Beleuchtete Raffinerie
Für Ministerpräsident Haseloff ist die Raffinerie in Leuna "systemrelevant". (Archivbild) Bildrechte: IMAGO/imagebroker

Energiekrise Haseloff: Raffinerie in Leuna ist systemrelevant

05. Oktober 2022, 16:29 Uhr

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens der Raffinerie in Leuna hat Ministerpräsident Haseloff deren Zukunft garantiert. Die Anlage sei "systemrelevant", sagte er auf einer Festveranstaltung. Dafür müsse aber am Standort in Zukunft Wasserstoff produziert werden. Die Transformation dahin will auch der Bund unterstützen.

Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) garantiert den zukünftigen Betrieb der Raffinerie in Leuna. Sie sei das Herz des Chemieparks Leuna und es sei wichtig, "dass dieses Herz weiterhin kräftig schlägt", sagte Haseloff anlässlich des 25-jährigen Bestehens der heutigen Totalenergies Mitteldeutschland GmbH in Leuna im Saalekreis. "Wir müssen hier in Leuna und landesweit erhalten, was wir gemeinsam aufgebaut haben."

Die Raffinerie in Leuna Die Raffinerie versorgt 1.300 Tankstellen aller Marken in Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen mit Kraftstoff.

In der Industrieanlage werden nach eigenen Angaben jährlich bis zu zwölf Millionen Tonnen Rohöl zu Benzin, Diesel, Heizöl, Methanol, Flugkraftstoff und zu vielen weiteren Produkten verarbeitet.

Die Erdölverarbeitungsanlage wurde 1994 neu gebaut und 1997 in Betrieb genommen. Sie zählt zu Europas größten Rohölverarbeitungsanlagen.
Das Wirtschaftsprojekt galt als eine Schlüsselinvestition für den Strukturwandel in Ostdeutschland.

Die Raffinerie sei auch in Zukunft eine "feste Säule" der Volkswirtschaft. "Der Chemiestandort insgesamt ist systemrelevant." Das sei auch wichtig für die Ökobilanz, dass "hier Arbeitsplätze erhalten und nicht abwandern", dass "bei uns produziert wird" auch entsprechend den hohen Umweltstandards, wie es sie in der Europäischen Union gebe, sagte Haseloff.

Bund will günstige Rahmenbedingungen schaffen

Auch der Bund wolle die Raffinerie und den Industriestandort Leuna weiter unterstützen, sagte Michael Kellner (Grüne), parlamentarischer Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium, bei der Festveranstaltung. Die chemische Industrie in Leuna ist aktuell angesichts der hohen Gaspreise besonders unter Druck und verlangt rasche Unterstützung von der Politik. Die durch den Krieg verursachte Energiekrise habe die Situation für die gesamte Wirtschaft des Landes deutlich verschärft, betonte Haseloff.

Der Chemiepark in Leuna Die Erdölverarbeitungsanlage gilt als das Herz des Chemieparks Leuna mit rund 100 Firmen und mehr als 12.000 Beschäftigten, darunter gut 600 in der Raffinerie.

Der Chemiepark ist den Betreiberangaben zufolge der größte Chemiestandort Deutschlands. Die Fläche beträgt 1.300 Hektar, was 1.800 Fußballfeldern entspricht.

"Wir haben über den Schnitt der Betriebe am Standort aktuell Produktionseinschränkungen von ungefähr 50 Prozent", sagte erst kürzlich Christof Günther, Geschäftsführer der Infraleuna GmbH. Die Total-Raffinerie hat die Verarbeitung von russischem Öl schon seit April deutlich reduziert. Ziel sei es, bis Jahresende komplett ohne russische Rohöle auszukommen.

Wasserstoff soll Zukunft sichern

Reiner Haseloff (CDU)
Ministerpräsident Haseloff: Chemiepark Leuna für die Energiewende gut aufgestellt. (Archivbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Klaus-Dietmar Gabbert

Zukünftig soll vor Ort unter anderem "grüner Wasserstoff" hergestellt werden. Leuna habe sich in den vergangenen Jahren bereits auf den Weg gemacht, die Transformation anzugehen, sagte Staatssekretär Kellner. Auch Ministerpräsident Haseloff sieht das Land in Sachen Energiewende grundsätzlich gut aufgestellt.

Das betreffe nicht zuletzt die Anstrengungen zur Entwicklung einer Grünen Wasserstoffregion, sagte er. Hintergrund sind Forschungen und Projekte am Chemiestandort zum künftigen Einsatz alternativer Energie- und Rohstoffquellen wie den sogenannten grünen Wasserstoff, für den Strom aus erneuerbaren Energiequellen nötig ist.

dpa, MDR (Hannes Leonard)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 05. Oktober 2022 | 15:30 Uhr

11 Kommentare

pwsksk am 06.10.2022

Dann wird der Grüne Wasserstoff also in der Wüste durch Elektrolyse hergestellt.
ABER ERST IN ZUKUNFT in Größenordnungen!
Was machen wir die nächsten 2, 3, 4 Winter?
Im Übrigen Herr Beobachter, habe ich schon mehrmals geschrieben, nicht der Ukraine Krieg ist Schuld am gegenwärtigen "Leid" Deutschlands. Es ist die US Administration, mit dem Willen, Russland in einen wirtschaftlichen Totalschaden zu zwingen und Deutschland dafür zahlen zu lassen. Gibt mehrere Berichte in verschiedenen Medien dazu. Es ist der pure Stellvertreterkrieg.

Anni22 am 06.10.2022

@Ilse Die biologischen "Kunststoffe" haben aber doch teils sehr unterschiedliche Eigenschaften und können bisher den erdölbasierten Kunststoff meist nicht ersetzen. Kohleverflüssigung kenne ich jetzt nur für die Herstellung von Benzin. Da muss ein Chemiker weiter Auskunft geben, was da möglich wäre.

Anni22 am 06.10.2022

@Der Beobachter Sachsen- Anhalt ist führend inn Windkraftausbau, also ich denke schon das Leuna in diese Richtung plant. Die Frage ist, ob die Rechnung aufgeht. Es geht nicht darum Wasserstoff mittels verbrennen von Erdgas oder Erdöl herzustellen.

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