Strommasten stehen hintereinander gereiht, fast bis zum Horizint.
Die Bundesnetzagentur will die Netzentgelte für das Stromnetz reformieren. (Symbolbild) Bildrechte: picture alliance/dpa | Christian Charisius

Hoher Strompreis Sachsen-Anhalt begrüßt geplante Reform der Netzentgelte

15. August 2023, 15:30 Uhr

Weil in Sachsen-Anhalt die Erneuerbaren Energien vergleichsweise gut ausgebaut sind, zahlen die Menschen hier höhere Netzentgelte. Die Bundesnetzagentur will das System reformieren. Das kommt in Sachsen-Anhalts Landesregierung gut an.

Sachsen-Anhalts Wirtschaftsminister Sven Schulze (CDU) begrüßt die Pläne der Bundesnetzagentur für eine Reform der Netzentgelte. Sie würde die Menschen im Bundesland direkt entlasten, sagte Schulze MDR SACHSEN-ANHALT. Es könne nicht sein, dass die Bürgerinnen und Bürger im Land mit zu hohen Netzentgelten dafür bestraft würden, dass hier die Erneuerbaren Energien ausgebaut worden sind. Es gebe in Sachsen-Anhalt mehr als 2.800 Windräder.

Schulze verwies darauf, dass es jetzt an der Bundesregierung liege, den Vorschlag der Bundesnetzagentur umzusetzen: "Wir warten darauf und wir werden das auch sehr, sehr kritisch weiter betrachten, denn diese Entlastung für die Bürger hier in Ostdeutschland muss kommen, wenn die Akzeptanz Erneuerbarer Energien nicht schwinden soll."

Auch Energieminister Armin Willingmann (SPD) hat die Pläne der Bundesnetzagentur für eine Strompreis-Reform begrüßt. Sachsen-Anhalt und weitere Bundesländer im Norden und Osten Deutschlands würden seit Jahren für den Ausbau Erneuerbarer Energien geradezu bestraft, teilte Willingmann mit. Da die Ausbaukosten regional getragen würden, müssten Verbraucher in diesen Ländern höhere Netzentgelte zahlen.

Bund und Länder beraten Ende September

"Kaum ein Land ist mit dem aktuellen System der Netzentgelte einverstanden", erklärte Willingmann, der derzeit auch Vorsitzender der Energieministerkonferenz von Bund und Ländern ist. Ende September solle das Thema mit den Ministern der Bundesländer, dem Chef der Bundesnetzagentur und Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) bei der Energieministerkonferenz weiter erörtert werden.

Kaum ein Land ist mit dem aktuellen System der Netzentgelte einverstanden.

Armin Willingmann, SPD Energieminister Sachsen-Anhalt

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) will die durch Wind strom-reichen Regionen bei den Netzentgelten bald entlasten. Scholz sagte bei einem Bürgerdialog am Montag in Potsdam, er sei sicher, dass das noch in diesem Jahr gelinge. Der Kanzler ist demnach mit den Bundesländern im Gespräch und rechnet mit einer "einvernehmlichen Lösung".

Am Wochenende hatte der Präsident der Bundesnetzagentur in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" mitgeteilt, dass ein neuer Gesetzentwurf für eine Strompreis-Reform im Bundestag vorliege. Geplant seien niedrigere Gebühren für Regionen mit vielen Windkraftanlagen. Sobald das Gesetz durch sei, werde man tätig.

Hohe Strompreise in Sachsen-Anhalt

Derzeit werden die Anschluss-Kosten für Windräder an den jeweiligen Standorten gezahlt und über die Netzentgelte auf die Kunden umgelegt. Dadurch sind die Strompreise durch die hohe Anzahl an Windrädern in Sachsen-Anhalt zum Teil deutlich höher als in anderen Bundesländern.

MDR (Ronald Neuschulz, Anja Höhne, Michael Rosebrock, Mario Köhne); dpa

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. August 2023 | 17:00 Uhr

47 Kommentare

Horst vor 39 Wochen

Ja: wohin führt es denn? Und ist das schlimm? Ich meine, für unseren Strom waren wir immer auf Importe angewiesen - Gas, Uran, letzten Jahre auch Steinkohle. Und allgemein importieren wir auch vieles, weil es schlichtweg günstiger ist als es hier zu produzieren.

der Demokrat vor 39 Wochen

Das ist aber eine Momentaufnahme.
Im Januar 20 23 lag war der Export noch doppelt so hoch wie der Import. U d in den letzten Jahrzehnten lag der Export fast immer deutlich über den Import.
Noch Fragen.

MikeS vor 39 Wochen

Wollen wir nicht erstmal über vernünftige, belastbare Netze reden und DANN über die Entgelte? Wir kriegen es in Deutschland wegen des Föderalismus nicht hin, ein gutes und sicheres Stromnetz in kurzer zeit aufzubauen und lassen den Stromkonzernen unendlichen Spielraum ...

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