'Landkreis Anhalt-Bitterfeld' und 'Hauptsitz der Kreisverwaltung' steht auf dem Postkasten vor dem Gebäude der Kreisverwaltung.
Die Landkreisverwaltung in Anhalt-Bitterfeld versucht, wieder handlungsfähig zu werden. Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Nach Hackerangriff Wie der Landkreis Anhalt-Bitterfeld wieder handlungsfähig werden will

13. Juli 2021, 14:50 Uhr

Der Landkreis Anhalt-Bitterfeld versucht, nach dem Hackerangriff vergangene Woche wieder handlungsfähig zu werden. Dabei sollen neue PCs, Sicherheitskopien und Daten anderer Behörden helfen. Inzwischen wurde auch eine Lösegeldforderung bestätigt. Die Auszahlung von Kinder- und Arbeitslosengeld ist durch den Cyberangriff nicht betroffen.

Die Kreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld versucht nach dem Hackerangriff in der vergangenen Woche wieder handlungsfähig zu werden. Der neue Landrat Andy Grabner (CDU) sagte MDR SACHSEN-ANHALT am Dienstag, ein Team aus 50 bis 100 Mitarbeitern werde zusammengestellt und mit neuen Computern ausgestattet.

Auf diesen sollten dann Notprogramme installiert werden, damit die angestaute Arbeit zumindest teilweise abgearbeitet werden könne. Man versuche zudem, die Daten mithilfe von Akten und Sicherungskopien wieder herzustellen.

Sozialhilfe soll schnell wieder gezahlt werden

Andy Grabner
Der neue Landrat von Anhalt-Bitterfeld, Andy Grabner (CDU) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Klaus-Dietmar Gabbert

Wichtig sei, so Grabner, dass Sozialhilfeempfänger wieder ihr Geld bekämen. Auch bei der Zulassung von Autos wolle man den Betrieb wieder hochfahren. Viele der dazu nötigen Daten könne man sich beim Kraftfahrtbundesamt besorgen. Auch Verwaltungen in Wittenberg, Dessau-Roßlau und Halle hätten bereits ihre Unterstützung zugesagt, erklärt Grabner.

Kinder- und Arbeitslosengeld von Attacke nicht betroffen

Die Auszahlung von Kinder- und Arbeitslosengeld ist durch den Cyberangriff hingegen nicht betroffen. Die fristgerechte und vollständige Auszahlung von Kindergeld und Kinderzuschlag durch die Familienkasse Sachsen-Anhalt-Thüringen sei zu jeder Zeit gesichert, teilte die Agentur für Arbeit Dessau-Roßlau-Wittenberg am Dienstag mit.

Auch die Auszahlung von Arbeitslosengeld I oder II laufe weiter, sagte eine Sprecherin des Jobcenters Komba-Abi. Die Systeme von Landkreis und Jobcenter hingen nicht zusammen. Anders als etwa das Arbeitslosengeld wird Sozialhilfe über die Sozialämter der Kommunen beantragt.

Hacker fordern Lösegeld

Unterdessen bestätigte das Landeskriminalamt am Dienstagmorgen, dass die Hacker ein Lösegeld fordern. Zur genauen Höhe des verlangten Betrags machte der Sprecher keine Angaben. Nicht selten seien solche Lösegeldforderungen allerdings in sechs- oder siebenstelliger Höhe.

Bei dem Cyberangriff vergangene Woche waren mehrere Server des Landkreises den Angaben zufolge mit sogenannter Ransomware infiziert worden, bei der Daten verschlüsselt werden. Die Quelle der Infektion war zunächst unklar. Bei Ransomware sollen die Daten üblicherweise nach einer Geldzahlung wieder freigegeben werden. Eine Garantie, dass nach Zahlung der Erpressungssumme wieder Zugriff auf die Daten besteht, gibt es allerdings nicht.

Einen ähnlichen Angriff hatte es Anfang des Jahres auf die Uniklinik Düsseldorf gegeben. In den USA hatten Hacker zuletzt kurzzeitig die Kontrolle über eine Ölpipeline und eine städtische Wasserversorgung übernommen.

MDR/André Damm, Oliver Leiste, Gero Hirschelmann, dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT | 13. Juli 2021 | 07:00 Uhr

19 Kommentare

Reuter4774 am 14.07.2021

Lösegeld zahlen wäre dumm, dann geht das so weiter und die Nächsten kommen an. Ich hoffe, Sie geraten nie an Betrüger an so naiven Leuten haben die ihren Spaß.

Kritiker am 14.07.2021

@Anni22: +...aber hier ist es oft die einzige Möglichkeit schnell wieder arbeitsfähig zu sein....+
Habe erst vor Kurzem gehört (im MDR-Nachrichten) das es nicht sicher sei, das die verschlüsselten Daten auch wieder von den betreffenden Häcker(n) frei gegeben werden.
Eine Nachgiebigkeit stärkt nur das Bewusstsein (Falls vorhanden) solcher Menschen und das Bestreben noch mehr "zu leisten". Warum, weswegen, wieso, darüber könnte man nur spekulieren.

Kritiker am 14.07.2021

@Nordharzer: Ja leider macht eben jeder Staat, jedes Land dieser Welt und deren Regierungen, das was ihnen selbst nur etwas für sich einbringt (und das möglichst viel im Namen/zu Lasten Anderer) oder eben verhindert das solche "Exzesse" auch aufgeklärt werden könnten (Grenzüberschreitend mit/über Zusammenarbeit)

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