Elektrofahrzeug in der Ventingphase, das Fahrzeug wurde zuvor vorsätzlich für Versuchszwecke in den kritischen Zustand gebracht
Die Feuerwehr testet, wie sich brennende E-Autos löschen lassen. Das Fahrzeug wurde zuvor vorsätzlich für Versuchszwecke in den kritischen Zustand gebracht.  Bildrechte: Institut für Brand- und Katastrophenschutz Heyrothsberge

Institut der Feuerwehr in Heyrothsberge Frisch vom Band: Nagelneue E-Autos für die Forschung angezündet

28. Oktober 2024, 10:55 Uhr

Am Institut der Feuerwehr in Heyrothsberge haben in den vergangenen Tagen zahlreiche neue E-Autos gebrannt. Doch Gefahr bestand nicht. Die Autos wurden zu Forschungszwecken angezündet. Nun stehen die Ergebnisse des Versuchs fest.

Mehr als ein Dutzend E-Autos sind an Sachsen-Anhalts Feuerwehrschule in Heyrothsberge zu Testzwecken verbrannt worden. Wie Michael Neske, Abteilungsleiter Forschung am Institut der Feuerwehr, sagte, ging es darum herauszufinden, wie die brennenden PKW am besten gelöscht werden könnten.

Mit einem gezielten Stich in die Batteriespeicher habe man Kurzschlüsse erzeugt. "Das tat einigen bei uns weh", erinnert sich Neske schmunzelnd. Mehr als ein Dutzend Autos – frisch vom Band – seien für die Forschung den Flammen zum Opfer gefallen.

Brennende E-Autos: Löschwasser muss direkt in den Batteriespeicher

Die Gase, die nach dem Stich in den Batteriespeicher anschließend austraten, waren demnach giftig und hochentzündlich. Daher sei beim Löschen auch das Belüften wichtig, wenn ein Brand in geschlossenen Räumen ausbreche. Bei einsetzendem Funkenflug sei es schwer zu verhindern, dass ein E-Auto in Vollbrand gerate. "Wenn es zischt und ploppt ist es erstmal zu spät", sagte Neske. Feuerwehrleute sollten sich vor allem auch auf das Sichern der Umgebung fokussieren.

Dennoch könne das Löschen gelingen. Wichtig ist es laut Neske, die brennenden E-Autos genau mit Wärmebildkameras zu beobachten und möglichst schnell das Fahrzeug aus der Nähe zu löschen. Das "Löschen aus der Ferne" sei nicht effektiv gewesen. Entscheidend sei es schließlich gewesen, das Löschwasser über Öffnungen in den Batteriespeicher eindringen konnte. Das sei mit speziellen Geräten möglich, die jedoch teuer seien und eine Ausbildung erfordern.

Auf Youtube gibt die Feuerwehrschule Einblick in ihre Forschung. Hier sehen Sie den ersten Teil der Video-Reihe:

Im Detail: Diese Methoden zum Löschen von E-Autos hat die Feuerwehr erprobt

Bei ihren Versuchen haben die Feuerwehrleute den Batteriespeicher aufgestochen. Das anschließende "Venting", also das Austreten giftiger Gase, sei bei allen untersuchten Modellen unterschiedlich verlaufen, berichtete Michael Neske. Dann habe es fünf bis 25 Minuten gedauert, bis die Autos von den ersten Funken in den Vollbrand übergegangen seien.

Stand das Fahrzeug in Vollbrand, zeigte sich in den Versuchen, dass der "normale" Löschangriff, mit 2 Strahlrohren von Heck und Front gleichzeitig, wirksam war. Zudem ist Neske zufolge entscheidend, dass das Löschwasser in den Batteriespeicher gelangt. Beginnt ein E-Auto gerade, zu brennen, sei es schwer, zu löschen – aber möglich. Die Einsatzkräfte benötigten eine bis anderthalb Stunden, um das Auto mit wasserführenden Rohren und ohne Spezialgeräte zu löschen. Dabei sei vor allem wichtig, zu verhindern, dass das Feuer übergreift. Hier sollte insbesondere auf die hochentzündlichen Gase, die dabei austreten, geachtet und diese verdünnt werden.

Gerade in der Anfangsphase eines Brandes sind Neske zufolge Spezialgeräte wirksam, mit denen die Einsatzkräfte gezielt Löcher in die Batterie stechen und diese mit Löschwasser füllen können. Diese Geräte seien allerdings verhältnismäßig teuer und würden erheblichen Ausbildungsaufwand bedeuten.

Sogenannte Brandschutzdecken hätten in den Tests nur bedingte Effekte gezeigt. Allerdings könnten sie nach den Löscharbeiten helfen, das Wrack bei Abschleppunternehmen zu sichern.

Feuerwehr gibt Empfehlungen für Einsatzkräfte

In ihrem Fazit haben die Forscher mehrere Empfehlungen an die Feuerwehren gegeben, die bald in Merkblättern festgehalten werden sollen. Neske glaubt, gut trainierte Feuerwehrleute sollten mit brennenden E-Autos genauso gut zurechtkommen, wie mit Verbrennern.

Momentan werten die Forscher noch die durch die Löschversuche entstandenen Kontaminationen für Schutzkleidung und Löschwasser aus. Da bei E-Auto-Bränden generell toxische Schwermetalle freigesetzt würden, könne das möglicherweise umfangreiche Reinigungsmaßnahmen der Kleidung und der Löschgeräte nach sich ziehen. Neske will das Forschungsprojekt auch im kommenden Jahr fortsetzen, da für neue E-Autos höhere Sicherheitsvorschriften für die Batterien gelten. Er steht nach eigenen Angaben dazu schon in Verhandlungen mit den Herstellern.

Feuerwehrverband: Feuerwehren vorbereitet und geschult

Der Vorsitzende des Landesfeuerwehrverbands, Lohse, sagte, kurz nach Markteinführung habe man bei brennenden E-Autos noch erheblichen Aufwand betrieben. Heute seien die Feuerwehren besser vorbereitet und geschult. Da die Zahl der E-Autos auf den Straßen noch gering sei, höre man eher von Ausbildung und Übungen, als von echten Einsätzen. Lohse zufolge ist ein großes Problem die Nachbereitung des Einsatzes. Die Autos müssten nach den Löscharbeiten 24 Stunden überwacht werden. Nicht in jedem Landkreis in Sachsen-Anhalt sei das möglich. Das mache die Bergung zum Teil kompliziert.

MDR (Max Hensch, Oliver Leiste)

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 28. Oktober 2024 | 06:30 Uhr

27 Kommentare

randdresdner vor 4 Wochen

Das ist Ihre persönliche Zusammenfassung und ist ja vollkommen in Ordnung.
Laut der Internetseite von EWE und auch anderen Studien gibt es folgendes zu sagen:
"Demnach brennen von 100.000 Verbrennern 1.529,9 Exemplare, von 100.000 Elektroautos aber nur 25,1. In Prozentzahlen ausgedrückt, bedeutet das, dass nur 0,03 Prozent der E-Autos brannten. Im Vergleich hierzu gerieten 1,53 Prozent der Autos mit Benzinantrieb in Brand."

astrodon vor 4 Wochen

@Magdeburger: Erstens werden auch die Freiwilligen regelmäßig geschult. Zweitens sind die Batterien bestmöglich gegen Beschädigungen geschützt. Drittens reißen die Jungs ein "völlig deformiertes Fahrzeug" ohnehin auseinander. Und schlußendlich gibt es auch die Möglichkeit, mittels Injektion Wasser in die Batterie zu bekommen.
Zur Frage "Technologie nicht ausgereift": Es ist immer ein "learnig by doing" - ohne Technologie keine Problem, ohne Probleme keine Lösungen. Erst wenn irgend etwas tatsächlich im Einsatz ist können sich Probleme bemerkbar machen - die sind vorher nicht absehbar. Und dann werden Lösungen entwickelt.

Magdeburger Jung vor 4 Wochen

…bei einem völlig deformierten Fahrzeug nach einem Unfall findet die „Freiwillige Feuerwehr“ Löschstutzen in der Batterie….. Ha Ha Ha! Was rauchen sie denn?
Und das ist die völlig verblendete Ideologie der ……. na ja, den Ausdruck schenke ich mir.
Und damit ist wieder bewiesen, das diese Technologie lange noch nicht ausgereift ist und eigentlich doch eine Gefahr darstellt.

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