Nach Ausschreibung Sachsen-Anhalt stellt erste 20 Lehrer ohne Hochschulabschluss ein
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05. Oktober 2023, 10:07 Uhr
Sie sollen Technik, Hauswirtschaft, Kunst und Musik unterrichten: Mit einer Ausschreibung im Juni hat Sachsen-Anhalt erstmals auch Menschen ohne Hochschulabschluss für bestimmte Fächer gesucht. 170 Menschen haben sich darauf beworben. Nun sind auch die ersten Zusagen für Einstellungen erteilt worden.
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In Sachsen-Anhalt haben sich bisher rund 170 Nichtakademiker als Lehrkraft an Sekundarschulen beworben. Das teilte das Bildungsministerium nach einer ersten Ausschreibung im Sommer mit.
Die Bewerberinnen und Bewerber kommen demnach überwiegend aus dem Bereich Handwerk und Gastronomie. Auch pädagogische Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die schon an Schulen tätig seien, hätten sich beworben. Etwa die Hälfte sei als geeignet eingestuft worden. 20 Bewerbern sei bereits zugesagt worden, hieß es aus dem Ministerium.
Feußner: "Gut bezahlter und sicherer Job"
Im Kampf gegen den Lehrermangel sollen an den Sekundarschulen in Sachsen-Anhalt künftig Fächer wie Technik, Hauswirtschaft, Kunst oder Musik auch von bestimmten Nichtakademikern unterrichtet werden können, etwa von Fachwirten oder Meistern. Bildungsministerin Eva Feußner (CDU) hatte zu der Ausschreibung erklärt: "Mit dem Anwerben von Seiteneinsteigenden, zu denen nun auch bestimmte Nichtakademiker gehören, fördern wir aktiv eine praxis- und lebensweltorientierte Vorbereitung der Kinder auf ihr Leben nach der Schule." Allen Lehrkräften könne ein maßgeschneiderter, gut bezahlter und sicherer Job im Landesdienst angeboten werden.
Kritik vom Landeselternrat
Matthias Rose, Vorsitzender des Landeselternrates, kritisierte laut MDR-Informationen das Vorgehen der Landesregierung. Er sagte, die Pläne seien eine Kapitulationserklärung der Landesregierung. Sie würden dafür sorgen, dass sich keine qualifizierten Lehrkräfte mehr bewerben würden und die freien Stellen nicht besetzt werden könnten.
Erst sei von Quereinsteigern ein Hochschulabschluss gefordert worden, dann sei man auf einen Fachschulabschluss runtergegangen und nun befinde man sich noch ein Level niedriger. Der Landeselternrat hoffe, dass zu den Plänen ein intensives Auswahlverfahren und eine intensive Begleitung der Interessenten gehöre.
GEW fordert bessere Bedingungen für Quereinsteiger
Die Lehrergewerkschaft GEW fordert, dass Quereinsteigerinnen und Quereinsteiger besser unterstützt werden müssten. Eine Sprecherin sagte: "Für diese Kolleginnen und Kollegen müssen an den Schulen Rahmenbedingungen geschaffen werden. Seiteneinsteigende müssen ordentlich beraten, betreut und qualifiziert und ihre Fächer müssen anerkannt werden."
Prinzipiell begrüße die GEW Sachsen-Anhalt den Einsatz von Seiteneinsteigenden, um den Lehrkräftemangel im Land zu begegnen. Auch Seiteneinsteigende, die keine grundständige Lehramtsausbildung durchlaufen haben, könnten tolle und engagierte Lehrkräfte sein, die einen guten Unterricht absolvieren und sowohl bei Schülerinnen und Schülern als auch im Kollegium Anerkennung erhalten.
Immer mehr Seiteneinsteiger in ganz Deutschland
Der Anteil von Lehrkräften ohne anerkannte Lehramtsprüfung steigt bundesweit. Laut Statistischem Bundesamt gab es im Schuljahr 2021/22 rund 60.800 Seiteneinsteiger, das waren 8,6 Prozent der Lehrkräfte. Zehn Jahre zuvor seien es knapp sechs Prozent gewesen.
dpa, MDR (Cornelia Winkler, Leonard Schubert) | Erstmals veröffentlicht am 04.10.2023
Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 04. Oktober 2023 | 19:00 Uhr
emlo am 05.10.2023
Sie haben vollkommen Recht @hilflos, der Klimawandel ist durch die Menschen verursacht, die durch das massive Verbrennen fossiler Energieträger massenhaft CO2 freisetzen. Und das begreifen sogar schon Schülerinnen und Schüler (zumindest Teile davon), während so mancher Erwachsene offenbar große Schwierigkeiten damit hat. Offenbar war die naturwissenschaftliche Bildung (speziell Chemie und Physik) auch früher schon ausbaufähig, sonst dürfte es eigentlich nicht diese Defizite im Verstehen dieser Effekte geben.
kleinerfrontkaempfer am 04.10.2023
Die Bewerber stellen sich das hoffentlich nicht zu einfach vor. Die Vorbereitungszeit und andere Nachbereitung nach den Stunden sind nicht zu unterschätzen. Und schließlich ist eine pädagogische Weiterbildung unabdingbar.
Insgesamt sind es "nützliche Idioten" die einer fehlgeleiteten Bildungspolitik des Landes/der Länder die Kastanien aus dem Feuer sollen. Viel Glück und Kraft!
Shantuma am 04.10.2023
Absolut richtig pwsksk!
Die Kultusminister sind selber an der Lage schuld, denn sie haben jahrelang den Bedarf an neuen Lehrern herunter gerechnet (hat was mit Geld zu tun).
Dadurch hat man die noch vorhandenen Lehrer auf Verschleiß gefahren, dies bemerken auch Kindern, und somit wird die Entscheidung Lehrer zu werden deutlich schwieriger gemacht.
Den Lehrer ist mehr als ein Beruf, Lehrer sein ist eine Berufung.
@MDR: bitte ergänzen Sie bei den Zahlen vom statistischen Bundesamt auch die absoluten Zahlen. Mit 60.800 Quereinsteigern hätte man ohne Probleme schon 2011/12 6% stellen können und mit der selben Anzahl 2021/22 dann 8,6%.
Eine Steigerung in Prozent klingt lustig, doch nur in Verbindung mit den absoluten Zahlen lassen sich Entwicklungen wirklich ableiten.
Dies sollte bei einem Medium, wie dem MDR, für die Transparenz drin sein.
Danke!