Eine Frau sitzt am Computer und hält eine Kreditkarte in der Hand.
Bei vielen Banken gibt es noch immer keine Zinsen auf Tagesgeld. Experten empfehlen, zu einer anderen Bank zu wechseln. Bildrechte: IMAGO/Panthermedia

Trotz Zinserhöhung Tagesgeldkonto: Zinswende kommt bei den Kunden nicht an

26. Juli 2023, 11:38 Uhr

Kunden der Sparkassen bekommen zurzeit wenig bis fast keine Zinsen auf ihre Ersparnisse auf Tagesgeldkonten. Das ist verwunderlich, denn die Voraussetzungen für mehr Zinsen sind sehr gut. Erst vergangenes Jahr hat die Europäische Zentralbank die sogenannte Zinswende eingeleitet – und den Leitzins auf inzwischen vier Prozent erhöht. Doch der Kunde spürt davon wenig. Woran liegt das?

René Zander ist Kunde bei der Leipziger Sparkasse – und durchaus etwas verärgert. Auf seinem Konto herrscht Zinsflaute, denn 0,75 Prozent bekommt er zurzeit. Er sagt: "Von Sparkassen kennt man das vielleicht, dass die etwas träger reagieren. Aber wenn ich Direktbanken anschaue, die mit drei oder vier Prozent werben, dann ist das schon ein erheblicher Unterschied." 

Tatsächlich bieten vor allem Direktbanken zurzeit wesentlich höhere Zinsen für Neukunden an, weshalb René Zander auch schon darüber nachdenkt, der Sparkasse den Rücken zu kehren.

Niedrige Verzinsung von Tagesgeld "nicht zeitgemäß"

Maue Zinsen von oft unter einem Prozent für das Tagesgeld – bei Sparkassen und traditionellen Banken ist das noch immer gang und gäbe, trotz Zinswende. Denn die Europäische Zentralbank hat sowohl den Leit- als auch den für Sparer relevanten Einlagenzins mittlerweile stark angehoben.

Das heißt, Sparkassen und Banken streichen zurzeit 3,5 Prozent Zinsen ein, wenn sie Geld bei der EZB hinterlegen. Was davon beim Kunden ankommt, hat vor wenigen Tagen das Vergleichsportal Verivox ausgewertet. Ein Ergebnis: Insbesondere bei vielen Sparkassen sei von der Zinswende noch nichts zu spüren, erklärt Ralph Wefer von Verivox: "Jede fünfte Sparkasse bietet auf dem Tagesgeldkonto gar keine Verzinsung. Die durchschnittlichen Zinsen fallen mit 0,36 Prozent sehr niedrig aus. Eigentlich ist das irgendwann nicht mehr ganz zeitgemäß."

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Das heißt also, die Leipziger Sparkasse ist mit ihren 0,75 Prozent im Vergleich mit anderen Sparkassen sogar schon recht großzügig. Üblich sind weniger. Bei den Sparkassen in Gotha, Stendal, Gera-Greiz und Vogtland gibt es zurzeit sogar weiterhin gar keine Zinsen, so Ralph Wefer. 

Experte: Banken müssen Zinsen perspektivisch erhöhen

Wefer zufolge rechnet Verivox damit, dass auch bei den Sparkassen die Zinsen steigen und dass die Zahl der Sparkassen, die gar keine Verzinsung bieten, sinkt. Das werde aber langsam geschehen. Wefer: "Ich glaube, auch auf lange Sicht bleibt es dabei: Ein höherer Wettbewerb führt dazu, dass die Banken bessere Konditionen anbieten. Das heißt, man kann den Sparern nur raten, zu schauen, was ab Markt zu kriegen ist. Das Gute ist, dass sie ja relativ leicht wechseln können."

Bleibt die Frage, warum die Sparkassen die Zinsen nicht an ihre Kunden weiterreichen. Der Ostdeutsche Sparkassenverband reagierte auf Anfrage zugeknöpft. Zu den geschäftspolitischen Entscheidungen der Sparkassen könne man keine Angaben machen. Die Leipziger Sparkasse teilte mit, sie schließe nicht aus, dass es in den nächsten Wochen eine weitere Zinserhöhung geben werde.

Dieses Thema im Programm: MDR AKTUELL | Das Nachrichtenradio | 26. Juli 2023 | 08:17 Uhr

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