Ein Mann mit Kippa steht in einer Synagoge.
Alexander Wassermann ist Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Dessau. Mit der Eröffnung der Weill-Synagoge geht für ihn ein Traum in Erfüllung. Bildrechte: MDR/Dagmar Böddeker

Alexander Wassermann Eine neue Synagoge für Dessau: "Ein besonderer Tag in unserem Leben"

21. Oktober 2023, 17:33 Uhr

In Dessau wird am Sonntag die neu gebaute Weill-Synagoge eingeweiht. Nach den Terror-Angriffen der Hamas auf Israel hat sich auch Bundeskanzler Olaf Scholz angekündigt. Für Alexander Wassermann, den Vorsteher der jüdischen Gemeinde in Dessau, geht mit der Einweihung der neuen Synagoge ein Traum in Erfüllung.

Grit Lichtblau, Redakteurin im MDR-Studio in Dessau-Roßlau
Bildrechte: MDR/Luca Deutschländer

Das Handy von Alexander Wassermann steht in den letzten Tagen vor der Eröffnung der Weill Synagoge in Dessau kaum noch still. Mal spricht er mit seinem Gesprächspartner Deutsch, dann beantwortet er eine Frage am Telefon auf Russisch. "Ich habe Kopfschmerzen", sagt der 69-Jährige lächelnd.

Jüdische Gemeinde Dessau hat 260 Mitglieder

Blick in den Gebetsraum der neu gebauten Synagoge in Dessau
Blick in den Gebetsraum der Weill-Synagoge Bildrechte: MDR/Grit Lichtblau

Wassermann ist Sportmediziner. 1995 kam er mit seiner Frau und seinen zwei Kindern aus Usbekistan nach Dessau. Als Arzt habe er jedoch damals nicht arbeiten dürfen, erzählt er, daher habe er eine Ausbildung zum Physiotherapeuten absolviert. 2001 dann wurde er Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Dessau, hat dieses Amt seitdem inne. Die jüdische Gemeinde hat aktuell etwa 260 Mitglieder. Hinzu kommen noch etwa 170 Angehörige. Die Familien leben in Dessau, Wittenberg, Köthen und Zerbst.     

Für Alexander Wassermann ist Dessau inzwischen Heimat. "Ich lebe gern hier, es ist eine schöne Stadt", sagt er.

Bislang fand das religiöse Leben der Juden in Dessau in den sehr begrenzten Räumlichkeiten des Rabbinerhauses statt. Daher träumte Alexander Wassermann schon lange von dem Neubau einer Synagoge, nachdem der historische Bau 1938 bei der Pogromnacht zerstört worden war.

Acht Jahre vom Modell zur fertigen Synagoge in Dessau

Den Stein ins Rollen gebracht hat die Kurt Weill-Gesellschaft. Sie ließ 2015 ein Modell bauen und die Umsetzung des Projektes prüfen. Nun, acht Jahre später, ist aus diesem Modell Realität geworden. "Das war immer unser Traum und jetzt haben wir diesen Traum erreicht. Das ist ein besonderer Tag in unserem Leben", sagt Wassermann, der für sein langjähriges Engagement in der jüdischen Gemeinde vor drei Jahren das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen hat.

Das war immer unser Traum. Jetzt haben wir ihn erreicht.

Alexander Wassermann Vorsitzender jüdische Gemeinde Dessau

Bei einem Rundgang durch die neue Synagoge spricht eine tiefe Dankbarkeit aus dem 69-Jährigen. Die neue Weill-Synagoge soll nicht nur dem Gebet dienen. "Wir wollen ein kulturelles Zentrum der Stadt werden." Es soll Ausstellungen, Seminare und andere Veranstaltungen geben, kündigt Wassermann an, der jetzt noch ein Wunsch hat: "Ich hoffe, dass wir noch einen Rabbiner für unsere neue Synagoge finden."

Einweihung der Synagoge im Livestream Die neue Weill-Synagoge in Dessau wird am 22. Oktober mit einem Festakt eingeweiht, zu dem sich unter anderem Bundeskanzler Olaf Scholz, SPD, und Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff, CDU, angekündigt haben. MDR SACHSEN-ANHALT streamt die Einweihung ab 10:50 Uhr im Livestream auf MDR.de.

MDR (Grit Lichtblau)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 22. Oktober 2023 | 08:10 Uhr

1 Kommentar

Mustermann vor 27 Wochen

Wie nennt sich das was da gerade unter unseren Politikern läuft?
Auf der einen Seite werden über Jahre hinweg unkontrolliert/kontrolliert zahlreiche Feinde der Juden ins Land gelassen und auf der anderen Seite nimmt die politische Prominenz an Synagogeneröffnungen dran teil. Da fehlen mir nur noch die Worte...

Jetzt kann man den jüdischen Bürgern in Deutschland vor allem mehr Erfolg bei den zukünftigen Regierungen in Deutschland wünschen. So das diese wieder ohne Angst sich in diesem unseren Lande bewegen können.

Ich hoffen, dass der MDR die Wünsche nicht zensiert...?
Bin mir da nicht so sicher...

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