Ein Mitarbeiter steht bei der Qualitätskontrolle an einer Produktionslinie für Solarmodule im Werk der Meyer Burger Technology AG
Der Solarzellenhersteller Meyer Burger wird sein Werk in Thalheim vorerst nicht wie geplant weiter ausbauen. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild | Sebastian Kahnert

Maschinen gehen in die USA Solar-Unternehmen Meyer Burger pausiert bei Ausbau von Werk in Thalheim

17. August 2023, 17:24 Uhr

Der Solarzellen-Hersteller Meyer Burger hat den Ausbau seines Werkes in Thalheim bei Bitterfeld-Wolfen vorerst gestoppt. Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT verlagert das Unternehmen seine geplanten Investitionen in die USA.

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Der Solarzellen-Hersteller Meyer Burger will das Werk in Thalheim bei Bitterfeld-Wolfen zunächst nicht weiter ausbauen. Beim ursprünglich angekündigten Ausbau soll pausiert werden.

Nach Informationen von MDR SACHSEN-ANHALT verlagert das Unternehmen seine geplanten Investitionen in die USA. Im Bundesstaat Colorado soll bis zum Jahr 2032 eine Solarzellen-Fabrik für rund 1,4 Milliarden Euro entstehen. Mit einer anfänglichen Kapazität von zwei Gigawatt Solarzellen pro Jahr soll der neue Standort exklusiv die Solarzellen-Produktion von Meyer Burger für den nordamerikanischen Markt beliefern, wie das Unternehmen mitteilte.

Steuervorteile in den USA entscheidend

Der Produktions-Beginn in Colorado Springs ist für das vierte Quartal 2024 geplant und soll mehr als 350 direkte Arbeitsplätze schaffen. Gründe für die US-Investition seien unter anderem eine höhere staatliche Förderung, zugesagte Steuer-Rabatte und günstigerer Strom. Der beschleunigte Produktionsplan in den USA soll durch eine Umleitung von Produktions-Maschinen ermöglicht werden, die ursprünglich für die Solarzellen-Fabrik am Standort Bitterfeld-Wolfen in Sachsen-Anhalt vorgesehen waren.

Mit einem anfänglichen Produktionsvolumen von jährlich zwei Gigawatt Solarzellen und -modulen in den USA habe Meyer Burger die Möglichkeit, vom Produktions-Beginn im Jahr 2024 bis Ende 2032 Steuer-Gutschriften von bis zu 1,4 Milliarden US-Dollar zu erhalten. "Unsere Präsenz in den USA wird es uns ermöglichen, bestehende und zukünftige Kunden schneller zu erreichen", sagte Geschäftsführer Gunter Erfurt.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) sagte MDR SACHSEN-ANHALT, ein Bundesland könne nicht allein Wettbewerbsunterschiede zwischen Deutschland und den USA ausgleichen. Man brauche schnelleres Handeln, weniger Bürokratie und klare Aussagen zu Energiepreisen.

Ausbau von Thalheim wohl erst später

Der Standort Thalheim soll nach Unterzeichnung eines Förder-Vertrages mit der EU weiter ausgebaut werden. Voraussichtlich ist der Vertrag im kommenden Jahr unterschriftsreif, sagte ein Unternehmenssprecher MDR SACHSEN-ANHALT. Mit Hilfe der EU-Förderung in Höhe von 200 Millionen Euro solle dann der "Aufbau von zusätzlichen 3,5 Gigawatt Produktionskapazität für Solarzellen und Solarmodule durch Meyer Burger in Deutschland und voraussichtlich in Spanien" finanziert werden. Der Sprecher sagte MDR SACHSEN-ANHALT, dass dieser Aufbau auch den Standort Thalheim betreffe.

Meyer Burger hat nach eigenen Angaben Interesse, auf beiden Seiten des Atlantiks zu wachsen. Die beiden Regionen sollen demnach nicht gegeneinander ausgespielt werden. Vielmehr sieht Geschäftsführer Erfurt eine große Chance für eine transatlantische Kooperation. Hierfür müssten jedoch faire und verlässliche Wettbewerbsbedingungen ermöglicht werden.

Erst Ende Juni hatte das Bundeswirtschaftsministerium eine Förderung für Solar-Firmen angekündigt, die Kapazitäten auf- oder ausbauen. Die Industrie soll so unterstützt werden, dauerhaft eine Fotovoltaik-Produktion in Deutschland aufzubauen. Als Reaktion auf die Ankündigung hat Meyer-Burger-Geschäftsführer Gunter Erfurt die geplante Förderung als einen wichtigen Schritt bezeichnet, "um die massive Abhängigkeit Deutschlands bei der Energieversorgung der Zukunft zu reduzieren".

Meyer Burger kritisierte Bedingungen für Solar-Branche in Deutschland

Erfurt hatte jüngst ein erhebliches Ungleichgewicht bei den Bedingungen für die Branche zwischen Deutschland und den USA beziehungsweise China kritisiert und gedroht, geplante Investitionen in Deutschland abzubrechen und in die USA zu verlagern. Dazu wurde auf weitaus bessere Förder-Bedingungen in den USA verwiesen. Noch im Mai wollte Meyer Burger sein Werk in Thalheim ausbauen und die Zahl der Mitarbeiter bis Ende kommenden Jahres von 350 auf 700 erhöhen.

Neben Thalheim in Sachsen-Anhalt hat Meyer Burger in Deutschland auch Werke in Freiberg und Hohenstein-Ernstthal in Sachsen. Der Hauptsitz des Konzerns ist in Thun in der Schweiz.

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MDR (André Damm, Michael Rosebrock, Hannes Leonard), dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 24. Juli 2023 | 10:00 Uhr

46 Kommentare

Micha R vor 40 Wochen

@ Dachs
Das wundert mich gar nicht, dass Unternehmen da hin gehen wo die Bedingungen wesentlich günstiger sind. Nicht nur die Fördermittel sondern das Ganze drum und dran..."
Stimmt!
Selbst der Sprecher der Grünen im EU-Parlament mußte eingestehen:
""Europa verzockt seine Zukunft. Wir sind viel zu langsam bei der Antwort auf den Inflation Reduction Act. ...Die Frage, wo in Zukunft Solar- und Windkraftanlagen, Wärmepumpen und Elektrolyseure produziert werden, muss leider so beantwortet werden: Nicht in Europa."
https://www.zdf.de/nachrichten/wirtschaft/meyer-burger-solarzellen-usa-100.html

pwsksk vor 40 Wochen

Sie sollten zusätzlich auch andere Medien konsumieren.
Auch der Maschinenpark zur Herstellung von Solarzellen wird in die USA umgeleitet. Was hier in der Überschrift "Pause..." suggeriert wird, erinnert mich an die Worte unseres kompetenten Wirtschaftsministers: Die arbeiten doch, aber machen nur Pause.
Und sie glauben doch wohl nicht allen Ernstes, das ohne Fördermittel, bei den Energiepreisen, bei den Abgabenlasten ein deutsches Unternehmen noch in Deutschland investieren wird. Das mit Intel in Magdeburg wird die große Ausnahme bleiben (amerikanisches Unternehmen), Ergebnis offen.
In sämtlichen Wirtschaftsmedien wird die Abwanderung der Industrie mit Zahlen belegt. Das dies immer noch regelrecht geleugnet wird, ist für mich unfassbar.

zenkimaus vor 40 Wochen

Altmaier hat die deutsche, vorallen ostdeutsche, Solarindustrie an die Wand fahren lassen. Ganz bewusst. Förderungen ( Subventionen) Zubau gedeckelt. In der ersten Merkel Regierung vorsichtig unter schwarz Gelb extrem massiv. Waren ja nur ca 100000 Arbeitsplätze. Wieder eine Industrie welche von schwarz Gelb gekappt wurde und die Zukunft hätte mitgestalten können.
Ergo die Anfänge liegen in der Vergangenheit

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