Nationalpark Harz Waldbrand bei Schierke gelöscht – Brandwache bis Montag

14. August 2022, 20:18 Uhr

Der Großbrand bei Schierke ist gelöscht, wie die Stadt Wernigerode am frühen Sonntagmorgen mitteile. Zwischenzeitlich haben rund 500 Einsatzkräfte vor Ort gegen die Flammen gekämpft. Touristen auf dem Brocken wurden in Sicherheit gebracht. Einmal mehr üben Feuerwehr und Politik heftige Kritik wegen fehlender Löschhubschrauber.

Der Waldbrand im Nationalpark Harz bei Schierke ist gelöscht. Das teilte die Stadt Wernigerode MDR SACHSEN-ANHALT am Sonntagmorgen mit. In der Nacht waren demnach noch rund 30 Feuerwehrleute und zehn Fahrzeuge im Einsatz, um letzte Glutnester zu löschen.

Die Feuerwehr habe die Brandwache nun an den Nationalpark Harz übergeben. Parkleiter Roland Pietsch sagte MDR SACHSEN-ANHALT, Mitarbeiter würden mindestens bis Montagabend regelmäßig nach wieder aufflammenden Glutnestern suchen. Die Wache werde nach Bedarf auch noch verlängert. Die Feuerwehr sei weiter vor Ort und mit Aufräumarbeiten beschäftigt. Im Landkreis Harz gilt zurzeit die höchste Waldbrandwarnstufe.

Der Oberbürgermeister von Wernigrode, Tobias Kascha (SPD), bedankte sich bei allen Beteiligen für die Zusammenarbeit. Die vielen Feuerwehren, das Technische Hilfswerk, der Landkreis und die Bundeswehr hätten vor Ort trotz der schwierigen Bedingungen beachtliche Arbeit geleistet. Kascha bedankte sich auch bei den Helfern, die die Einsatzkräfte unterstützt hätten.

Brand Samstag unter Kontrolle, vereinzelt Glutnester am Boden

Bereits am Samstag hatte sich die Lage bei dem Feuer unterhalb des Brockens zusehends entspannt. Die Einsatzkräfte hatten den Brand unter Kontrolle gebracht, doch es hatte noch vereinzelt Glutnester am Boden gegeben. "Es sind immer weniger Stellen, an denen Rauch aufsteigt", sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr am Samstag.

Auch ein Hubschrauber der Bundeswehr konnte nach etwa drei Stunden planmäßig wieder abgezogen werden. Bei der örtlichen Beurteilung der Lage sei festgestellt worden, dass der weitere Einsatz des Hubschraubers nicht mehr erforderlich sei, sagte ein Sprecher der Bundeswehr. Man habe entschieden, vom Boden aus weiter zu löschen, ergänzte der Einsatzleiter der Feuerwehr.

500 Feuerwehrleute bei Löscharbeiten im Nationalpark Harz

Der Großbrand war am Donnerstagnachmittag bei Schierke unweit der Bahnstrecke der Harzer Schmalspurbahnen ausgebrochen. Wie der Nationalparkleiter Pietsch sagte, sind etwa vier Hektar Waldfläche verbrannt. Die Feuerwehr hatte zuvor von 10 bis 15 Hektar gesprochen. Personen wurden nicht verletzt. Touristen, die auf dem Brocken waren, wurden in Sicherheit gebracht. Der Betrieb der Harzer Schmalspurbahnen wurde eingestellt, die Zufahrtstraßen nach Schierke komplett gesperrt.

Seitdem hatten im Nationalpark hunderte Einsatzkräfte von Feuerwehren, Technischem Hilfswerk und Forsten, Landwirte und auch der Tankzug der Harzer Schmalspurbahnen gegen die Flammen gekämpft. Wehren aus ganz Sachsen-Anhalt waren den Angaben zufolge in den Harz ausgerückt, etwa aus Halle, dem Burgenlandkreis, dem Saalekreis und dem Landkreis Mansfeld-Südharz. Auch aus Niedersachsen unterstützten Feuerwehrleute bei der Brandbekämpfung. Insgesamt seien rund 500 Kräfte vor Ort gewesen, sagte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse bei einer Pressekonferenz am Freitag.

Die Löscharbeiten hatten sich Lohse zufolge trotz stabiler Löschwasserversorgung kompliziert gestaltet. Grund seien schwierige Hanglagen und ein zerklüftetes Gelände gewesen. Außerdem stellten vier bis fünf Meter hohe Totholz-Bäume eine akute Gefahr dar, da sie unter der Feuerlast umzubrechen drohten.

Wir betreten diese Gebiete wegen akuter Lebensgefahr nicht.

Kai-Uwe Lohse, Kreisbrandmeister

Lohse erklärte, man werde die Kernzone des Brandes nicht betreten. Das sei zu gefährlich. Stattdessen solle die Mitte ausbrennen und das Feuer an den Flanken aufgehalten werden. Vier Hubschrauber sollten am Freitag über den Brandherd fliegen und helfen, die Flammen von oben zu bekämpfen, darunter Maschinen von Bundeswehr und Bundespolizei.

Kritik: Löschhubschrauber nicht einsatzbereit

Der erste Hubschrauber war den Angaben zufolge zwar bereits am Donnerstagnachmittag eingetroffen, aber nicht einsatzbereit gewesen. Laut Innenministerium handelte es sich um einen Helikopter der Landespolizei. Dieser sei nach der Vorinformation zu einer bevorstehenden Anforderung sofort mit Löschtechnik ausgestattet worden und bereits 16:20 Uhr zum Einsatz gekommen. Aufgrund eines technischen Defekts an der Verbindung zum Löschbehältnis habe das Wasser jedoch nicht abgelassen werden können, so dass der Einsatz um 17:21 Uhr vor Ort abgebrochen worden sei.

Feuerwehr und Wernigerodes Oberbürgermeister Tobias Kascha äußerten am Freitag heftige Kritik an der fehlenden Technik aus der Luft. Auch der Landrat des Harzkreises, Thomas Balcerowski (CDU) betonte, er sei es Leid, immer wieder die Diskussion über Löschflugzeuge führen zu müssen. Es sei Zeit, sie jetzt anzuschaffen.

Wanderer sollten Brandgebiet meiden

Kascha hatte Wanderer gebeten, das Brandgebiet nicht zu betreten. Der Ort Schierke war von den Flammen nicht bedroht und konnte von Gästen und Bewohnern erreicht werden. Am Donnerstag waren in dem Ortsteil von Wernigerode den Angaben zufolge 70 Prozent der Betten belegt, am Freitag waren es sogar 85 Prozent. Der Harztourismus ist während des Waldbrandes weitergelaufen.

Autofahrer sollten das Gebiet wegen der starken Rauchentwicklung weiträumig umfahren. Die Polizei hatte das Areal abgeriegelt und die Straße ab Drei Annen Hohne gesperrt.

MDR (Moritz Arand, Elke Kürschner, Cornelia Winkler, Daniel Salpius, Anne Gehn-Zeller)/dpa | Erstmals veröffentlicht am 11.08.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 14. August 2022 | 09:00 Uhr

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