Frage der Woche zur Landtagswahl Gleicher Anteil von Frauen und Männern auf Landeslisten: Sachsen-Anhalt uneinig

13. März 2021, 10:13 Uhr

In keinem Landtag sitzen so wenige Frauen wie im Magdeburger. Die Parteien könnten Abhilfe schaffen, wenn Männer und Frauen zu gleichen Teilen als Kandidierende aufstellen. Doch unter den Teilnehmenden einer MDR-Umfrage haben weder Befürworterinnen noch Gegner dieser Idee eine Mehrheit. Die Ergebnisse und Kommentare.

Sollten die Parteien in Sachsen-Anhalt Männer und Frauen zu gleichen Anteilen als Kandidierende zur Landtagswahl aufstellen? Das war Thema einer gemeinsamen Befragung von MDRfragt – dem Meinungsbarometer für Mitteldeutschland und MDR SACHSEN-ANHALT. Seit Freitag liegen die Ergebnisse vor: 45 Prozent der über 6.000 Teilnehmenden würden es begrüßen, wenn alle Parteien mit paritätischen Listen antreten würden. Damit gibt es keine Mehrheit für diese Idee. Aber auch jene, die solche Listen ablehnen, haben keine Mehrheit. Sie machten 41 Prozent aller Teilnehmenden aus, während 14 Prozent sich für keine der beiden Positionen entscheiden konnten. Das Ergebnis ist nicht repräsentativ, aber gewichtet.

Ein Blick darauf, wie die Geschlechter die Frage beantwortet haben, ergibt nur bedingt ein klareres Bild. Unter den teilnehmenden Frauen befürworten zwar immerhin die Hälfte (50 Prozent) solche Listen. Bei den teilnehmenden Männern sind wiederum eine Hälfte (50 Prozent) gegen diese Idee. Aber unter den Frauen lehnen auch rund ein Drittel (31 Prozent) solche Regelungen ab, während zwei von fünf Männern (39 Prozent) sie unterstützen würden. Unterschiede sind also erkennbar, sehr deutlich sind sie aber nicht.

Bislang besetzen von den großen Parteien Die Linke, SPD und Grüne verpflichtend ihre Listen abwechselnd mit Frauen und Männern. Unter den weiblichen Abgeordneten im derzeitigen Landtag sprach sich gegenüber dem MDR eine Mehrheit der Frauen für eine gesetzliche Regelung aus – allerdings nahmen die Abgeordneten von CDU und AfD nicht an der Umfrage teil.

Die Debatte: Das steckt hinter unserer Frage der Woche

Im Landtag von Sachsen-Anhalt sitzen derzeit prozentual so wenige Frauen wie in keinem anderen deutschen Landesparlament. Sie erhielten nur knapp ein Fünftel der Mandate. Ob sich das Geschlechterverhältnis nach der Wahl groß ändern wird, ist derzeit offen. Die Linke, SPD und Grüne treten jeweils mit paritätisch besetzten Listen an, CDU, AfD, FDP und Freie Wähler nicht. Bei der CDU finden sich so nur drei Frauen unter den ersten 20 Listenplätzen, bei der AfD zwei und bei der FDP fünf. Auch bei den Direktkandierenden der großen Parteien sieht es ähnlich aus. MDR SACHSEN-ANHALT berichtet dazu in einem Themenschwerpunkt "Frauen im Landtag: Warum sie so wenige sind – und was sich ändern muss".

Viele kommentieren: "Mir ist die jeweilige Kompetenz wichtiger als das Geschlecht"

Fast 1.700 Frauen und Männer haben bei der Befragung die Chance genutzt, ihr Abstimmungsverhalten mit einem Kommentar zu begründen. Ein Großteil der Kommentierenden betonte dabei, dass vor allem die Fähigkeiten eines Kandidaten oder einer Kandidatin den Ausschlag für einen Platz auf den Listen geben sollten. Andere warfen die Frage auf, was es heißt, wenn Männer Gleichstellungspolitik machen, weil die Frauen fehlen – oder aber welche Folgen eine Quote für die Wahrnehmung der Gewählten haben könnte. Nachfolgend bilden wir die Debatte in Auszügen ab.

Mir ist die jeweilige Kompetenz wichtiger als das Geschlecht.

Teilnehmerin, *1983, Stendal

Ob Frau oder Mann oder sowie ist mir egal. Die Hauptsache ist, dass sich diese Person für die Belange der Menschen einsetzt.

Teilnehmer, *1967, Harz

Ich als Frau bin der Meinung, dass Frauen keine Sonderrechte erhalten sollten. Sofern Frauen bestimmte Positionen in Politik und Wirtschaft erreichen wollen, wird dies auch ohne Quotenregelung gehen.

Teilnehmerin, *1952, Halle (Saale)

Es ist letztendlich entscheidend, ob eine Quotenregelung überhaupt machbar ist. Sofern es genügend potentiell interessierte Frauen und/oder Männer gibt, ist eine Quote sinnvoll und richtig.

Teilnehmer, *1969, Burgenlandkreis

Gleichberechtigung und Gleichbehandlung kann man nicht erzwingen. An diesem Thema muss gearbeitet werden, aber dazu braucht man einen langen Atem und Geduld, keine dicken Überschriften. 

Teilnehmer, *1961, Halle (Saale)

Die Parteien sollten Frauen zumindest im Verhältnis zur Mitgliedschaft der jeweiligen Partei und nicht nur auf den hinteren Listenplätzen aufstellen.

Teilnehmer, *1958, Anhalt-Bitterfeld

Männer und Frauen zu gleichen Anteilen als Kandidierende? Das wird schwer. Heute ist es fast wie früher, Frauen haben keine Lobby.

Teilnehmerin, *1952, Burgenlandkreis 

Wer nimmt eine Quotenfrau oder einen Quotenmann denn ernst? Wer auf die Liste möchte und das Zeug dazu hat, soll es machen. Aber nur wegen der Gleichbehandlung? Diese Leute wären stigmatisiert. 

Teilnehmer, *1977, Dessau-Roßlau

Warum sollen nur Männer die Macht haben? Dass Frauen es gut können, beweist unsere Kanzlerin täglich.

Teilnehmerin, *1969, Halle (Saale)

Die CDU-Fraktion mit ihrer rein männlich besetzten Arbeitsgruppe "Recht, Verfassung und Gleichstellung" macht sehr gut vor, wie Gleichberechtigung in Deutschland auf freiwilliger Basis nicht funktioniert.

Teilnehmerin, *1980, Halle (Saale)

"Frage der Woche zur Landtagswahl" geht weiter

Die Befragung ist Teil unseres neuen Formats, der "Frage der Woche zur Landtagswahl", die wir Ihnen seit diesem Monat nun wöchentlich stellen. Wenn Sie an den nächsten Befragungen teilnehmen möchten, müssen Sie nur Teil der MDRfragt-Community werden. Die Anmeldung geht einfach und schnell unter www.mdrfragt.de. Dort finden Sie auch weitere Infos. Die jeweilige "Frage der Woche zur Landtagswahl" bekommen Sie danach immer automatisch per Mail zugeschickt. Und über das Ergebnis berichten wir zuerst jeden Freitagabend in #LTWLSA – unserem Update zur Landtagswahl.

MDR/Thomas Vorreyer, Kristin Hansen

Dieses Thema im Programm: MDR S-ANHALT | MDR SACHSEN-ANHALT Heute | 12. März 2021 | 19:00 Uhr

4 Kommentare

Frank 1 am 14.03.2021

Für mich ist das eine klassische Scheindiskussion. Priorität 1 für die Kandidatur für ein Amt ist die fachliche Eignung, nicht das Geschlecht, nicht das Parteibuch/parteilos und nichts anderes! Hier das Geschlecht ins Spiel zu bringen ist diskriminierend. Punkt! Mir ist egal ob Frau oder Mann, ich erwarte Kompetenz!

pit am 14.03.2021

Ob Frau oder Mann gewählt wird ist mir gleich.
Probleme bereitet mir, wer ist fähig die Bevölkerung zu vertreten.
Beispiele: gesundheitsminister lässt Menschen bei der medizinischen Versorgung in ganzen Landsteichen alleine, in der Pandemie bekommt sie das Chaos nicht in den Griff. Und hat nur lapidare Ausreden..
Ich meine nur gute Kenntnisse bprgen für Qualität

ule am 13.03.2021

Gleichstellung > Gleichstellen > Gleichmachen

Wenn man bereits im Vorfeld einer Wahl die Qualität der zu Wählenden nach soziologischen Kriterien festlegt - dann werde ich in meiner Wahlfreiheit eingeschränkt.

folglich:
freie Wahlen war gestern. Heute bestimmt das Geschlecht über deine Wählbarkeit oder auch über deine Nichtwählbarkeit.
Der Irrsinn in der Demokratie kennt anscheinend keine Grenzen.
Ich will wählen, wen ich für richtig halte - nicht den oder die, die man mir vorschreibt.

Mehr zur Landtagswahl in Sachsen-Anhalt