Ein Helfer wird von einem Helikopter zu Boden gelassen.
Die Rettung kommt auch im Harz aus der Luft. Bildrechte: MDR/CarstenReuß

Rettung aus der Luft Bergung mit Hubschraubern in Blankenburg geübt

16. September 2023, 15:26 Uhr

Die Bergwacht im Harz und die Hubschrauberstaffel des Landes Sachsen-Anhalt arbeiten künftig enger zusammen. So sollen Verletzte aus besonders unwegsamen Gebieten auch direkt mit dem Helikopter geborgen werden. Bei der Bergwacht wurden dafür Zehn Mitglieder zu Gebirgsluftrettern ausgebildet. Jüngst trainierten sie an der Burgruine Regenstein bei Blankenburg die Bergung eines Verletzten.

Mann mit grauen haaren und roten Fleece-Pullover macht ein Selfie vor einem Fachwerkhaus mit MDR-Logo
Bildrechte: MDR/Carsten Reuß

Aus der Ferne dröhnt lautes trommelähnliches Geräusch. Über dem Wald nähert sich ein Helikopter in den Polizeifarben Blau-Weiß. Ziel ist die Burgruine Regenstein. Auf einem Felsen der romantisch gelegenen Ruine liegt ein Mann mit einem roten Helm auf dem Kopf. Der Helm signalisiert in der Übung: Dieser Mann braucht Hilfe. Das Szenario: Ein Wanderer ist zwischen die Felsen gestürzt und hat sich verletzt. Mithilfe eines Hubschraubers soll er geborgen werden.

Mit einem Seil werden Helfer und Ausrüstung vom Helikopter nahe dem "Verletzten" hinabgelassen. Die Helfer übernehmen sofort die Erstversorgung. Der "Verletzte" wird später auf eine Trage gepackt und festgezurrt. Dann wird die Trage mit der Person nach oben zum Helikopter gezogen. Der landet in der Nähe, der Verletzte wird abtransportiert.

Rettungskräfte tragen einen Verletzten, im Hintergrund ein Helikopter
Nach dem Flug wird der "Verletzte" abtransportiert. Bildrechte: MDR/CarstenReuß

Beteiligte brauchen viel Training

Dabei hält der Pilot des Helikopters seine Maschine im Schwebeflug. Der Boden darf nicht berührt werden. Damit wird unebenes Gelände simuliert. Bei echten Einsätzen kann es vorkommen, dass nicht gelandet werden kann, weil der Boden zu uneben ist. Helfer und Patient müssen dann trotzdem die Maschine verlassen können. Genau das wird damit trainiert. Danach holt der Helikopter die restlichen Helfer ab. Dann ist die Übung beendet.

Zwei Piloten diskutieren
Frank Michler (rechts) ist zufrieden mit der Übung. Bildrechte: MDR/CarstenReuß

Pilot Frank Michler ist zufrieden. Das Bergen mit der Seilwinde sei alles andere als einfach, sagt der Leiter der Polizeihubschrauberstaffel des Landes Sachsen-Anhalt. Es habe bereits zwei echte Einsätze gegeben. Erst vor wenigen Tagen hätte eine schwerverletzte Frau im Bodetal geborgen werden müssen. Sehr anspruchsvoll sei der Einsatz gewesen, sagt der Polizeirat.

Zwischen Felsen und Bäumen sei wenig Platz, das Seil hätte sehr weit ausgefahren werden müssen, rund 60 Meter. Vor echten Einsätzen muss die Bergung deshalb intensiv trainiert werden. Mindestens 50 Mal beim Piloten, so Michler.

Zwei neue Hubschrauber für Sachsen-Anhalt

Das Bergen von Verletzten in unzugänglichen Gebieten des Harzes erledigt eigentlich die Bergwacht. Die Bergwacht Sachsen-Anhalt besteht aus vier Ortsgruppen in Thale, Wernigerode und Halberstadt sowie einer Untertagerettungsgruppe. Normalerweise bergen die Bergwachtmitglieder Verletzte mit geländegängigen Fahrzeugen oder im Winter mit Schneemobilen.

Die Verletzten werden dann zu Übergabestellen gefahren, wo dann ein Rettungswagen oder der Rettungshubschrauber wartet. Nun soll auch das direkte Bergen aus der Luft genutzt werden. Dafür gibt es eine Kooperation zwischen Polizei und Bergwacht. Möglich aber wird das erst durch die neuen Hubschrauber bei der Landespolizei, die das Land 2017 und 2020 angeschafft hatte.

Etwa 15 Einsätze im Jahr

Diese Art der Rettung mittels einer Seilwinde sei eigentlich zeitgemäß, sagt Uwe George, technischer Leiter bei der Bergwacht Sachsen-Anhalt. Bislang habe es allerdings keinen zeitnahen Zugriff auf einen Hubschrauber mit Winde gegeben. Das sei jetzt anders, freut er sich. Die sogenannte Windenrettung spare viel Aufwand und unheimlich viel Zeit beim Abtransport eines Verletzten, bis zu zweieinhalb Stunden, schätzt George.

Und das kann lebensrettend sein. Im vergangenen Jahr wurden die Harzer Bergwachtmitglieder zu 129 Einsätzen gerufen. Mit maximal 15 hubschraubergestützten Berge-Einsätzen, wird nun pro Jahr gerechnet. Die Bergwacht hat dafür zehn Mitglieder speziell ausbilden lassen. Innenministerin Tamara Zieschang, ebenfalls vor Ort, spricht am Ende von einer wichtigen Ergänzung im Rettungssystem. Eine, die etwa in den Alpen oder an der See schon lange gang und gäbe ist.

MDR (Carsten Reuß, Max Schörm)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT HEUTE | 15. September 2023 | 19:00 Uhr

0 Kommentare

Mehr aus dem Harz

Mehr aus Sachsen-Anhalt