie Solaranlagen künftig noch umfassender und leichter recycelt werden können. Betzl erklärt: "Silizium, also hochreiner Quarzsand und Silber, das sind alles wertvolle Rohstoffe, die nicht endlos zur Verfügung stehen. Und um da zukunftsfähig zu sein, müssen wir in Richtung Kreislaufwirtschaft."

Das ist auch das Ziel der Freiberger Firma Luxchemtech. Bis 2024 will sie eine Pilotanlage zur kompletten Wiederverwertung der Solarmodule aufbauen.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 02. Dezember 2022 | 06:00 Uhr

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