Harz Waldbrände: Kritik wegen fehlender Löschtechnik

12. August 2022, 15:02 Uhr

Eine frühzeitige Luftunterstützung hätte die Ausbreitung des neuesten Waldbrands im Harz wohl minimiert. Dass es daran wieder fehlte, sorgt für Frust beim Landrat und der Feuerwehr. Beide waren mit ihrer Forderung nach einem Löschflugzeug bisher beim Innenministerium nicht weiter gekommen. Magdeburg widerspricht, eine generell ablehnende Haltung zu haben.

Wegen des erneuten Waldbrands im Harz bei Schierke haben Feuerwehr und Landkreis heftige Kritik an fehlender Löschtechnik aus der Luft geübt. Dass die Einsatzkräfte während der Entstehungsphase des Großfeuers wieder einmal auf Luftunterstützung verzichten mussten, habe die Situation erschwert, sagte Kreisbrandmeister Kai-Uwe Lohse bei einer Pressekonferenz in Wernigerode am Freitagvormittag.

Löschhubschrauber nicht einsatzbereit

Die Gründe dafür seien noch nicht bekannt und müssten jetzt aufgeklärt werden, so Lohse weiter. Klar sei, dass eine frühzeitige Luftunterstützung die Ausbreitung des Brandes zumindest minimiert hätte. Zwar war den Angaben zufolge am Donnerstagnachmittag ein erster Hubschrauber eingetroffen, aber nicht einsatzbereit gewesen.

Laut Innenministerium handelte es sich um einen Helikopter der Landespolizei. Dieser sei nach der Vorinformation zu einer bevorstehenden Anforderung sofort mit Löschtechnik ausgestattet worden und sei bereits 16.20 zum Einsatz gekommen. Aufgrund eines technischen Defekts an der Verbindung zum Löschbehältnis habe das Wasser jedoch nicht abgelassen werden können, so dass der Einsatz um 17:21 Uhr vor Ort abgebrochen worden sei.

Inzwischen sind vier Hubschrauber vor Ort, die sich am Freitag im Laufe des Vormittags formieren sollten.

Debatte um Löschflugzeuge dauert an

Landrat Thomas Balcerowski (CDU) sagte, er sei es leid, immer wieder die Diskussion über Löschflugzeuge führen zu müssen. Der neueste Waldbrand zeige, dass Luftunterstützung zwingend gebraucht werde. "Deshalb brauchen wir nicht mehr über Löschflugzeuge diskutieren, es wird Zeit, dass wir sie anschaffen. Denn genau die hätten wir am Donnerstag gebraucht." Er wolle jetzt Ergebnisse sehen, betonte Balcerowski.

Balcerowski hatte im Juli angekündigt, dass der Landkreis Harz angesichts der aktuellen Waldbrände eine Ausschreibung vorbereite, um künftig ein eigenes Löschflugzeug zu betreiben. Der Landesfeuerwehrverband unterstützte die Pläne. Sowohl der Bund als auch das Landesinnenministerium hatten jedoch abgelehnt, Flugzeuge ausschließlich zur Brandbekämpfung anzuschaffen.

Innenministerium: "Nicht grundsätzlich gegen Löschflugzeuge"

In Magdeburg zeichnet man am Freitag in Reaktion auf die Kritik ein anderes Bild von dem Streit. So habe das Ministerium für Inneres keine grundsätzlich ablehnende Haltung zu Löschflugzeugen, schrieb eine Sprecherin MDR SACHSEN-ANHALT. Überlegungen auf kommunaler Ebene mit privaten Anbietern zu kooperieren, die ein propellergetriebenes ehemaliges Agrarflugzeug einsetzen wollten, dass über eine Löschwasserkapazität von etwa 2.000 Litern verfüge und ortsnah stationiert sei, begrüßt das Ministerium nach eigenen Angaben sogar.

Diese Lösung könne sinnvoll sein, um dauerhaft und sehr schnell Löschwasser aus der Luft zum Einsatz bringen zu können, so die Sprecherin. "Skeptisch steht unser Haus vielmehr Bestrebungen gegenüber, größere Flugzeuge, die möglicherweise zunächst umgerüstet werden müssen, vorzuhalten."

Von großen Flugzeugen war in der Debatte jedenfalls öffentlich ohnehin nicht die Rede, sondern im Gegenteil von Kleinflugzeugen. Auch bekundete das Innenministerium bis vor wenigen Wochen durchaus noch eine grundlegend ablehnende Haltung gegenüber Löschflugzeugen. Wäldbrände würden vom Boden aus gelöscht, hieß es damals.

In den Wäldern unterhalb des Brockens im Harz kämpfen hunderte Feuerwehrleute weiter gegen einen Großbrand, der am Donnerstag ausgebrochen war. Das Feuer zwischen Schierke und Drei Annen Hohne ist laut Leitstelle mittlerweile räumlich unter Kontrolle. Es brenne auf einer Fläche von zehn bis 15 Hektar. Zuvor war die Rede von bis zu 37 Hektar.

MDR (Karin Roxer, Daniel Salpius)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 12. August 2022 | 13:00 Uhr

5 Kommentare

Ernie am 13.08.2022

Selbstgemachtes Elend!
Wie jetzt auch wieder, berennt es meistens an der Trasse der HSB.
Wir haben im kompletten Harz Waldbrandstufe 4 und 5. D.H. kein offenes Feuer, Grillen oder sonstige Brandgefahren. Wie kann es da sein, dass bei dieser Brandsituation ein feuerspuckendes Ungetüm in Form einer Dampflock mitten durch den Nationalpark zum Brocken rauscht ? Steht die HSB ausserhalb des Gesetzes ? Normalen Bürgern kann bei dieser Situation das Betreten des Waldes verboten werden. Bei Waldbrandstufe 4 und 5 mit einer Dampflock durch den NP zu rauschen, ist m.E. rechtswirdrig.
Ich sehe den Tatbestand des § 306f StGB, Herbeiführen einer Brandgefahr, als verwirklicht an. Warum ermittelt die Staatsanwaltschaft nicht gehen die HSB ? Politisch nicht gewollt ? Es sind doch nicht alle vor dem Gesetz gleich....

Ein Dorfjunge am 13.08.2022

Diese Flugzeuge von denen die Rede ist, fassen 2000 Liter, was mehr ist als die Hubschrauber der Polizei mitnehmen können, da es sich nicht um Schwerlasthubschrauber handelt und die Piloten auch über keine entsprechende Ausbildung verfügen und somit gar nicht mehr als die paar hundert Liter Wasser transportieren können.

Dann handelt es sich um ehemalige Agraflieger meistens Typ PZL, welche bereits zu DDR Zeiten als Löschflugzeug eingesetzt wurden und die brauchen keinen Flugplatz wie Ballenstedt, da reicht eine kleine Graspiste aus, wobei es noch mehr Landemöglichkeiten im Harz gibt (wie z.b. Hasselfelde).
Ein Hubschrauber ist zwar erstmal flexibler, doch solange weiterhin nur die der Polizei eingesetzt werden, wird es in Zukunft immer schwieriger werden Brände unter Kontrolle zu bringen. Alternativen sind nunmal nur Löschflugzeuge (auch kleine) oder spezielle Schwerlastlöschhubschrauber, welche mehrere Tonnen Wasser transportieren können.

walter helbling am 12.08.2022

Wirkungsvolle Löschflugzeuge haben eine Kapazität von mindestens 4000 Litern. Entweder sie können an Seen tanken, ansonsten kann man das vergessen. Zu großer Zeitverlust mit Befüllen, landen, starten.
Löschhelikopter sind da klar die bessere Lösung. Doch auch hier gilt: Effizient sind sie dann, wenn sie kurze Rotationen fliegen können. Das wiederum bedeutet die Schaffung von genügend Teichen. Gerade im eher gebirgigen Harz sind Helikopter klar im Vorteil, müssen Löschflugzeuge unnötige Risiken eingehen oder aus größerer Höhe Wasser abwerfen. Dieses erreicht dann nur noch teilweise das Ziel.

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