Analyse "Bei vielen Themen unkonkret" – Wie sich Scholz in Magdeburg geschlagen hat

26. August 2022, 06:51 Uhr

Bundeskanzler Olaf Scholz hat sich am Donnerstag in Magdeburg Fragen von Bürgerinnen und Bürgern gestellt. MDR-Reporter Uli Wittstock war vor Ort und meint: Scholz hat bei den Menschen durchaus überzeugt, blieb inhaltlich aber oft zu vage.

Für rund 90 Minuten ist Bundeskanzler Olaf Scholz am Donnerstagabend in der Festung Mark mit Bürgerinnen und Bürgern ins Gespräch gekommen. MDR-Reporter Uli Wittstock hat den SPD-Politiker bei der Veranstaltung beobachtet und schätzt seinen Auftritt ein.

MDR SACHSEN-ANHALT: Wie ist Scholz bei der Veranstaltung in Magdeburg angekommen?

Uli Wittstock: Insgesamt hat sich Scholz gut geschlagen – und konnte auch auch Detailfragen Antworten geben. Das hat den 150 zufällig ausgewählten Menschen vor Ort gut gefallen, zum Teil gab es für seine Antworten Szenenapplaus. Viele der Gäste haben dem Kanzler abgenommen, dass er sich Zeit für sie und ihre Anliegen nimmt. Zudem hat sich Scholz um eine verständliche Sprache bemüht – und dabei versucht, auf das typische "Politikersprech" aus Pressekonferenzen oder dem Bundestag zu verzichten.

Wie lief die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern aus Sachsen-Anhalt?

Scholz' ruhige Art passt durchaus zu den Menschen in Sachsen-Anhalt, das hat sich bei der Veranstaltung gezeigt. Der Kanzler wirkt ja häufig etwas dröge, doch das passt zum Typus der Menschen im Land. Auch den Sachsen-Anhaltern wird ja nachgesagt, eher etwas zurückhaltend zu sein, daher hat die Chemie gestimmt. Scholz selbst sprach eine geografische Beziehung zu Sachsen-Anhalt an: Die Elbe verbinde ihn als Hamburger natürlich mit Magdeburg.

Wo konnte der Bundeskanzler nicht überzeugen?

Wie bei anderen Auftritten blieb der Kanzler auch in Magdeburg bei vielen Themen unkonkret. Bei Fragen nach der Gasversorgung und dem Eintreten einer Gasknappheit hat Scholz um den heißen Brei herumgeredet. Auch zu den USA und Drohnenangriffen hat er sich nur ausweichend geäußert. Bei anderen Fragen, etwa zur Zukunft der Wälder, gingen die Antworten nicht über allgemeine Ankündigungen hinaus.

Welche Rolle haben die Proteste vor Ort gespielt?

Der Protest außerhalb der Festung Mark war zwar präsent, allerdings während der Veranstaltung kaum laut zu hören. Die Demonstrierenden haben Parolen wie "Scholz muss weg" gerufen. Zudem haben sie die Veranstaltung von außen per Livestream verfolgt und auf konkrete Antworten etwa mit Pfiffen reagiert. Gestört oder beeinflusst hat das den Bürgerdialog mit Scholz in der Festung Mark aber nicht.

Portrait-Bild von Uli Wittstock
Bildrechte: Uli Wittstock/Matthias Piekacz

Über den Autor Geboren ist Uli Wittstock 1962 in Lutherstadt Wittenberg, aufgewachsen in Magdeburg. Nach dem Abitur hat er einen dreijährigen Ausflug ins Herz des Proletariats unternommen: Arbeit als Stahlschmelzer im VEB Schwermaschinenbaukombinat Ernst Thälmann. Anschließend studierte er evangelische Theologie.

Nach der Wende hat er sich dem Journalismus zugewendet und ist seit 1992 beim MDR. Er schreibt regelmäßig Kolumnen und Kommentare.

MDR (Uli Wittstock, Felix Fahnert) | Zuerst veröffentlicht 25.08.2022

Dieses Thema im Programm: MDR SACHSEN-ANHALT – Das Radio wie wir | 25. August 2022 | 19:00 Uhr

18 Kommentare

schwarzinger am 27.08.2022

Was wollten Sie eigentlich zum Ausdruck bringen?
Das der Kanzler es vorzog sich nur unter handverlesenen Gästen zu bewegen und selbst den Hintereingang zu nutzen?
Ein Bürgerdialog sieht anders aus! An welche Ideen dachten Sie denn bei ihrer Kritik? Denen blieb nur diese Art auf sich aufmerksam zu machen.
Lustig finde ich auch Ihre Ansicht: "Mit denen ist eh kein sachliches und konstruktives Reden möglich." Wurde es denn versucht, oder doch nur unterbunden?
Für mich ist es alles andere als eine positive Bilanz.
Aber vielleicht könnten Sie ja mal erklären was daran ein positives Ergebnis war?

Peter am 26.08.2022

OOOO: Im Stile der 5. Kolonne verdrehen Sie Ursache und Wirkung des schlechten Verhältnisses zu Russland. Ausgangspunkt war der verbrecherische Überfall Putins auf die Ukraine.

DER Beobachter am 26.08.2022

0000 und seine Daumengeber machen mal wieder Propaganda für den Kriegsverbrecher, der nicht nur keine Hemmungen hat, ukrainische Menschen umbringen zu lassen, sondern sogar seine eigenen Landeskinder (durchaus im Sinne des Wortes) in seinem Angriffskrieg buchstäblich verheizen zu lassen und Gas und Getreide als globale Waffe einzusetzen. Was für erbärmliche Charaktere...

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